Schnabel warnt vor Rezessionseffekt

Designiertes EZB-Direktoriumsmitglied sieht gute Gründe für Verschärfung der Vorgaben an Banken

Schnabel warnt vor Rezessionseffekt

Die für das EZB-Direktorium nominierte Wirtschaftsweise Isabel Schnabel hat am Freitag vor den Folgen einer Rezession für Banken gewarnt. Zugleich ortete sie Spielraum für eine weitere Verschärfung makroprudenzieller Instrumente. Eine Lockerung des antizyklischen Kapitalpuffers sei ohnehin kaum möglich.bn Frankfurt – Das designierte EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel hat davor gewarnt, den Effekt einer wirtschaftlichen Eintrübung auf den Bankensektor zu unterschätzen. In den vergangenen Jahren sei die Risikovorsorge der Banken deutlich gefallen, erklärte sie am Freitag auf einer Konferenz in Frankfurt. Dies sei auf eine ungewöhnlich gute konjunkturelle Entwicklung in den vergangenen Jahren zurückzuführen. “Wir sollten uns jedoch nicht vormachen, dass die Banken tatsächlich so widerstandsfähig seien, wie es die Zahlen nahelegen”, schränkte sie ein. Wenn eine Rezession eintrete, könnten diese rasch anders aussehen. “Dann wird es einen Anstieg der Kreditausfälle, der notleidenden Forderungen, der Risikoaktiva und der Risikovorsorge geben”, erklärte sie.Zugleich glaubt Schnabel, dass es “nach wie vor gute Argumente geben dürfte, makroprudenzielle Maßnahmen weiter zu verschärfen”. Denn im Finanzzyklus sei noch nicht zu erkennen, “dass wir einen Wendepunkt erreicht haben”. So gebe es für den sogenannten antizyklischen Kapitalpuffer ohnehin kaum Spielraum für eine Lockerung, da der Puffer “in vielen Ländern sehr zurückhaltend” aufgebaut worden sei. Beispiele für makroprudenzielle Instrumente sind neben Kapitalpuffern etwa Vorgaben für die Kreditvergabe.In Deutschland lag die Vorgabe für den Puffer lange Zeit bei null. Seit Anfang Juli jedoch müssen Deutschlands Banken und Sparkassen binnen zwölf Monaten einen Puffer von 0,25 % ihrer Risikoaktiva bilden. Dies entspricht insgesamt 5,3 Mrd. Euro an zusätzlichem Kernkapital. Es mangelt an ErtragskraftDen Aufbau neuen Kernkapitals erschwert deutschen Banken dabei eine auch europaweit unterdurchschnittliche Ertragskraft, wie die Wirtschaftsweise mit Lehrstuhl für Finanzmarktökonomie an der Universität Bonn ausführte. Zudem hemme die niedrige Eigenkapitalrendite Investitionen der Banken in die eigene Wettbewerbsfähigkeit, die angesichts neuer Konkurrenz durch große Technologiekonzerne dringend notwendig sei. Damit drohe den Instituten ein Teufelskreis. Schnabel plädierte dafür, den Marktaustritt nicht lebensfähiger Banken zu erlauben – auch wenn dies, wie man sehe, in einigen Ländern, einschließlich Deutschland, nicht geschehe, fügte sie offenbar mit Blick auf die Rettung der Nord/LB hinzu.Deutlich weiter ging auf der Veranstaltung Jan Pieter Krahnen, Professor für Kreditwirtschaft und Finanzierung an der Frankfurter Goethe-Universität. Er forderte die Aufsicht unverblümt auf, von ihrer “Besessenheit mit Blick auf die Ertragskraft” abzulassen und sich darauf zu beschränken, den Marktaustritt von Instituten ohne Kosten für die Steuerzahler zu gestalten. Ursprünglicher Sinn der Bankenunion sei es gewesen, dem Gedanken der Marktdisziplin wieder Geltung zu verschaffen, argumentierte er. Der Single Supervisory Mechanism (SSM), also die EZB-Bankenaufsicht, hänge der Idee nach, die Branche “zu coachen”, wie diese ihre Ertragskraft verbessern könne. “Dies ist nicht meine Vorstellung von einem Aufseher.”Seinem Verständnis zufolge solle die Aufsicht als Schiedsrichter fungieren und nicht als Trainer. Denn ein Aufseher, der qualitative Einschätzungen vornehme, gehe eine Verpflichtung ein und werde Gefangener seines Handelns. Führe sein Rat zu einem Fehlschlag, erwarte eine Bank vom Aufseher Hilfe, die dieser kaum abschlagen werde. Krahnen: “Ein Aufseher, der denkt, er treibt, wird getrieben.”