Spanien

Santander sieht Krise überwunden

Spaniens Branchenprimus hält sich für die Folgeschäden der Corona-Pandemie gerüstet und verzichtet erst einmal auf zusätzliche Risikovorsorge für Covid-19. Die Diversifizierung zahlt sich in Corona-Zeiten aus.

Santander sieht Krise überwunden

José Antonio Álvarez wollte bei der Vorlage der Quartalszahlen am Mittwoch nicht allzu euphorisch klingen und warnte vor den anhaltenden Ungewissheiten der Corona-Pandemie. „Aber die Situation hat sich viel besser entwickelt, als wir erwartet hatten“, räumte der CEO von Santander dann doch ein. Der Reingewinn von Januar bis März fiel mit 1,6 Mrd. Euro fast fünfmal höher aus als im Vorjahreszeitraum, als die Bank nach dem Ausbruch der Pandemie massive Rückstellungen gebildet hatte. Diesmal sei dagegen keine Corona-spezifische Risikovorsorge verbucht worden.

Bei der Kreditvergabe in Europa und Südamerika sowie den Provisionen habe die Bank wieder das Niveau von vor Beginn der Coronakrise erreicht, hieß es in Madrid, wie der Zins- und der Provisionsüberschuss in konstanten Wechselkursen widerspiegeln. Das Investment Banking verdiente mit 704 Mill. Euro gar 64% mehr als im Vorjahr. Die Lockdowns haben aber auch Santander zu einem unerwarteten Sprung bei der Digitalisierung des Geschäfts verholfen. Mit dem Kauf des Kerngeschäfts der insolventen Wirecard werden die Kapazitäten im Bereich Zahlungsverkehr erweitert.

Ana Botín, die Vorsitzende von Spaniens größtem Kreditinstitut, unterstrich die Vorteile der geografischen Diversifizierung. „Wir vertrauen darauf, unsere Ziele für 2021 zu erreichen“, schrieb Botín. So löste das Geschäft in den USA im ersten Quartal erstmals Brasilien als wichtigsten Gewinnbringer ab. Das lag jedoch auch an der deutlich geringeren Risikovorsorge. „Ich weiß nicht, ob dieses Level aufrechtzuerhalten ist, aber die Perspektiven sind gut“, erklärte Álvarez. Sein Finanzvorstand Jaime Sáenz de Tejada verwies auf „den beachtlichen Fortschritt bei den Impfungen“ und das Wirtschaftspaket der Regierung von Joe Biden. Santander will das US-Geschäft noch stärker mit der Tochter in Mexiko verzahnen. Derzeit läuft ein Angebot für die ausstehenden 8 % der Aktien der mexikanischen Bank in Händen von Minderheitsaktionären.

In Südamerika ist Brasilien, der größte Markt der Spanier, zwar stark vom Sars-CoV-2-Virus getroffen worden. Doch die Tochter erreichte eine bereinigte Eigenkapitalquote (Rote) von rund 20 % und die Zinsen steigen in dem südamerikanischen Staat.

In Europa hofft Santander nach dem Stellenabbau in Spanien und Großbritannien darauf, die Ertragskraft zukünftig wieder zu steigern. In der Quartalsbilanz sind noch einmal 530 Mill. Euro für den Umbau in Portugal und dem Vereinigten Königreich enthalten. Das soll es dann aber gewesen sein, versicherte Álvarez. Die jüngst von der spanischen Wirtschaftsministerin Nadia Calviño geäußerte Kritik an den Gehältern der Bankmanager angesichts der Stellenkürzungen wies der CEO zurück mit dem Verweis auf den hohen Grad der Regulierung der Finanzbranche.

Santander erwartet, dass die europäische Zentralbank bis September ihre Einwände gegen hohe Dividenden zurücknimmt, und stellte daher 40% des Gewinns des ersten Quartals für eine eventuelle Ausschüttung an die Aktionäre zurück. Die harte Kernkapitalquote verblieb Ende März bei 11,89%.

Die spanische Großbank kündigte Veränderungen auf den Spitzenposten in Europa an, um die Töchter stärker zu verzahnen.

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