Schweiz setzt Kreditstandards für Zeit nach Libor
Reuters Zürich – Die Schweiz hat bei der Ablösung des in Misskredit geratenen Referenzzinses Libor eine Richtungsentscheidung gefällt: Mit der Umstellung auf den Schweizer Libor-Nachfolger Saron (Swiss Average Rate Overnight) ändert sich auch die Richtgröße für neue Kredite an Unternehmen oder Privatpersonen. Der künftige Standard dafür sollen nicht Derivate auf den Saron sein, sondern der Referenzzins Saron an sich. Das habe die zuständige nationale Arbeitsgruppe empfohlen, sagte ihr Co-Vorsitzender Martin Bardenhewer am Donnerstag. Damit ist die Schweiz anderen Währungsräumen einen Schritt voraus: Auch die USA, die Eurozone, Großbritannien und Japan müssen einen Libor-Nachfolger finden. Die Standards für Kredite sind vielerorts jedoch noch offen.Nötig wird die Umstellung, weil die britische Finanzmarktaufsicht dem wegen Manipulationen in Verruf geratenen Geldmarkt-Zins Libor bis Ende 2021 ihre Unterstützung entzieht. Doch für die Finanzmärkte ist die “London Interbank Offered Rate” wichtig: Sie ist die Referenzgröße für billionenschwere Verträge – darunter Kredite für Wohnungen und Einfamilienhäuser. In der Schweiz ist der Libor zudem Referenzzins, mit dem die Nationalbank ihre Geldpolitik umsetzt.Der neue Zins Saron soll manipulationssicher sein: Anders als der Libor wird er nicht mehr aus den Angaben einzelner Institute berechnet, sondern basiert auf tatsächlichen Marktpreisen. Der Preis wird über eine Plattform bei der Schweizer Börse ermittelt, an die Banken und Versicherer angeschlossen sind.