Von Thomas Spengler, Stuttgart

Das Interesse an einer Minderheitsbeteiligung am Stromnetz der EnBW (Energie Baden-Württemberg) ist offenbar groß. Wie die Börsen-Zeitung erfahren hat, gehören die Sparkassen in Baden-Württemberg unter Führung der Stuttgarter SV Sparkassenversicherung mit zum Bieterkreis für die Transnet BW, die das Stromübertragungsnetz in Baden-Württemberg betreibt. Darüber hinaus sollen auch die „üblichen Verdächtigen“ wie Allianz oder Blackrock ihr Interesse bekundet haben, hieß es in informierten Kreisen.

Seitens der EnBW hieß es auf Anfrage, der Energieversorger sei sich der Attraktivität seines Netzbetreibers Transnet BW aus Investorensicht sehr wohl bewusst. Entsprechend habe es in den vergangenen Wochen zahlreiche Anfragen für eine Investition gegeben. Nachdem man bei der Vorbereitung der Marktansprache gut vorankomme, werde die EnBW in den kommenden Wochen die ersten konkreteren Gespräche führen, hieß es weiter.

Im Februar 2022 hatte die EnBW mit Sitz in Karlsruhe eine Minderheitsbeteiligung an ihrem Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW von maximal 49,9 % ausgeschrieben, um auf diese Weise einen lang­fristigen Finanzierungspartner für Wachstumsinvestitionen zu ge­winnen.

Angesichts des steigenden Bedarfs an nachhaltigen Lösungen im Zusammenhang mit der Energie- und Mobilitätswende rechnet die EnBW bis 2025 mit einem deutlichen Wachstum. Zwischen 2021 und 2025 plant der Energieversorger, rund 12 Mrd. Euro zu investieren, davon mehr als 6 Mrd. in die Strom- und Gastnetze und rund 4 Mrd. Euro in erneuerbare Energien sowie Fuel-Switch-Projekte. Wie zu hören ist, soll die Investition in die Transnet BW in der Größenordnung von 1 Mrd. Euro liegen, was von der EnBW nicht bestätigt wurde.

Die SV ist seit Jahren unter anderem auch schon in Stromnetzen investiert. Die historischen Renditen, die die SV bisher in vergleichbaren Engagements schrieb, liegen im oberen einstelligen Bereich, die natürlich nicht eins zu eins in die Zukunft fortgeschrieben werden können. Doch gelten Investments wie diese für Versicherer, die auf der Suche nach langfristigen Engagements sind, als lukrativ – erst recht, wenn es sich um nachhaltige Investments handelt.

Dies gilt auch für die Sparkassen, die ein Interesse daran haben, ihren Kunden langfristige Anlagen in nachhaltigen Projekten bieten zu können. Darüber hinaus würde ein Engagement der Sparkassen des Landes in ein Infrastruktursystem wie das Stromnetz im Südwesten gut zu dem öffentlichen Auftrag der Institute passen, den ihnen das Sparkassengesetz mit auf den Weg gibt.

Wie zu hören ist, sollen die Sparkassen unter Führung des Spar­kassenverbandes Baden-Württemberg um die Transnet BW mitbieten. „Mit unserem Unternehmenssitz in Baden-Württemberg betrachten wir Investitionsmöglichkeiten hier naturgemäß mit großer Aufmerksamkeit“, sagte ein Sprecher der SV, die ihre Rolle als Bieter um die Transnet BW nicht bestätigen wollte. Er bitte um Verständnis, dass der Versicherer zu einzelnen Investitionsmöglichkeiten und Spekulationen grundsätzlich keine Auskunft erteile, so der Sprecher.

Als moderner Regionalversicherer mit einem umfassenden Produkt- und Serviceangebot sei die SV kontinuierlich damit befasst, ihre Kapitalanlagen im besten Sinne der Versicherten und im Einklang mit einer verantwortungsvollen Unternehmensführung auszugestalten. Man sei mit den bisherigen Engagements im Energie­bereich durchaus zufrieden, hieß es seitens der SV. Mit zusammen rund 93 % halten der Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) und die dem Land Baden-Württemberg gehörende Neckarpri-Beteiligungsgesellschaft je zur Hälfte das Gros der Anteile der börsennotierten EnBW.