SNB sorgt sich um Häusermarkt

Bericht: Nachfrage-Boom stellt potenzielle Gefahr für die Finanzstabilität dar

SNB sorgt sich um Häusermarkt

dz Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) fürchtet sich zunehmend vor den Nebenwirkungen ihrer ultraexpansiven Geldpolitik. Bei Mehrfamilienliegenschaften, die insbesondere von Pensionskassen und Lebensversicherungen, aber auch von anderen renditeorientierten Investoren besonders stark nachgefragt werden, sei die Gefahr einer Preiskorrektur inzwischen “vergleichsweise hoch”, warnte Vizepräsident Fritz Zurbrügg am Donnerstag in Bern anlässlich der vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung. Der gleichzeitig veröffentlichte Bericht zur Finanzstabilität verweist auf eine starke Zunahme der sogenannten Tragbarkeitsrisiken in diesem Segment des Immobilienmarktes. Hatten 2016 noch 63 % aller neu gewährten Hypothekarkredite auf der Kapitalanlage dienenden Liegenschaften einer, nach vorsichtiger Maßgabe der SNB kalkulierten, Tragbarkeitsrechnung standgehalten, sind es 2017 nur noch 49 % gewesen. Die SNB ortet vor allem bei den inlandsorientierten Banken eine wachsende Risikobereitschaft. Diese hätten ihre Hypothekarkreditvolumen im Vergleich zu den Großbanken stark erhöht und damit unter anderem die aus dem Rückgang der Zinsmarge resultierenden Einnahmerückgänge kompensiert. Zwar sei die Widerstandskraft dieser Banken gegen ungünstige Entwicklungen wie zum Beispiel einen scharfen Konjunktureinbruch immer noch “angemessen”, betonte Zurbrügg. Für die Stabilität des Finanzsystems sei aber entscheidend, dass dies so bleibe. Die Kapitalanforderungen an die Inlandsbanken werden seinen Angaben zufolge mit der Umsetzung des internationalen Basel-III-Standards und den vom Bundesrat beschlossenen zusätzlichen Auflagen für systemrelevante Inlandsbanken (Raiffeisen, Zürcher Kantonalbank, Postfinance) weiter steigen. Vor diesem Hintergrund seien “gezielte Maßnahmen bei der Kreditvergabe im Segment der Wohnliegenschaften in Betracht zu ziehen”. Die SNB hat in den vergangenen fünf Jahren verschiedene Maßnahmen zur Dämpfung der Kreditnachfrage am Immobilienmarkt durchgesetzt. So ließen sich die Banken dazu bewegen, die Eigenkapitalquote der Hypothekarschuldner zu erhöhen und Fristen für Amortisationszahlungen zu verkürzen. Zudem müssen die Banken antizyklische Kapitalpuffer vorhalten. —– Bericht Seite 6