"Sandy" kostet Versicherer bis zu 10 Mrd. Dollar
ak/scd Düsseldorf/New York – Hurrikan “Sandy” hat an der Ostküste der USA gewaltige Schäden angerichtet. Die Schätzungen – noch bevor sich das Wetter wieder ganz beruhigt hat – belaufen sich auf einen volkswirtschaftlichen Schaden zwischen 10 und 20 Mrd. Dollar. Die Börsen in New York bleiben am Dienstag den zweiten Tag in Folge geschlossen. Das Finanzzentrum der größten Volkswirtschaft der Welt wurde in Teilen von einer bis zu vier Meter hohen Flutwelle getroffen. Nach einer ersten Prognose der US-Risikomodellierungsagentur Eqecat werden sich die versicherten Schäden auf 5 bis 10 Mrd. Dollar belaufen. Damit wäre “Sandy” für die weltweite Assekuranz ein großes, aber beherrschbares Ereignis. Rückversicherer rechnenDie weltgrößten Rückversicherer Munich Re und Swiss Re wollten sich noch nicht zu der erwarteten Belastung äußern. Die Munich Re erklärte, die Kombination aus einem Hurrikan zur Vollmondphase und damit bei stärkeren Gezeiten und einem Aufeinandertreffen mit einem anderen Sturmsystem über Land sei schon ein recht seltenes Ereignis. “Andererseits war Sandy ein Hurrikan der Kategorie 1, also der niedrigsten von fünf Stufen. Das bedeutet, dass Sandy zwar ein starkes und vor allem großes Sturmsystem war, aber mit moderaten Windgeschwindigkeiten verglichen mit vielen Hurrikanen im Golf von Mexiko.”Nach Ansicht der Munich Re sind die Überflutungen das größere Problem. Gegen Überschwemmungsschäden seien private Wohngebäude in den USA größtenteils nicht in der privaten Versicherungswirtschaft abgesichert, sondern über einen staatlichen Pool (NFIP). Dagegen würden Überschwemmungsrisiken im gewerblichen und industriellen Bereich üblicherweise von der privaten Versicherungswirtschaft getragen. Ein Commerzbank-Analyst rechnete laut dpa vor, bei einem versicherten Schaden von 5 Mrd. Dollar könnte die Munich Re mit 250 Mill. Dollar vor Steuern belastet sein. Die Aktien der Munich Re legten am Dienstag sogar leicht zu und gingen mit + 0,6 % bei 122,60 Euro aus dem Handel. Auch Swiss Re konnten in Zürich Gewinne von mehr als 1 % verbuchen.Die Ratingagentur Fitch warnte, auf die Versicherer könnten hohe Schäden durch Betriebsunterbrechungen zukommen. Typischerweise beginne der Versicherungsschutz nach einer Wartefrist von meist 72 Stunden. Danach ersetzten die Versicherer die Ausfälle durch einen lahmgelegten Betrieb, bis die Anlage oder die Büros wieder repariert und funktionstüchtig seien. Cat Bonds leicht gefährdetAm Markt für Katastrophenanleihen hielt sich die Aufregung durch “Sandy” in Grenzen. Zwar sind mit diversen Cat Bonds Hurrikan-Risiken aus den betroffenen Regionen an den Kapitalmarkt transferiert worden. Doch der auf Insurance-Linked Securities (ILS) spezialisierte Investment Manager Plenum aus Zürich teilte in einer ersten Einschätzung mit, er rechne nicht mit dem Ausfall von Cat Bonds: “Da Cat Bonds überwiegend Windschäden decken und weniger zu Schäden und Verlusten aus Hochwasser exponiert sind, rechnen wir nicht damit, dass es zu Ausfällen von Cat Bonds kommen wird.” “Sandy” werde wohl aber zu Verlusten in Bond-Strukturen beitragen, die Schäden über die Laufzeit aggregieren. Hier kommt es zu einem Default, sobald sich eine bestimmte Schadenhöhe aufsummiert hat.Ein Sprecher des Versorgers Consolidated Edison warnte am Dienstag, der Stromausfall im südlichen Manhattan könne noch Tage andauern. Grund sei die Explosion in einem Umspannwerk. Der Finanzdistrikt der Metropole und die Wall Street standen unter Wasser. Der Börsenbetreiber Nyse Euronext teilte mit, am Mittwoch sei geplant, den Handel wieder zu starten. Konzerne verschieben ZahlenBis gestern mussten aufgrund des Hurrikans mehr als 15 000 Flüge von und nach Boston, Washington oder New York annulliert werden. Auch zahlreiche Rechenzentren waren betroffen und legten Tausende von Webseiten lahm. Auch viele Internetverbindungen funktionierten nicht. Einige US-Unternehmen verschoben in der laufenden Quartalssaison die Veröffentlichung ihrer Zahlen. Dazu gehören auch der Pharmariese Pfizer, der Finanzdienstleister Thomson Reuters und der Energieversorger NRG Energy.Der Fastfood-Konzern Burger King dagegen ließ sich durch “Sandy” nicht beeindrucken und legte seinen Zwischenbericht vor. Pfizer kündigte an, am Donnerstag die Zahlen zu publizieren. Alarm im AtomkraftwerkIm ältesten Atomkraftwerk der USA, Oyster Creek, wurde nach Angaben der US-Atomaufsichtsbehörde NRC Alarm ausgelöst, weil der Wasserspiegel ansteige. Die Anlage war jedoch wegen Wartungsarbeiten bereits abgeschaltet.