Schärfere Vorgaben für Schweizer Banken

Kapitalpuffer für Immobilienrisiken wird verdoppelt

Schärfere Vorgaben für Schweizer Banken

dz Zürich – Die Schweizer Behörden meinen es offensichtlich ernst mit ihrem Kampf gegen die Immobilienblase. Gestern hat der Bundesrat als zuständige Regierungsbehörde auf Antrag der Schweizerischen Nationalbank (SNB) eine weitere Erhöhung des sogenannten antizyklischen Kapitalpuffers beschlossen. Ab dem 30. Juni müssen die Banken Hypotheken auf Wohnimmobilien in der Schweiz mit 2 % mehr Eigenmitteln unterlegen. Damit wird der im Februar 2013 erstmals aktivierte Puffer verdoppelt. Bezogen auf den Gesamtbestand an Hypotheken für Privatimmobilien, der Ende November 652 Mrd. sfr (529 Mrd. Euro) erreicht hatte, entspricht dies einem zusätzlichen, risikogewichteten Kapitalbedarf von über 3 Mrd. sfr. Für die Beschaffung der zusätzlichen Mittel gewährt die SNB den Banken fünf Monate Zeit (bis Ende Juni). Im vergangenen Jahr hatte die Frist noch sieben Monate betragen.Die SNB und das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) begründen die Maßnahme mit der Zunahme von Ungleichgewichten am Schweizer Hypothekarmarkt im vergangenen Jahr. In der Tat ist der für den Puffer relevante Hypothekenbestand in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres um 3,5 % gestiegen, während das Bruttoinlandprodukt laut Schätzungen nur um knapp 2 % gewachsen sein dürfte. Allerdings war die Dynamik im Jahr vor der ersten Aktivierung des Puffers noch deutlich ausgeprägter. Damals belief sich die Zunahme des Hypothekenbestandes auf 5,7 %, während die Schweizer Wirtschaft um lediglich 1 % gewachsen war.Die offensichtliche Verlangsamung der Dynamik im Hypothekenmarkt deutet an, dass die bisher ergriffenen Maßnahmen nicht ohne Wirkung geblieben sind. Neben dem Kapitalpuffer haben auch die Banken selber Aktivitäten zur Selbstbeschränkung und Risikovorsorge ergriffen. So wurden Mitte 2012 schärfere Grundsätze für die Vergabe von Hypothekendarlehen stipuliert. Empfohlen wird im Rahmen dieser Grundsätze, dass Hypotheken jenseits einer Belehnungsgrenze von 67 % amortisiert werden müssen. Zudem sollen Eigenheimkäufer mindestens 10 % Eigenkapital mitbringen.Diese Parameter sollen ungeachtet des erhöhten Puffers weiter verschärft werden. Entsprechende Gespräche zwischen der SNB, der Finanzmarktaufsicht Finma und dem EFD seien derzeit im Gang, hieß es gestern von Seiten der Behörden. Entsprechend frustriert reagierten die Banken. Man hätte sich vom Bundesrat eine gemeinsame Lagebeurteilung gewünscht, bevor diese “einseitige Maßnahme” beschlossen wurde, schrieb die Schweizerische Bankiervereinigung. Der Entscheid des Bundesrates sei “enttäuschend” und auch “kein zielführendes Mittel zur Steuerung der Immobilienpreise”.Im Unterschied zur ersten Pufferaktivierung, in der auch die Finma nicht auf der Seite der SNB und des Bundesrates stand, stellen sich die Bankenaufseher diesmal nicht quer. Sie unterstützen die Entscheidung “aus systemischer Perspektive” und erachten weitere Maßnahmen als “notwendig”.Die Bankenaufseher wissen freilich, dass die SNB die Erhöhung des Kapitalpuffers nicht primär mit Blick auf den aktuellen Zustand der Bankbilanzen verlangt, sondern präventiv, um die eigene Nullzinspolitik bzw. den Euro-Mindestkurs von 1,20 sfr beibehalten zu können. Die SNB befürchtet, dass sie mit ihrer Politik des billigen Geldes der Gefahr einer Immobilienblase selber Vorschub leistet. Normalerweise würden Notenbanken in einem gefährlich boomenden Kreditmarkt die Leitzinsen erhöhen. Der SNB sind seit der Einführung des Euro-Mindestkurses am 8. September 2011 aber die Hände gebunden, weil sie nicht gleichzeitig ein Zins- und ein Wechselkursziel verfolgen kann.Während der Kapitalpuffer zu einem weiteren Anstieg der Hypothekenzinsen und damit – konform mit dem Ziel der SNB – zu einem Rückgang der Kreditnachfrage führen dürfte, hält sich der Effekt für die Banken in eher engen Grenzen. Das kumulierte Eigenkapital der Schweizer Banken belief sich per Ende November auf 181 Mrd. sfr. Der Puffer beträgt laut Gesetz maximal 2,5 %.