Deutsches Einhorn

Solarisbank schluckt britische Contis Group

Die Solarisbank ist das nächste deutsche Fintech, das Einhorn-Status erreicht. Der Löwenanteil der frischen Finanzierung von 190 Mill. Euro wird dabei für den Zukauf der britischen Contis Group verwendet. Die Berliner beschleunigen damit ihr Umsatzwachstum und sind damit ein echter Börsenkandidat.

Solarisbank schluckt britische Contis Group

bg Frankfurt

Die Solarisbank hat sich mit weiterem Kapital gestärkt und mit der Übernahme eines Konkurrenten einen Schritt zur Konsolidierung im europäischen Banking-as-a-Service unternommen. Ziel der M&A-Transaktion ist die 2008 gegründete britische Contis Group, die insbesondere im Payment als stark gilt. Contis wurde von Peter Cox gegründet und habe sich „zu einer der bedeutendsten Banking-as-a-Service-Plattformen für den Zahlungsverkehr in Europa entwickelt“, heißt es in einer Mitteilung. Die Zusammenarbeit werde ein ganzheitliches Angebot ermöglichen, das in Bezug auf Marktabdeckung und Produktauswahl unübertroffen sei. „Nachdem wir uns in den letzten drei Jahren bereits zu einem der am schnellsten wachsenden Unternehmen in Europa entwickelt haben, bringt dieses Bündnis unser Wachstum auf das nächste Level“, wird Cox in der Mitteilung zitiert.

Perfekte Ergänzung

Cox wird den Übergang in seiner neuen Rolle als Senior Advisor und Gesellschafter unterstützen, nach Abschluss der Transaktion wird die Unternehmensgruppe vom CEO der Solarisbank, Roland Folz, geleitet werden. Der Zusammenschluss der Unternehmen folge einer klaren Strategie, da sich die Plattformen perfekt ergänzten, so Solarisbank-Aufsichtsratschef Ramin Niroumand. Gemeinsam werde man ein internationales Schwergewicht für Banking-as-a-Service aufbauen. Die Contis Group hat mehr als 200 B2B-Kunden auf ihrer Plattform, über die dann mehr als 2 Millionen Endkunden erreicht werden. Das über die Plattform laufende Transaktionsvolumen beträgt jährlich knapp 10 Mrd. Euro.

Die Series-D-Runde der Berliner wurde zu einer Unternehmensbewertung von 1,4 Mrd. Euro gezeichnet. Einschließlich der frischen 190 Mill. Euro hat die Solarisbank seit ihrer Gründung 2016 mehr als 350 Mill. Euro an Risikokapital erhalten. Angeführt wurde die Runde von Decisive Capital Management, als ebenfalls neue Investoren kamen unter anderem Pathway Capital Management, CNP (Groupe Frère) und Ilavska Vuillermoz Capital hinzu. Bestehende Investoren, angeführt von Yabeo Capital sowie BBVA, Vulcan Capital und HV Capital, beteiligten sich ebenfalls mit signifikanten zusätzlichen Investitionen, heißt es.

Die Solarisbank stellt Nichtbanken, aber auch Finanzinstituten (Fintechs und Banken) regulierte Bankdienstleistungen auf Abruf bereit, das sogenannte Banking-as-a-Service. Das heißt, es könnte zum Beispiel ein E-Commerce-Händler in seinem Shop Kredite/Ratenzahlung inklusive der Zahlungsabwicklung unter seiner Marke anbieten, während die Solarisbank als Dienstleister im Hintergrund agiert. Die Zusammenführung von Produkten und Finanzdienstleistungen in Apps ist als „Embedded Finance“ bekannt und wird von Fintechs wie Klarna vorangetrieben. Dabei können Solarisbank-Kunden Finanzdienstleistungen über APIs in ihr eigenes Produktangebot integrieren. Die Solarisbank hat ihre eigene Plattform vor einem Jahr selbst weiterentwickelt: Seit der Series-C-Finanzierung im Juni 2020 haben die Berliner ihre gesamte Technologie-Plattform in die AWS-Cloud migriert – außerdem wurden kürzlich alle Partner auf ihr komplett selbst entwickeltes Kernbankensystem migriert. Damit habe die Solarisbank einen neuen europäischen Maßstab in Bezug auf Kosteneffizienz, Skalierbarkeit und Servicequalität gesetzt. Kürzlich gab das Unternehmen den offiziellen Markteintritt in Frankreich, Italien und Spanien bekannt, wo es seinen Partnern lokale IBANs anbieten wird. Mit dem Geschäft von Contis in Großbritannien und Kontinentaleuropa hat sich die Solarisbank nun zusätzliche Schwungmasse für die internationale Expansion verschafft.

Wertberichtigt Seite 6