Santander profitiert vom geografischen Mix
ths Madrid
Eine globale Aufstellung ist Santander angesichts der instabilen Lage in der Welt einmal mehr zugutegekommen. Spaniens größte Bank erwirtschaftete in den ersten drei Monaten des Jahres einen Reingewinn von 2,54 Mrd. Euro, 58% mehr als im ersten Quartal 2021, wie das Kreditinstitut am Dienstag bekannt gab. Das war mehr als von den meisten Analysten erwartet.
Der üppige Gewinnanstieg von Startquartal zu Startquartal geht auch darauf zurück, dass die Großbank im vergangenen Jahr 530 Mill. Euro für den Umbau in Großbritannien und Portugal zurückgestellt hatte und eine vergleichbare Last diesmal ausblieb. Dieser Effekt, wie auch der Stellenabbau auf dem spanischen Heimatmarkt, ließ die Gewinne in Europa um 32% steigen. In den USA und Brasilien, den beiden größten Märkten von Santander, gingen die Gewinne dagegen leicht zurück.
Vom russischen Angriffskrieg in der Ukraine sind die Spanier direkt kaum betroffen. Indirekt drückt das geringere Wachstum aufs Geschäft und die Inflation auf die Kosten. Europa sei vom Konflikt mehr betroffen als Nord- und Südamerika, vermerkte der CEO von Santander, José Antonio Álvarez, vor der Presse in Madrid. Das drückt sich in einer Abwertung des Euro gegenüber amerikanischen Währungen aus. Daher verbesserten Währungseffekte diesmal die Quartalszahlen der Bank.
Im operativen Bankgeschäft lief es für Santander zum Jahresauftakt trotz der widrigen Umstände gut. Die Einlagen und Kredite wuchsen um jeweils 5%. Im Hypothekengeschäft erwartet Álvarez für den Rest des Jahres ein anhaltend starkes Wachstum. Die restliche Kreditvergabe verlaufe „normal“, bei Unternehmen sei sie „stabil“, so der CEO. Álvarez befürchtet keine großen Zahlungsausfälle infolge des Ukraine-Kriegs, aber die Bank bleibt bei der Kreditvorsorge dennoch vorsichtig.
Santander kann den derzeitigen Problemen vieler Branchen durch die Engpässe bei den Lieferketten sogar einen positiven Aspekt abgewinnen. Wegen der Schwierigkeiten der Autobauer in den USA wachse dort der Markt für Gebrauchtwagen, was wiederum dem Hauptgeschäft der Spanier mit Autokrediten hilft. In Deutschland verzeichnet das Institut Erfolge mit der Einführung der reinen Online-Bank Openbank. Diese hat im ersten Quartal 52% mehr Kredite vergeben und 18% an Einlagen hinzugewonnen. Santander setzt auch immer mehr auf das Corporate und Investment Banking, ein Bereich, in dem Spaniens große Banken traditionell weniger aktiv sind. Die Sparte erhöhte den Gewinn bis März um 10% auf 760 Mill. Euro.
„Wir betrachten Santanders Diversifizierung, wie auch die größere Gewichtung des Verbraucher- und Retailgeschäfts als attraktiv im gegenwärtigen Umfeld“, kommentieren die Analysten von Jefferies. Bei den Expansionsplänen der Spanier steht derzeit Mexiko im Fokus, wo die Citigroup Teile von Banamex veräußern will. Noch sei kein konkretes Angebot auf dem Tisch, da sich der Prozess verzögere, hieß es aus dem Management von Santander.
Die Bank bestätigt ihre Ziele für 2022, die ein Wachstum der Erlöse im mittleren einstelligen Bereich und eine Eigenkapitalrendite (ROTE) von 13% vorsehen.
Santander | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Quartal | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Bruttoerträge | 12 305 | 11 390 |
Zinsüberschuss | 8 855 | 7 956 |
Provisionsüberschuss | 2 812 | 2 548 |
Handelsergebnis | 638 | 886 |
Betriebskosten | −5 535 | −5 118 |
Reingewinn | 2 543 | 1 608 |
Gewinn je Aktie (Euro) | 0,141 | 0,116 |
Bilanzsumme (Mrd.) | 1 666 | 1 563 |
Eigenkapitalrendite (ROE, in %) | 11,49 | 9,80 |
Aufwand-ErtragQuote (%) | 45,0 | 44,9 |
Börsen-Zeitung |