Digital Banking

Sparkassen wollen Nutzung der elektronischen Identität retten

Sparkassen und ING-DiBa nehmen den Bund in die Pflicht bei der Legitimation über die eID. Der Rückzug des Bundes aus dem PIN-Rücksetzservice gefährdet aus Sicht der Kreditwirtschaft das Projekt.

Sparkassen wollen Nutzung der elektronischen Identität retten

Sparkassen wollen Nutzung der eID retten

Rückzug des Bunds aus dem PIN-Rücksetzservice gefährdet für die Kreditwirtschaft die neue Form der Legitimierung

Der Sparkassenverband DSGV und die ING-DiBa befürchten noch vor dem richtigen Start ein frühes Aus für die Legitimierung von Bankkunden über die elektronische Identität (eID). Der Bund hat überraschend den PIN-Rücksetzservice gestoppt – ein großes Erfolgshindernis aus Sicht der Kreditwirtschaft.

Von Angela Wefers, Berlin

„Als Vertreter von Banken und Sparkassen wollen wir den Kopf nicht in den Sand stecken“, schreiben die Verbandsspitze des DSGV und die ING-DiBa an den Chef des Bundeskanzleramts, Wolfgang Schmidt. Sie bieten der Bundesregierung an, gemeinsam über ein alternatives Verfahren zur PIN-Rücksetzung zu sprechen. „Wir wollen und können uns einbringen“, wird in dem Brandbrief betont, der der Börsen-Zeitung vorliegt. Zugleich wird unterstrichen, dass die Zeit dränge. Die Unterzeichner werben mit Nachdruck dafür, den PIN-Rücksetzservice laufen zu lassen, bis eine neue Lösung gefunden ist.

Überraschender Rückzug

Der Bund hatte das PIN-Rücksetzungsverfahren für die Online-Funktion im Personalausweis überraschend zum Jahresende gestoppt. Die Kosten von kolportierten 20 bis 30 Mill. Euro jährlich sollen in der aktuellen Haushaltsklemme den Ausschlag dafür gegeben haben. Auch die geplante Bundeskampagne zur Nutzung des Online-Ausweises wurde gestrichen. Sie sollte multimedial und bundesweit angelegt sein. Die Sparkassen-Finanzgruppe hat sich neben anderen anderen namhaften Unternehmen – aus dem Mobilfunk, der Logistik oder dem Krankenkassensektor – engagiert, um Leistungen über die eID mit der Technologie der „AusweisApp2“ anzubieten. Die vermehrten Anwendungsoptionen sollten auch dem Schattendasein der Online-Personalausweisfunktion ein Ende setzen und die Digitalstrategie der Bundesregierung beflügeln.

Neues Verfahren ausgerollt

Zum Jahresbeginn wollten Sparkassen und ING-DiBa mit dem neuen eID-Ansatz weit in die Fläche gehen. In der Sparkassen-Finanzgruppe sind rund 200 der 350 Sparkassen vorbereitet. Sie haben die in der Sparkassen-Organisation entwickelte Software zur Anwendung des eID-Online-Dienstes für die Kunden gekauft und in ihrer IT eingerichtet. Erste Konten bei Pilot-Sparkassen sind bereits auf diesem Weg eröffnet worden. Das überraschende Ende des PIN-Rücksetzungsservices gefährdet aus Sicht der Sparkassen und der ING-DiBa massiv den Erfolg des Projekts.

Die Kreditwirtschaft hat aber auch ein eigenes Interesse an dem Verfahren. Die bisher genutzten Wege von Video-Ident oder Foto-Ident werden mit dem Vormarsch künstlicher Intelligenz zunehmend angreifbar. Auch die Sicherheitsbehörden sehen dies kritisch. Während die Legitimierung über die eID im Personalausweisgesetz und im Geldwäschegesetz rechtlich verankert sind, wird die Videomethode von der Finanzaufsichtsbehörde BaFin nur toleriert.

Bislang wird die Online-Ausweisfunktion nur von 14% der Bürger genutzt. Rund 38% gaben bei einer Umfrage der Initiative D21 zum Abbau von Bürokratie und Beschleunigung von Verwaltungsverfahren an, die Anwendungsmöglichkeiten nicht zu kennen. Fast ein Zehntel erklärte, die PIN nicht zu finden. Die Möglichkeit, eine fehlende PIN online und umgehend anfordern zu können, ist aus Sicht der Kreditinstitute essenziell, damit sich die Nutzung erhöht. Seit dem Ende des PIN-Rücksetzungsservices ist die PIN wieder nur durch persönliches Erscheinen bei der Behörde zu bekommen.

Die eID ist seit gut einem Jahrzehnt verfügbar. „Der praktische Nutzen wird aber nur durch Anwendungsfälle entfaltet, weswegen wir zusammenarbeiten müssen“, heißt es in dem Schreiben an das Bundeskanzleramt. Die „verhältnismäßig geringen Mittel“ der Bundesregierung würden durch die Wirtschaft gehebelt, heißt es. Das „gesamtwirtschaftliche Risiko“ stehe in keinem Verhältnis zu den Kosten des PIN-Rücksetzdienstes. Den volkswirtschaftlichen Schaden beziffern DSGV und ING-DiBa auf 150 Mrd. Euro bis 2030. Sie nehmen Bezug auf Studien, die ihnen 2021 im Bundeskanzleramt präsentiert wurden.

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