DEKABANK

Schwer verdaulicher Cocktail

Den Sparkassen wird derzeit, wie der gesamten Kreditwirtschaft, serviert, was der Vorstandsvorsitzende der DekaBank, Michael Rüdiger, einen "schwer bekömmlichen Cocktail" nennt. Nicht direkt auf der Anteilseignertagung des Wertpapierhauses, zu der...

Schwer verdaulicher Cocktail

Den Sparkassen wird derzeit, wie der gesamten Kreditwirtschaft, serviert, was der Vorstandsvorsitzende der DekaBank, Michael Rüdiger, einen “schwer bekömmlichen Cocktail” nennt. Nicht direkt auf der Anteilseignertagung des Wertpapierhauses, zu der sich mehr als 300 Vorstandsmitglieder von Sparkassen in Frankfurt versammelt haben; da ist für ebenso köstliche wie verträgliche Verpflegung gesorgt. Was den Sparkässlern gleichermaßen auf den Magen und aufs Gemüt schlägt, ist vielmehr die Mixtur aus “turboexpansiver Geldpolitik der EZB” – so Rüdiger in unserer heute anlässlich der Tagung erscheinenden Verlagsbeilage -, steigenden Eigenkapitalanforderungen und offenbar ungebremster Regulierung.Angereichert wird dieses Gebräu zuweilen noch durch etwas, das nach dem Geschmack manches Betroffenen in seiner Wirkung stark an K.-o.-Tropfen erinnert: Produktverbote. Wobei die drohende Untersagung von Bonitätsanleihen vielleicht nur der Anfang ist? Wer bei diesem Drink, dessen Verzehr sich Angehörige der entsprechenden Berufsgruppen ja kaum entziehen können, zu tief ins Glas schaut, der wird hinterher Mühe haben, noch sein Geschäftsmodell zu finden, sofern es nicht ohnehin längst der vielbeschworenen Disruption zum Opfer gefallen ist. Von dieser ungesunden Mischung kann es einem so schwarz vor Augen werden, dass man auch den mündigen Anleger nicht mehr sieht.Und da sollen Banken und Sparkassen nicht zuletzt im Interesse des Staates, der andernfalls gezwungen wäre, aufreißende noch tiefere Löcher in der Altersversorgung aus Steuergeldern zu stopfen, in Deutschland eine Wertpapierkultur entwickeln können? Den Sparern ist ja von dem ekligen Null- und Negativzinsverschnitt, den ihnen Doktor Draghi einflößen lässt, sowieso schon schwummrig im Kopf. Ob die Aussicht auf ein Konvolut aus Beratungsprotokoll und weiteren schwer verdaulichen Schriftstücken sowie die bevorstehende totale Verrechtlichung der Geldanlage – Mifid II, Priips & Co. – gegen die Schwindelgefühle helfen? Eher zweifelhaft. Unwahrscheinlich auch, dass man mit der kontinentaleuropäischen und gerne mal noch verschärften deutschen Regulatorik Londoner Banken nach Frankfurt locken kann.Die Regulatoren wollen überprüfen, was sie in den vergangenen Jahren angerichtet haben, hören und lesen wir ständig. Doch bis man in Brüssel oder Berlin mit der Bestandsaufnahme in die Puschen kommt, hat Basel längst wieder kiloweise neue Regeln nachgelegt. Es ist fast nur noch mit einem richtigen Cocktail zu ertragen.