Schweiz rüstet gegen Hackerangriffe auf
dz Zürich – Die Schweizer Börsenbetreiberin Six und die Schweizerische Nationalbank (SNB) streben die Lancierung eines neuen Kommunikationsnetzwerkes an. Dieses soll die Sicherheit und die Stabilität der Kommunikation unter den Teilnehmern des Zahlungssystems Swiss Interbank Clearing (SIC) erhöhen und den Finanzsektor gegen die steigenden Bedrohungen durch Cyberrisiken schützen. Das neue „Swiss Secure Finance Network“ basiert auf der SCION-Lösung („Scalability, Control, and Isolation On Next-Generation Networks“), die in den vergangenen zehn Jahren an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich entstand. Diese Technologie verhindert DDoS-Attacken, also die Überforderung eines Systems durch eine koordinierte Flut von Anfragen und unberechtigte Umleitungen von Datenpaketen, indem sie das Internet in isolierte Untereinheiten einteilt und eine andere Funktionsweise des Routings anwendet.
SIC ist das zentrale Zahlungssystem der Schweiz, das die Six seit 1987 im Auftrag der SNB betreibt. Der Teilnehmerkreis umfasst primär inländische Banken und weitere Finanzmarktteilnehmer. Neben Großbetragszahlungen werden dort auch Massenzahlungen in Zusammenhang mit Dienstleistungen von Finanzmarktteilnehmern (Überweisungen, Kartenzahlungen, Lastschriftverfahren) abgewickelt.
Das neue Kommunikationssystem wird laut Six voraussichtlich im November 2021 und vorerst parallel zum bestehenden Kommunikationsdienst lanciert. Mittelfristig soll das aktuelle System substituiert werden.
Die intensivierten Bemühungen des Schweizer Finanzsektors zur Stärkung der eigenen Widerstandskraft gegen Cyberangriffe erfolgen angesichts einer im Jahr 2020 deutlich verschärften Bedrohungslage. Der Cyber Security Report der Six zeigt eine massive Zunahme an Cybervorfällen, nachdem in den Jahren davor nur relativ wenige solche Ereignisse in den Finanzinstitutionen beobachtet worden waren. Der Six-Bericht konstatiert, dass die Schweiz im ITU Global Cybersecurity Index 2018 nur an 37. Stelle stand. Vor diesem Hintergrund sei die bis vor kurzem noch recht geringe Zahl der beobachteten Cyberangriffe im Schweizer Finanzplatz überraschend, heißt es. Die Europäische Zentralbank (EZB) äußerte sich auf Anfrage nicht dazu, ob sie angesichts der Initiative in der Schweiz Handlungsbedarf mit Blick auf das Zahlungssystem Target2 sehe.