Russischer Oligarch nimmt Raiffeisenbank als Geisel für Strabag-Anteil
Oligarch nimmt Raiffeisenbank als Geisel
Deripaska verklagt Strabag-Aktionäre und Banktochter in Kaliningrad auf 1,9 Mrd. Euro
cru Frankfurt
Der russische Oligarch Oleg Deripaska kämpft um seine frühere Beteiligung von 28% am österreichischen Baukonzern Strabag. Er gilt als Vertrauter Wladimir Putins und steht deshalb auf der Sanktionsliste des Westens. Deripaska nimmt dafür die russische Tochter der österreichischen Raiffeisenbank International (RBI) gleichsam als Geisel, um den Wert seiner ehemaligen Strabag-Beteiligung freizupressen. Er hat offenbar dafür gesorgt, dass die Bank, die wegen ihres gut laufenden Russlandgeschäfts im Westen politisch unter Druck steht, ihre russische Tochter nicht verkaufen kann.
Bei Strabag war Deripaska zunächst von seinen österreichischen Mitaktionären, allen voran von der Familie des Gründers Hans-Peter Haselsteiner, entmachtet worden, bevor er seine Strabag-Anteile an die russische Gesellschaft Iliadis JSC verkaufte, die einem Konsortium von nicht sanktionierten Geschäftsleuten gehört.
Deripaska fordert 1,9 Mrd. Euro Schadenersatz
Jetzt hat Deripaska über die Holding MKAO „Rasperia Trading Limited“ (Rasperia) die österreichischen Hauptaktionäre des österreichischen Baukonzerns Strabag und die russische Tochter der österreichischen Raiffeisenbank International namens AO Raiffeisenbank vor einem staatlichen russischen Gericht in Kaliningrad verklagt. Die Holding wird von dem Oligarchen indirekt kontrolliert. Über sie hielt er 28% der Anteile an Strabag. „Rasperia behauptet, dass die von ihr gehaltenen Strabag-Aktien für sie wertlos seien, wegen der Maßnahmen, die Strabag und die Kernaktionäre aufgrund der Sanktionen gesetzt hatten“, teilte Strabag am Freitag mit.
Tatsächlich ist das Aktienpaket eingefroren und Rasperia erhält keine Dividenden der Strabag. Im Kern werfe Rasperia der Strabag SE und den Kernaktionären nun tatsächlich vor, sich in der EU sanktionskonform zum Nachteil von Rasperia verhalten zu haben. Der geforderte Schadenersatz in Höhe von 1,9 Mrd. Euro solle in Russland bei der AO Raiffeisenbank „lukriert“ (gewonnen) werden, da eine Vollstreckung in Europa „naturgemäß aussichtslos“ sei.
Teilverkauf liegt auf Eis
In diesem Kontext wurde auch über die Aktienbeteiligung der RBI an ihrer russischen Tochter AO Raiffeisenbank vom russischen Gericht eine Verfügungsbeschränkung verhängt, so dass die russische Tochter nicht verkauft werden kann, wie am Donnerstagabend von der Raiffeisenbank International veröffentlicht wurde.
Aufgrund dieser Entscheidung liege nun ein möglicher Teilverkauf der Bank auf Eis. „Das erschwert den Verkaufsprozess, in dem die RBI eine Mehrheitsbeteiligung an der Raiffeisenbank veräußern will, und wird unweigerlich zu weiteren Verzögerungen führen“, erklärte die Bank. „Nach derzeitiger Einschätzung werden keine wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Strabag SE erwartet“, erklärte der Baukonzern.
Eingefrorene Gewinne
Zuvor hatte die Raiffeisenbank versucht, ihre eingefrorenen Gewinne aus Russland herauszuholen. Einen großen Teil ihres Gewinns macht die Bank in Russland. Aber die russische Tochter konnte das Geld nicht überweisen. Deshalb wollte die RBI offenbar über die russische Tochter für rund 1,5 Mrd. Euro die 28% an Strabag von der russischen MKAO Rasperia kaufen. So wäre aus nicht verwendbarem Gewinn in Russland eine Baukonzern-Beteiligung in Österreich an der Strabag geworden. Doch der Deal wurde vom Westen vereitelt, weil er Deripaska genutzt hätte.