Spaniens Fusionsrad dreht sich wieder

Caixabank und Ibercaja übernehmen Sorgenkinder - "Billigere Lösung, als zerschlagen" - IWF warnt vor unwirtschaftlichen Zusammengängen

Spaniens Fusionsrad dreht sich wieder

ae Madrid – Spaniens Finanzsektor steht unter Sanierungsdruck und das Fusionsrad dreht sich wieder. Der Internationale Währungsfonds warnte nun kürzlich, keine Zusammenschlüsse mehr ohne “klaren Mehrwert” zuzulassen. Diese Warnung kommt viel zu spät. Die Bankenaufsicht hat nicht immer ein glückliches Händchen bei der Sanierung des Finanzsektors. Zudem forcieren politische Interessen zahlreiche Fusionen besonders im Lager der Sparkassen, die zu Boomzeiten mit 50 % der Marktanteile am Kredit- und Einlagengeschäft genauso so stark wie die Privatbanken waren.Den Parteien, die in den de facto öffentlich-rechtlichen Cajas regierten, ging es bei den Fusionen vor allem um Erhalt oder Ausbau der Macht über “ihre” Geldhäuser. Wirtschaftliche Aspekte blieben – das zeigt der bisher größte Sanierungsfall BFA-Bankia wohl am deutlichsten – außen vor.Der neue Bankgouverneur Luis Linde hatte vor wenigen Wochen den Mut, die Attitüde seiner Vorgänger Jaima Caruana und Miguel Angel Fernández Ordónez zu kritisieren. Nun steht er selbst vor dem Problem, über das Schicksal der angeschlagenen Geldhäuser, hauptsächlich Sparkassen, zu entscheiden. Linde scheint Übernahmen durch gesündere Institute zu bevorzugen, wie sich an den jüngsten Beispielen zeigt: In einem Blitzverfahren ging der Banco de Valencia Anfang der Woche an den Marktdritten Caixabank. Der Banco de Valencia wies im Stresstest von Oliver Wyman eine Kapitallücke von 4,5 Mrd. Euro auf. Dem Vernehmen nach soll sich nun Ibercaja, eine gesunde Sparkasse aus Zaragoza, auf Lindes Druck der Sparkassengruppe Caja 3 annehmen. Bei Caja 3 handelt es sich um drei Sparkassen mit einem Kapitalbedarf von 800 Mill. Euro. Verstaatlichungen vermeidenDie toxischen Aktiva von Banco de Valencia und Caja 3 gehen mit einem Preisabschlag von durchschnittlich 63 % an die Bad Bank namens Sareb. Die Halter von Hybridaktien und anderen Papieren müssen mit einem deftigen Schuldenschnitt rechnen. Und der staatliche Rettungsfonds Frob wird mithilfe der Kreditlinie der Eurogruppe das dann noch nötige Eigenkapital injizieren. Caixabank bekam zudem eine Garantie, dass der Staat künftige Verluste aus dem Kreditportfolio zu fast 80 % abdecken werde.Ob Ibercaja ein ähnliches Zugeständnis erhalten wird, ist offenbar derzeit noch Gegenstand von Verhandlungen. Jedenfalls dürfte Banco de España erleichtert sein, Caja 3 abzugeben: “Die Übernahme von Caja 3 durch Ibercaja ist letzten Endes billiger, als die Sparkassengruppe zu verstaatlichen oder gar zu zerschlagen”, zitiert das Finanzportal “El Confidencial” informierte Kreise aus dem Banco de España.Zwar dringen Analysten, Ratingagenturen oder auch Organisationen wie der IWF grundsätzlich darauf, nicht überlebensfähige Finanzhäuser zu zerschlagen. Doch Experten in Spanien sehen diese Vorgehensweise als problematisch an. Auch dieser Weg habe seine Kosten, heißt es, und die zum Verkauf stehenden Aktiva seien nicht immer an den Mann zu bringen. Linde wollte dem Vernehmen nach eine erneute Verstaatlichung vermeiden. Schließlich kontrolliert Spaniens Staat immer noch BFA-Bankia, CatalunyaCaixa und Novagalicia. Diese Sparkassen hätten niemals fusionieren dürfen. Denn damit potenzierten sich die Probleme, die jede Caja für sich unter der Führung eines meist unprofessionellen, aber hoch bezahlt Politikers angehäuft hatte. “Bankia zahlt Hilfen zurück”Auf einem anderen Blatt steht indes, wie ernsthaft die angeschlagenen und mit Geldern der Eurogruppe aufgepäppelten Finanzhäuser die Auflagen aus Brüssel zur Restrukturierung und Sanierung umsetzen werden (vgl. BZ vom 29. November). Zweifel an der Seriosität ließ kürzlich ausgerechnet José Ignacio Goirigolzarri, seit Mai Exekutivpräsident von BFA-Bankia, aufkommen.Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Spaniens zweitgrößter Bank Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) sah sich eigenen Worten zufolge am Mittwoch von der “Härte” der von Brüssel geforderten Auflagen für sein Geldhaus überrascht. Danach sollen 6 000 der derzeit 20 000 Mitarbeiter gehen.Schon einen Tag später korrigierte er sich: Es würden “wesentlich weniger als 6 000” Mitarbeiter ihre Arbeit verlieren. “Wir prüfen viele Konzepte, um die Zahl zu reduzieren, darunter auch das Outsorcing”, meinte er. Allerdings dürfte ein Abschwächen der Auflagen nicht im Sinne der Kreditgeber liegen.Zudem stellt sich die Frage, ob Goirigolzarri auf diese Weise seine eigenen Geschäftsziele überhaupt erreichen kann. Schließlich soll Bankia von 2013 an schon wieder Gewinne schreiben.An seinem Willen, die Hilfsgelder zurückzuzahlen, ließ Goirigolzarri öffentlich keine Zweifel: Auf die Frage eines deutschen Journalisten, wie sicher die Rückzahlung der Kreditgelder an die Eurogruppe sei, erwiderte Goirigolzarri auf einer Pressekonferenz am Mittwoch: “Ich werde mit Haut und Haaren darum kämpfen, dass Bankia die Hilfen zurückzahlt.” Allein diese Gruppe, die sich seinerzeit aus sieben Sparkassen um Caja Madrid gebildet hatte, wird 18 Mrd. Euro aus der Kreditlinie der Eurogruppe erhalten.