Schweizer Banken kommen leichter an Liquidität

Notenbank erweitert Covid-19-Refinanzierungsfazilität - Nationalbank-Chef mit düsterer Prognose

Schweizer Banken kommen leichter an Liquidität

dz Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) erweitert ihre Covid-19-Refinanzierungsfazilität um kantonale Garantien und um Start-up-Solidarbürgschaften. Die am 25. März geschaffene Refinanzierungsfazilität erlaubt es den Geschäftsbanken, Unternehmenskredite als Sicherheiten gegen Liquiditätshilfen zu hinterlegen. Damit hilft das Noteninstitut der Kreditwirtschaft, das Ausleihungsvolumen rasch und in großem Umfang auszudehnen.Bislang hatte die Covid-19-Fazilität ausschließlich für Kredite gegolten, für deren Sicherheit der Bund eine Solidarbürgschaft übernommen hat. Neu sind auch Forderungen als Sicherheiten zugelassen, die durch kantonale Bürgschaften oder Kreditausfallgarantien gesichert sind, sofern diese zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie erlassen wurden. Ebenfalls als Sicherheiten akzeptiert werden zudem Forderungen, die im Rahmen der Start-up-Solidarbürgschaften des Bundes in Kooperation mit den Kantonen gesichert sind.Nationalbank-Chef Thomas Jordan lobte in einem Interview einer Schweizer Sonntagszeitung die Zusammenarbeit zwischen dem Bund und der Notenbank. Die Banken, die am nächsten bei den Unternehmen seien und deren Situation am besten einschätzen könnten, seien prädestiniert als Kreditgeber. Die Ausleihungen könnten rasch und unbürokratisch vergeben werden. Neben dem Bund, der die Garantie für das Ausfallrisiko trage, stelle die Notenbank über die Coronafazilität den Geschäftsbanken die nötige Liquidität zur Verfügung. “Dieses Programm stößt international auf große Anerkennung: besonders die Geschwindigkeit, mit der es entstanden ist, und die Art und Weise, wie wir es umgesetzt haben, aber auch die Wirkung, die es erzielt”, sagte Jordan.Im Übrigen zeichnete der oberste Frankenhüter in dem Interview ein ziemlich düsteres Bild von der aktuellen Lage. Zu Jahresbeginn habe man noch mit einem wirtschaftlich guten Jahr rechnen können. Jetzt aber stehe der schlimmste Einbruch seit der Großen Depression der 1930er Jahre bevor. Auch die Schweiz werde von der Entwicklung hart getroffen. Mit einer raschen Erholung rechnet Jordan nicht. Im Fall einer nur langsamen Erholung sei es möglich, dass auch gesunde Firmen, die eine normale Rezession überleben könnten, untergingen. Dadurch würden Arbeitsplätze unwiderruflich verloren gehen. Jordan schätzt das aktuelle Aktivitätsniveau der Schweizer Wirtschaft auf 70 bis 80 % des normalen Niveaus. Aufwertungsdruck hält anAngesprochen auf die seit Jahresbeginn stark gestiegenen Sichteinlagen der Geschäftsbanken bei der Notenbank räumte Jordan ein, dass sein Institut vor dem Hintergrund des enormen Aufwertungsdruckes auf den Franken weiterhin intensiv am Devisenmarkt interveniere und damit neue Risiken auf die eigene Bilanz nehme. “Selbstverständlich haben wir Bewertungsrisiken in unserer Bilanz”, erklärte der Notenbankchef. “Die Risiken sind überall gestiegen und für alle Beteiligten in der Krisenbewältigung. Weltweit kommen viele Unternehmen in Existenznot, die Staaten müssen ihre Verschuldung stark ausdehnen. Das ist die Folge des dramatischen Einbruchs der wirtschaftlichen Aktivität im ersten und zweiten Quartal.”