Sorge wegen fauler Kredite

EU-Finanzminister wollen Problem mit gemeinsamer Strategie lösen

Sorge wegen fauler Kredite

Die EU-Finanzminister sorgen sich zunehmend wegen des hohen Niveaus an faulen Krediten in den europäischen Bankbilanzen. Wirtschaftswachstum und Finanzstabilität in der ganzen Union seien gefährdet, hieß es auf dem Ecofin-Treffen in Valletta. Gesucht wird nun eine gemeinsame Strategie.ahe Valletta – In der EU steigt die Sorge wegen der Auswirkungen des hohen Anteils von Non-Performing Loans (NPLs) in den Bankbilanzen. Laut der aktuellen maltesischen Ratspräsidentschaft summieren sich die faulen Kredite in der Europäischen Union aktuell auf 920 Mrd. Euro, was mehr als 7 % der europaweiten Wirtschaftsleistung ausmacht sowie 5,4 % der Bankkredite insgesamt. Der Anteil an NPLs ist in den einzelnen Mitgliedstaaten zwar höchst unterschiedlich. In den einzelnen EU-Staaten liegen die Anteile zwischen 1 % und 47 % der Kredite. In zehn Staaten liege der Anteil allerdings bei über 10 %, heißt es in einem Arbeitspapier der Ratspräsidentschaft. Und dies sei mehr als ein Problem dieser Länder. Zu befürchten seien “negative Spill-over-Effekte” auf andere Mitgliedstaaten. Kreditvergabe betroffenAuf dem Treffen der EU-Finanzminister in Valletta verwies EU-Kommissionsvize Valdis Dombrovskis darauf, dass die faulen Kredite negative Auswirkungen sowohl für das Wirtschaftswachstum als auch die Finanzstabilität haben. Sollte es keine Beschleunigung bei dem Versuch geben, die Bankbilanzen von den NPLs zu säubern, werde es wohl zehn Jahre dauern, bis das aktuelle Niveau dieser Kredite abgebaut sei, warnte Dombrovskis.Auf dem Ecofin-Treffen gab es nun breiten Konsens dafür, dass die NPLs eine europäische Dimension haben und damit auch eine gemeinsame europäische Strategie nötig ist. Dombrovskis verwies darauf, dass die EU-Kommission aktuell den EU-Staaten bereits bei NPL-Maßnahmen helfe – allerdings innerhalb der EU-Beihilferegeln und des geltenden Abwicklungsrahmens. Überlegt würden aber weitere Initiativen für Gesetzesreformen und im Bereich der Förderung der Sekundärmärkte. Die EU-Kommission erhofft sich, dass durch eine Lösung der NPL-Frage die Banken so weit entlastet werden, dass auch die Kreditvergabe wieder um bis zu 500 Mrd. Euro ansteigen könnte. Dies wären fast 5 % der EU-Wirtschaftsleistung.Die größten Probleme mit faulen Krediten haben die Banken in Griechenland und Zypern. Aber auch in Portugal, Italien, Slowenien und Irland sind die Anteile an faulen Krediten in den Bankbilanzen hoch. In Deutschland beträgt der Anteil der NPLs lediglich 2,4 %.Bundesbankvorstand Andreas Dombret hat sich unterdessen gegen den Einsatz von Steuergeldern im Kampf gegen faule Kredite in Europa ausgesprochen. Dombret lobte in einem “Focus”-Interview zwar den Vorschlag des obersten europäischen Bankenaufsehers, Andrea Enria, die NPLs in einer europäischen Bad Bank zu bündeln: “Die Idee hinter diesem Vorschlag ist eine gute, und der Handlungsbedarf ist hoch.” Diskussion um Bad BankZugleich kritisierte das für Finanzaufsicht zuständige Bundesbank-Vorstandsmitglied allerdings, dass das Modell auf Staatsgarantien hinauslaufe. “Bei der Lösung des Problems sollte es meiner Meinung nach weder zu einer Vergemeinschaftung des Risikos in der EU kommen noch zum Einsatz nationaler Steuergelder.” Auf der Ecofin-Sitzung in Valletta, an der auch die europäischen Notenbankgouverneure teilnahmen, spielte das Thema einer europäischen Bad Bank nach Angaben aus Teilnehmerkreisen auch keine Rolle. Auch Teilnehmer aus den besonders betroffenen Ländern hätten eine solche Bad Bank nicht erwähnt.