Schwindende Zinseinnahmen mindern ING-Gewinn um ein Fünftel
Zinsschwund mindert Ergebnis der ING
Höhere Zinsaufwendungen, Kosten und Kreditrisikovorsorge prägen Quartalsergebnis in Deutschland
fir Frankfurt
ING Deutschland hat im dritten Quartal wegen schwindender Erträge, vor allem im Zinsgeschäft, und gestiegener Kosten 475 Mill. Euro vor Steuern verdient, 18% weniger als im Vorjahreszeitraum. Das zeigen Daten für Deutschland, welche die ING-Gruppe am Donnerstag anlässlich der Vorlage der Quartalszahlen veröffentlicht hat. Nach Steuern verblieben der hiesigen Landesgesellschaft 326 Mill. Euro, ein Minus von 17% gegenüber dem dritten Quartal 2023.
Entwicklung setzt sich fort
Im Vergleich mit dem zweiten Quartal dieses Jahres nimmt sich der Gewinnrückgang mit nur 3% unauffällig aus. Kein Wunder, hatte doch bereits zu dieser Zeit das Institut einen Gewinneinbruch verzeichnet, weil die Zinserträge nicht mehr so üppig sprudelten, Aufwand und Kreditrisikovorsorge stiegen. Diese Entwicklung setzte sich auch im Zeitraum Juli bis September fort. Der Zinsüberschuss ging im Jahresvergleich um 6% von 875 Mill. auf 822 Mill. Euro zurück. ING Deutschland führt das im Retailgeschäft auf höhere Sparzinsen für Kunden zurück. Dies sei nur zum Teil durch höhere Kreditvolumina und Zinserträge aus dem Treasury kompensiert worden.
Kunden ziehen Einlagen ab
ING Deutschland vergab im Privatkundengeschäft netto etwas mehr Kredite als im zweiten Quartal, vor allem Hypothekendarlehen. Innerhalb des dritten Quartals stieg der Bestand an Baukrediten von 91,4 Mrd. auf 93,6 Mrd. Euro. Zugleich zogen Kunden Einlagen ab. Unterm Strich verlor ING 2,5 Mrd. Euro und verzeichnete Ende September noch einen Bestand von 151,6 Mrd. Euro. Als Grund führt die Bank das Auslaufen einer Zinskampagne ins Feld. Auch die EZB-Zinssenkungen dürften eine Rolle gespielt haben, da Einlagen damit unattraktiver gegenüber anderen Anlageformen wie Wertpapieren werden.
Vorsorge im Konsumentengeschäft
Die Aufwendungen legten in Deutschland um 9% zu, wofür ING vor allem höhere Personalkosten und Investitionen in Wachstum anführt. Auch ein Anstieg der regulatorischen Kosten spielte eine Rolle. Die Kreditrisikokosten stockte ING im Vorjahresvergleich von 40 Mill. auf 53 Mill. Euro auf, was in erster Linie Verbraucherkredite betroffen habe, wie es heißt. Führte die Bank im Retailgeschäft 56 Mill. Euro der Vorsorge zu, so konnte sie im Geschäft mit Firmen (Wholesale Banking) 3 Mill. Euro auflösen. Bei den Provisionen ging es um 18% auf 123 Mill. Euro bergauf, etwa, weil höhere Gebühren im täglichen Bankgeschäft und im Handel mit Anlageprodukten vereinnahmt wurden.
Auch auf Konzernebene verdiente ING weniger. Der Vorsteuergewinn sank um 7% auf 2,67 Mrd. Euro, der Nachsteuergewinn um 5% auf 1,88 Mrd. Euro. Auch wenn die Zinserträge um 8% abrutschten, nahm der Konzern mit 5,9 Mrd. Euro 1% mehr Erträge ein als im dritten Quartal 2023. Grund dafür war auch der um gut ein Zehntel gestiegene Provisionsüberschuss, der erstmals knapp über 1 Mrd. Euro lag. Die Gesamtkosten stiegen um 4%, die Kreditrisikovorsorge verdoppelte sich nahezu im Vorjahresvergleich auf 336 Mill. Euro, lag aber nicht sehr viel höher als im zweiten Quartal mit 300 Mill. Euro.
2,5 Milliarden Euro für die Aktionäre
CEO Steven van Rijswijk kündigte ein weiteres Aktienrückkaufprogramm über 2,0 Mrd. Euro an. Erst im Mai dieses Jahres hatte die ING-Gruppe ein solches Programm abgeschlossen. Hinzu kommen nun Dividenden von 500 Mill. Euro. Aktionäre reagierten wohlwollend: Der Aktienkurs legte zur Mittagszeit um 1,4% zu.
Vor allem geringere Zinsüberschüsse haben den Gewinn der ING in Deutschland im dritten Quartal um fast ein Fünftel sinken lassen. Auch Kosten und Kreditrisikovorsorge, vor allem im Konsumentenkreditgeschäft, nehmen zu. Die Konzernmutter kündigte an, den Aktionären 2,5 Mrd. Euro zukommen lassen zu wollen.