Schanghai buhlt um internationale Anleger
mmk Frankfurt – Shanghai Stock Exchange und Hong Kong Stock Exchange haben gestern in Frankfurt die Werbetrommel für das neue Investitionsprogramm Shanghai Hongkong Stock Connect gerührt, das im kommenden Monat starten soll. Der Besuch am Main war dabei eine Etappe einer weltweiten Roadshow.China erhofft sich von dem neuen Programm stattliche Kapitalzuflüsse in die Märkte auf dem Festland. Die Volksrepublik verzichtet erstmals darauf, einzelnen ausländischen Anlegern eine Quote zuzuteilen, und hat nur das gesamte Investitionsvolumen gedeckelt.Shanghai Hongkong Stock Connect gibt internationalen Investoren freien Zugang zu chinesischen A-Aktien, die bislang nur einem ausgewählten Anlegerkreis zugänglich waren. Diese mussten unter den Programmen QFII und RQFII jeweils eine Quote beantragen.Die Roadshow wurde von HSBC organisiert und begleitet. Die Großbank dürfte einer der großen Profiteure des neuen Programms sein. Schließlich werden die Anleger von Hongkong aus auf dem chinesischen Festland investieren. Und als einer der großen Broker mit Tochtergesellschaften in aller Welt gilt die britische Großbank als guter Anlaufpunkt. Über Shanghai Hongkong Stock Connect kann jedermann auf dem sogenannten Northbound-Teil des Programms chinesische A-Aktien kaufen. Der Southbound Part, über den von Schanghai aus in Hongkong investiert werden kann, ist hingegen chinesischen Unternehmen und sehr vermögenden Privatleuten, den sogenannten High Net Worth Individuals, vorbehalten. Verwahrer vor Ort”Wir bieten eine integrierte Lösung an, die es institutionellen Anlegern ermöglicht, zu Beginn des Programms startbereit zu sein”, sagte Steven Sun, Chefstratege für chinesische Aktien bei HSBC, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Ausländische Investoren brauchen für ihre China-Festland-Investments eine Anlaufstelle in Hongkong, über die sie sich Offshore-Renminbi für die Abwicklung ihrer Geschäfte besorgen können. Zudem benötigen sie einen Verwahrer für ihre Papiere. Angesichts dessen hoffen HSBC und andere Broker auf ordentlich Neugeschäft.Die Roadshow ging bereits durch die USA und London und wird nun andere europäische Großstädte besuchen. Anschließend geht es nach Dubai und in andere Staaten im Mittleren Osten. “Wir beobachten ein hohes Interesse von institutionellen Investoren und gehen davon aus, dass Stock Connect ein Katalysator für die Teilnahme ausländischer Anleger am Markt für A-Aktien sein wird”, sagte Sun.Derzeit halten ausländische Anleger rund 2 % des gesamten Volumens am Markt für A-Aktien, der eine Marktkapitalisierung von 17 Bill. Renminbi (2,2 Bill. Euro) aufweist. HSBC geht davon aus, dass dieser Anteil in den kommenden drei bis fünf Jahren auf 7 % bis 10 % steigen könnte. Ausbaufähige QuoteHSBC erwartet in ganz China eine starke Kursentwicklung. Die Marktkapitalisierung der Volksrepublik könnte im Jahr 2020 somit die Marke von 7,7 Bill. Euro erreichen. Sollte dieses Szenario eintreten, würden in sechs Jahren A-Aktien im Wert von 770 Mrd. Euro in der Hand ausländischer Investoren liegen. Angesichts dessen wirkt die aktuell geplante Quote von 300 Mrd. Renminbi recht bescheiden.Analysten gehen aber davon aus, dass die Quote recht bald angehoben wird. Schließlich ist die chinesische Regierung bestrebt, ausländisches Geld einzusammeln, indem sie Kapital in den Aktienmarkt lockt – der seit mittlerweile sieben Jahren ein Bärenmarkt ist. Angesichts dessen dürfte die Volksrepublik mittelfristig ein Interesse an einer höheren Quote haben. Enge ÜberwachungZusätzlich zu der Quote von 300 Mrd. Renminbi hat China auch ein tägliches Limit von 13 Mrd. Renminbi eingezogen. Daher gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Ist die Quote ausgeschöpft, werden alle weiteren Orders nicht mehr ausgeführt. Experten gehen davon aus, dass die Regierung vor allem diese Quote eng überwacht, um ein Gefühl für das Interesse der Investoren und deren Marktverhalten zu bekommen. Theoretisch könnte die Grenze bereits nach nur einem Monat angehoben werden.Stock Connect wird derzeit getestet. Der Probelauf wird bis Mitte Oktober andauern. Marktteilnehmer rechnen mit einem Start in der zweiten Monatshälfte.