Rückversicherer hoffen auf höhere Prämien
sck München – In der heißen Phase der Vertragserneuerungsrunde zum Jahreswechsel hoffen die Rückversicherer auf steigende Prämien. “In Anbetracht der ohnehin angespannten technischen Ertragslage und der weiter gesunkenen Zinsen sind in vielen Segmenten höhere Rückversicherungspreise unerlässlich”, sagte Michael Pickel, Vorstandschef von E+S Rück, der für das Deutschlandgeschäft zuständigen Einheit der Hannover Rück, auf dem diesjährigen Branchentreffen in Baden-Baden.Auf dem Treffen leiten Erst- und Rückversicherer ihre turnusmäßigen Verhandlungen ein. “Anpassungsbedarf” nach oben besteht Pickels Worten zufolge vor allem bei Kraftfahrt- und Feuerindustrieversicherungen, aber auch bei Naturkatastrophendeckungen nach den beiden verheerenden Stürmen “Eberhard” und “Jörn”. Nur Wechsler profitierenDer schärfere Wettbewerb unter den Kfz-Versicherern werde nur Neukunden oder Wechslern geringere oder wenigstens stabile Prämien bringen, sagte Branchenexperte Andreas Kelb von der Hannover Rück laut Reuters. “Die Preissenkungen im Neugeschäft hindern Versicherer nicht daran, im Bestandsgeschäft Preisanpassungen nach oben vorzunehmen.”Die Allianz hatte mit der Übernahme der ADAC Autoversicherung angekündigt, dem Marktführer HUK-Coburg Marktanteile abjagen zu wollen. Im Branchenschnitt dürften die Prämien stabil bleiben, glaubt Kelb. E+S Rück ist der wichtigste Rückversicherer im Kfz-Geschäft. Die Einheit zählt 61 von 88 Auto-Haftpflicht- und Kasko-Versicherern zu ihren Kunden und hat deshalb einen umfassenden Überblick über den Markt.Kelb rechnet damit, dass die Kfz-Versicherer wegen der steigenden Kosten für die Abwicklung der Schäden 2020 stärker unter Druck kommen. Dann dürfte nur noch 1 % der Brutto-Beitragseinnahmen von 28,7 (2019: 28,3) Mrd. Euro als Gewinn hängen bleiben. Im laufenden Jahr sind es voraussichtlich noch 3 %.Im schwierigen Marktumfeld versucht der Branchenprimus Munich Re indes, mit Hilfe neuer Einnahmequellen lukrativ zu wachsen. Angesichts wachsender Gefahren durch Hackerangriffe und Schadsoftware rechnet der Dax-Konzern mit einer stark steigenden Nachfrage nach Cyberversicherungen in Europa. Die Prämieneinnahmen der Branche in diesem Segment dürften bis zum Jahr 2025 von zuletzt 600 Mill. auf 5 Mrd. Dollar wachsen, sagte Vorstandsmitglied Doris Höpke in Baden-Baden laut dpa-afx. Dies entspricht einem jährlichen Wachstum um durchschnittlich 37 %.Nach Ansicht Höpkes dürfte Europa beim Schutz gegen Cyberrisiken damit in einigen Jahren auf Augenhöhe mit den USA sein. Von dort kommt bisher der Löwenanteil des Geschäfts. Laut Munich Re umfasste das Segment im vergangenen Jahr weltweit 5,3 Mrd. Dollar Prämien. – Interview Seite 4