Sparer lassen Finger von Mischfonds

Nettoabsatz fällt nach langem Boom unter die Nullmarke - Geschäft mit institutionellen Investoren stabil

Sparer lassen Finger von Mischfonds

jsc Frankfurt – Nach einer langen Verkaufswelle hat das Neugeschäft von Mischfonds kurz vor Jahresmitte einen Stillstand erreicht: Waren im Mai 1,0 Mrd. Euro in Deutschland erzielt worden, sank der Nettoabsatz im Juni auf minus 122 Mill. Euro, wie der deutsche Fondsverband BVI am Dienstag berichtet hat.Im vergangenen Jahr, als die Branche hierzulande einen Absatzrekord erreicht hatte, trugen Mischfonds 38,8 Mrd. Euro zum Verkaufsergebnis bei, also rund 3,2 Mrd. Euro im Monat. Der hohe Jahreswert ist mit der nun vollzogenen Vollbremsung in weite Ferne gerückt, denn seit Jahresbeginn kamen lediglich 4,6 Mrd. Euro zusammen. Mischfonds sind gerade im Geschäft mit privaten Sparern gefragt und gehen mit vergleichsweise hohe Margen einher.Der schwache Absatz der Produkte steht im Zeichen des EU-Referendums in Großbritannien, das Ende Juni an den Börsen einen Kursrutsch ausgelöst hatte. Vor allem das volatile Segment der Aktienfonds fiel mit einem Abfluss von netto 721 Mill. Euro negativ auf. Der Fondsverband selbst zieht keine Verbindung zum anstehenden EU-Austritt Großbritanniens. Allerdings hatte der Absatz von Publikumfonds bereits in der Vergangenheit immer wieder unter Kurseinbrüchen gelitten. In Großbritannien selbst erreichte der Absatz im Retailgeschäft im Juni nach britischen Branchendaten ein Minus von 3,5 Mrd. Pfund. Defensiv statt ausgewogenDas Brexit-Votum trifft die Fondssparten aber unterschiedlich: Im Segment der Mischfonds kamen im Juni global ausgerichtete Produkte mit ausgewogener Quote aus Aktien und Anleihen unter die Räder, während aktienbetonte Euro-Fonds sowie rentenlastige globale Produkte einen positiven Absatz erzielten. Defensive Produkte mit hoher Rentenquote sind auch insgesamt seit Jahresbeginn gefragt, nachdem in den Vorjahren ausgewogene Mischfonds vorn lagen. Im Segment der Aktienfonds griffen die Anleger zu global investierenden Vehikeln, während Fonds mit Schwerpunkt Europa verloren haben. Unter den Rentenprodukten waren Fonds für Unternehmensanleihen beliebt, während kurzlaufende Euro-Titel Abflüsse verzeichneten.Nach dem nun erlittenen Rückschlag im Publikumssegment könnte sich die Branche aber schon bald erholen. Die Börsen haben nach dem Brexit-Votum wieder Kursgewinne verzeichnet. So könnte sich das negative Neugeschäft mit Mischfonds als kurzfristige Delle erweisen, wie dies schon bei vergangenen Schwächephasen an den Börsen der Fall war (siehe Grafik). Weiterhin positiv blieb auch der Absatz von offenen Immobilienfonds, der im Juni 562 Mill. Euro erreichte. Tragende Säule bleibt aber das Neugeschäft mit Spezialfonds, das im Juni bei netto 9,3 Mrd. Euro steht und den Absatz der Branche auf insgesamt 9,9 Mrd. Euro hebt. Das Segment gilt als wettbewerbsintensiv, wächst aber bereits seit Jahren stark. Im gesamten Halbjahr erreichte die Branche einen Absatz von 49,6 Mrd. Euro, den zweithöchsten Wert seit dem Jahr 2000 – rund 46,9 Mrd. Euro entfallen dabei allein auf Spezialfonds. Insgesamt verwalteten die Gesellschaften in Deutschland 2,71 Bill. Euro zur Jahresmitte, davon 1,42 Bill. Euro in Spezialfonds.—– Wertberichtigt Seite 6