Schwache Hoffnung auf Zentralinstitut
Bloomberg Frankfurt
Walter Strohmaier, Bundesobmann der Sparkassen und Deka-Verwaltungsrat, hat die Erwartungen an die Schaffung eines Sparkassen-Zentralinstituts gedämpft. Er sehe derzeit nicht die erforderlichen Mehrheiten. Zudem warnte er vor Stagflation und Kryptowährungen. „Für die ursprünglich mal andiskutierte Fusion von Helaba und DekaBank sowie weiteren Instituten der Organisation ist nach meiner Wahrnehmung aktuell der Zug abgefahren”, sagte Strohmaier, der als Obmann die Interessen der Sparkassen in den Gremien des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands vertritt.
Auswirkungen des Krieges
Er sei zwar ein Befürworter eines Zentralinstituts, jedoch habe sich das Thema festgefahren. Im Sparkassensektor machen sich Landesbanken und die DekaBank zum Teil gegenseitig Konkurrenz und bieten ähnliche Dienstleistungen an. Vor diesem Hintergrund wirbt Sparkassenpräsident Helmut Schleweis seit Jahren für die Schaffung eines Zentralinstituts, das auch dazu dienen soll, Risiken innerhalb der Gruppe abzubauen. Erste Gespräche zwischen Deka und Helaba wurden nach Beginn der Pandemie ausgesetzt und verliefen im Sande. „Es wäre schön gewesen, wenn wir jetzt schon ein Zentralinstitut installiert und die Risiken gesenkt hätten”, erklärte Strohmaier unter Verweis auf die Zweit- und Drittrundeneffekte aus dem Ukraine-Krieg. „Hier werden Risiken in unserer Volkswirtschaft schlagend werden, die dann natürlich auch Auswirkungen auf uns als größte Finanzgruppe Deutschlands haben werden.“
Gerade wegen des Krieges bietet es sich Strohmaier zufolge derzeit aber auch nicht an, ein Großprojekt wie ein Zentralinstitut anzugehen. Die Gruppe brauche die Ressourcen nun, um exogene Schocks zu bewältigen. Die Inflation in Folge steigender Energiepreise schmälere auch die verfügbaren Einkommen und gefährde das Wohlstandsniveau im Land. Stagflation sei eine realistische Gefahr, sagte Strohmaier.
Zuversicht über EPI
Von der EZB glaubt er, dass sie die Zinsen noch in diesem Jahr anhebt. Sobald sie über Null lägen, werden ihm zufolge Banken ihre Verwahrentgelte auf Einlagen „auf breiter Front“ streichen. Zuversichtlich ist er auch bei der European Payments Initiative (EPI), an der sich die Commerzbank und die DZBank nicht beteiligten wollten. „Ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben“, sagte er. Bei der Commerzbank habe er gerade wegen der Beteiligung des Bundes eine Teilnahme erwartet. Europa brauche bei Bezahlsystemen ein Gegengewicht zu Amerika und Asien.