LEITARTIKEL

Sonnig bis wolkig

Zwischen sonnig und teilweise bewölkt, so sieht die Wettervorhersage für Monaco für die Tage vom 8. bis 12. September aus. Das dürfte auch die Stimmungslage beschreiben, die auf dem jährlichen Branchentreffen im Fürstentum bei Erst- und...

Sonnig bis wolkig

Zwischen sonnig und teilweise bewölkt, so sieht die Wettervorhersage für Monaco für die Tage vom 8. bis 12. September aus. Das dürfte auch die Stimmungslage beschreiben, die auf dem jährlichen Branchentreffen im Fürstentum bei Erst- und Rückversicherern herrschen wird. Sonnig, weil große Naturkatastrophen im bisherigen Jahresverlauf ausgeblieben sind. Anders als im Vorjahr, als insbesondere die Wirbelstürme “Harvey”, “Irma” und “Maria” allein im dritten Quartal zu Versicherungsverlusten von mehr als 100 Mrd. Dollar geführt haben. 2017 war damit das schlimmste Katastrophenschadenjahr seit 2011.Die hohen Schäden des Vorjahres ließen bei den Rückversicherern die Hoffnung keimen, bei den Vertragserneuerungsterminen dieses Jahres – Rückversicherungsverträge sind in der Regel Jahresverträge – höhere Preise durchsetzen zu können. Zum 1. Januar 2018, dem Erneuerungstermin mit den größten Vertragsvolumina, zeigte der Preistrend tatsächlich nach oben. Doch schon im April und erst recht zur Jahresmitte waren die erzielten Preise aus Sicht der Rückversicherer enttäuschend. Der Preisdruck war wieder da, der weiche Markt (wieder) Realität.Dass dem Preisanstieg die Puste ausging, wie es bei Standard & Poor’s hieß, lag im Wesentlichen an der guten Kapitalausstattung sowohl der Rück- als auch der Erstversicherer mit der Folge, dass es einerseits ein Überangebot an (Rückversicherungs-)Deckungen und andererseits eine geringere Nachfrage (beziehungsweise einen höheren Selbstbehalt) der Erstversicherer gab. Ganz wichtig war in diesem Zusammenhang auch die Beobachtung, dass sich das alternative Kapital z. B. in Form von Insurance Linked Securities (ILS) nicht zurückzog, sondern trotz erheblicher Belastungen durch Naturkatastrophen des Vorjahres weiter zur Verfügung stand und sogar noch in höherem Ausmaß zur Verfügung stehen wird. Darauf deuten die Zahlen des ersten Quartals 2018 hin.Und was bedeutet das nun für die Geschäftsaussichten der Rückversicherer? Die Basis der großen Player mit Munich Re, Swiss Re, Hannover Rück, Berkshire Hathaway und Scor als den dominierenden ist mit ihrer guten Kapitalausstattung solide. Dazu kommt eine ruhige Hand bei der Auswahl der Risiken, sprich ein diszipliniertes Underwriting. Die von den Großen immer wieder betonte Haltung, aus ihrer Sicht unrentables Geschäft auch abzulehnen und eine Aufweichung der Konditionen nicht zuzulassen, erscheint glaubhaft.Aus strategischer Sicht sinnvoll ist sicherlich auch der Ausbau anderer Geschäftsfelder jenseits des traditionellen Schadengeschäfts, insbesondere des Naturkatastrophengeschäfts und des nichtproportionalen Geschäfts, bei dem der Rückversicherer Spitzenrisiken übernimmt. Aus ihrer Sicht besser, da intransparenter und damit nicht dem allgemeinen Wettbewerb ausgesetzt sind individuelle Versicherungslösungen (tailor-made), die insbesondere die großen fünf seit einiger Zeit verstärkt anbieten. Denn für diese maßgeschneiderten Deckungen ist eine große Expertise notwendig, die in der Regel nur die großen Unternehmen haben und die sich auch nicht so schnell aufbauen lässt.Und das alternative Kapital? Ist es Konkurrenz oder Ergänzung zur traditionellen Rückversicherung? Beides. Gerade große Rückversicherer machen es sich zunutze, zum Beispiel indem sie ILS selbst ausgeben und Risiken abgeben (Retrozession). Dieser Trend wird sich fortsetzen. Fusionen und Übernahmen sind für Rückversicherer weiterhin eine Option. Ob sie aber bei den Großen zum Tragen kommen, ist zweifelhaft. Es dürfte aus ihrer Sicht wenig Interessantes auf dem Markt sein, das das eigene Geschäftsmodell sinnvoll ergänzt. Mal abgesehen davon, dass die vorhandenen Angebote extrem teuer sind.Was bedeutet das nun für die Ertragsaussichten der großen (börsennotierten) Rückversicherer? Die Preise im Brot-und-Butter-Geschäft bewegen sich kaum, während die neuen Geschäftsfelder noch nicht genügend Volumen aufweisen, um größere Ertragsanteile generieren zu können. Große und viele Naturkatastrophen wie 2017 hängen immer wie ein Damoklesschwert über der Branche. Die Aussichten bleiben verhalten, neutral, wie es die meisten Ratingagenturen in ihren gerade erschienenen Reports formuliert haben. Grundlegende Besserung ist nicht in Sicht. Es bleibt teilweise wolkig. Regenschauer sind in Monaco um diese Jahreszeit aber nicht selten.—–Von Thomas ListRückversicherer wollen dem Preiswettbewerb durch maßgeschneiderte Lösungen ausweichen. Ihren Erträgen hilft das aber nur bedingt.—–