Monte-Carlo-Branchentreffen

Rückversicherer erhöhen Preise

Der Preistrend in der Rückversicherung geht weiter nach oben. Die Hannover Rück bezeichnet die Verteuerung von Deckungen als notwendig.

Rückversicherer erhöhen Preise

ak Köln

Rückversicherung wird im kommenden Jahr noch teurer. Mit der Hannover Rück hat jetzt auch der vierte des weltweiten Marktführer-Quartetts diese Einschätzung beim virtuellen Monte-Carlo-Treffen der Branche abgegeben. „Wir erwarten einen aktuellen Trend zu weiteren Preiserhöhungen“, sagte Hannover-Rück-Chef Jean-Jacques Henchoz in einer Telefonkonferenz mit Blick auf den Jahreswechsel, an dem die Mehrheit der Verträge erneuert werden. In der Schaden-Rückversicherung sei die Steigerung notwendig, um weiterhin zuverlässigen Risikoschutz einem herausfordernden Umfeld bieten zu können.

Teures drittes Quartal

Im dritten Quartal haben Hurrikan „Ida“, die Flutkatastrophe in Deutschland und die Unruhen in Südafrika, wo der Konzern vergleichsweise stark exponiert ist, das Großschadenbudget strapaziert. Komme es im vierten Quartal nicht zu weiteren Großereignissen, würde sich die Belastung aber noch im dafür reservierten Rahmen bewegen. Henchoz bestätigte die Finanzziele seines Konzerns für das Gesamtjahr. Die Hannover Rück strebt einen Nettogewinn zwischen 1,15 und 1,25 Mrd. Euro an, was einem Plus von bis zu 42% entsprechen würde. Damit würde der drittgrößte Rückversicherer der Welt nach Munich Re und Swiss Re knapp das Vor-Pandemie-Niveau von 2019 wieder erreichen.

Für eine Schätzung der eigenen Belastung durch Hurrikan „Ida“ sei es noch zu früh, hieß es. Für die Flutkatastrophe durch das Tief „Bernd“ von Mitte Juli erwartet die Hannover Rück, dass die Schäden für die deutsche Versicherungsbranche die bisherigen vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft prognostizierten 7 Mrd. Euro noch übersteigen könnten. Die Zahl der Schäden sei mittlerweile gemeldet, aber wie hoch der durchschnittliche Schaden ausfalle, sei immer noch unklar, sagte Vorstandsmitglied Michael Pickel. Viele Erstversicherungskunden würden weiterhin ihre Zahlen anheben. Anfang August hatte die Hannover Rück ihre voraussichtliche Flutbelastung (netto nach Retrozession) auf 200 bis 250 Mill. Euro beziffert.

Trotz der zahlreichen Herausforderungen – neben den Naturkatastrophenschäden sind das die Inflationstendenzen, niedrige Zinsen und Cyberrisiken – bezeichnete Henchoz den Ausblick als positiv. Das unruhige Marktumfeld treibe die Kunden zu Qualitätsanbietern. Mit ihrer starken Kapitalausstattung beweise die Hannover Rück ihre Resilienz.

Wachstum verzeichnen die Hannoveraner auch in Nischenmärkten, in denen sie stark engagiert sind. Das Geschäft in der strukturierten Rückversicherung liege über den Erwartungen, sagte Vorstandsmitglied Silke Sehm. Die Nachfrage nach innovativen und maßgeschneiderten Rückversicherungslösungen steige unvermindert an. „Es zeichnen sich Neugeschäftschancen auf nahezu allen Kontinenten ab.“ Das Portfolio der Hannover Rück liege mittlerweile bei rund 3 Mrd. Euro. In der vergangenen Dekade sei das Volumen verdreifacht worden. Generell habe sich das Kaufverhalten vieler Kunden zuletzt hin zu ganzheitlichen Rückversicherungslösungen verschoben. Grund sei, dass die Anforderungen an das Kapital- und Risikomanagement immer komplexer würden.

Mehr Cat Bonds

Auch am Wachstum des Marktes für Versicherungsverbriefungen (Insurance Linked Securities – ILS) partizipiert die Hannover Rück. Im laufenden Jahr hat sie nach eigenen Angaben bereits vier Cat Bonds für US-Kunden mit einem Volumen von 1,4 Mrd. Dollar an den Kapitalmarkt begleitet.

Sehm sagte, für den Gesamtmarkt werde ein Rekord-Emissionsvolumen an Cat Bonds in diesem Jahr erwartet. Die Platzierungen dürften das alte Hoch von 12 Mrd. Dollar (ohne Mortgage Bonds) übersteigen. In den nächsten Jahren dürfte die Nachfrage nach Katastrophenanleihen moderat zunehmen. Da die Investoren in diesem Markt für Spitzenrisiken geringere Verlust hinnehmen mussten als im anderen ILS-Segment, der Collateralized Reinsurance, sei das Segment derzeit „en vogue“, erläuterte Henning Ludolphs, ILS-Experte der Hannover Rück.

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