Sorge um die Bankbilanzen in Italien

Aktien gehen nach Einigung mit Brüssel auf Talfahrt - Kemmer fordert rasche Auslagerung fauler Kredite

Sorge um die Bankbilanzen in Italien

Die Einigung Italiens mit der EU-Kommission auf die Bildung von Bad Banks für faule Kredite hat am Mittwoch in Mailand Sorgen um die Folgen der Vereinbarung für die Bankbilanzen geschürt. In Deutschland machen sich die privaten Banken unterdessen für eine rasche Auslagerung notleidender Forderungen italienischer Banken stark.tkb/bn Mailand/Frankfurt – Nach der Einigung von EU-Kommission und Italiens Regierung auf eine staatlich unterstützte Lösung für notleidende Kredite ist erste Erleichterung in Mailand am Mittwoch rasch Sorgen um die Folgen für die Bilanzen der Kreditinstitute gewichen. An der Börse dort lag der Banken-Branchenindex zum Handelsende bei allgemeinen Kursverlusten von 0,4 % 1,8 % hinten. Banken mit einem hohen Anteil an notleidenden Forderungen in ihrem Kreditportfolio traf es in besonderem Maße. So verloren Unicredit 3 %, Banco Popolare, die Volksbank von Verona und Novara, gaben gar knapp 8 % ab.Es liegt auf der Hand, dass die Lösung der Schaffung von mehreren kleineren Bad Banks, in welche ein Teil der notleidenden Kredite transferiert werden soll, sich auf die Bankbilanzen auswirken wird. Denn die Kredite sollen zu Marktpreisen abgegeben werden. Carlo Messina, Chef von Intesa Sanpaolo, versuchte am Mittwoch, die Wogen zu glätten. Wegen einer hohen Abdeckung der faulen Kredite durch Risikovorsorge seien die Auswirkungen auf die Bilanzen relativ, erklärte er. Laut jüngsten Angaben der Banca d’Italia weisen die Banken des Landes notleidende Forderungen von insgesamt 200 Mrd. Euro auf; die Anzahl der schwierig einzutreibenden Kredite wird unterdessen mit 350 Mrd. Euro angegeben. Die Deckungsquote beträgt demnach rund 55 %. Nach Rückstellungen belasten damit etwa gut 85 Mrd. Euro die Bankbilanzen. Opposition kritisiert EinigungDie Frage der Lösung des Problems hat Implikationen weit über Italien hinaus. Die Aufseher der Europäischen Zentralbank beschäftigen sich schon seit längerem mit den faulen Krediten im Land, welche die Bilanzen belasten, die Kreditvergabe lähmen und eine Neuordnung des Sektors behindern. Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Banken (BdB), erklärte am Mittwoch, er hoffe, dass die italienischen Banken Altlasten nun zügig auslagern werden. Überhaupt habe der Verband schon im vergangenen Jahr gehofft, dass die Strukturreformen in Südeuropa “etwas schneller vorankommen”. Für Kemmer ist das hohe Volumen an notleidenden Forderungen in Italien auch ein Argument gegen eine Vergemeinschaftung der Einlagensicherung, wie sie die EU-Kommission plant. Unterdessen gingen in Rom die politischen Deutungen der Einigung deutlich auseinander. “Die Vereinbarung mit Brüssel über die Bildung von mehreren Zweckgesellschaften, in welche die notleidenden Kredite transferiert werden, belastet die Staatsbilanzen in keiner Weise”, stellte Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan fest. Er trat damit der Kritik der Oppositionsparteien entgegen, der Staat müsse einmal mehr für die “Misswirtschaft” der Banken aufkommen.Der Präsident des Industriellenverbandes Confindustria, Giorgio Squinzi, teilte am Mittwoch mit, die Einigung mit Brüssel sei zweifellos positiv zu werten und der erste Schritt, um die “angehende Bankenkrise” zu lösen. Er verweist auf positive Auswirkungen, welche die Einigung Roms mit Brüssel und die Verringerung der notleidenden Kredite auf die Wirtschaft haben werden: “Die Banken werden endlich bereit sein, die Klein- und mittelständische Industrie mit den nötigen Krediten zu versorgen.”Schon am heutigen Donnerstag will die Regierung weitere Maßnahmen angehen, etwa eine Reform der Genossenschaftsbanken mit Hilfe der Bildung einer Dachholding oder durch Initiativen, welche die Eintreibung ausstehender Kredite beschleunigen sollen.