Geldvermögen

Sparzwang treibt Fonds­bonanza

Weil in der Pandemie die Konsummöglichkeiten schwinden, haben die Deutschen laut Bundesbank im zweiten Quartal mit 101 Mrd. Euro erneut eine hohe Summe neu angespart. Viel Geld fließt dabei in Fonds.

Sparzwang treibt Fonds­bonanza

jsc Frankfurt

Die deutschen Privathaushalte legen ihr überschüssiges Geld während der Pandemie bevorzugt in Fonds statt in Einzelaktien an: Im zweiten Quartal flossen den Investmentfonds mehr als 24 Mrd. Euro zu und damit annähernd genauso viel wie im Startquartal, wie die Deutsche Bundesbank am Donnerstag berichtet hat. Investmentfonds setzen damit ihr ungewöhnlich hohes Neugeschäft fort, denn im langjährigen Durchschnitt bis zur Coronakrise kam pro Quartal lediglich ein einstelliger Milliardenwert zusammen. Börsennotierte Einzelaktien erzielten zugleich knapp 6 Mrd. Euro und pendelten sich somit ungefähr auf das langjährige Niveau ein. Zu Beginn der Pandemie 2020 haben private Haushalte in etwa gleich viel Geld in Einzelaktien und in Fonds investiert (siehe Grafik).

Getrieben wird der Fondsvertrieb von Einsteigern, vermutet dabei das Deutsche Aktieninstitut: Die Börsenneulinge setzten damit etwa die Prinzipien „breit streuen“ und „langfristig anlegen“ um, erklärte die Interessengemeinschaft der kapitalmarktnahen Konzerne und Finanzadressen zu den Zahlen. Bereits für das vergangene Jahr hat das Aktieninstitut einen starken Zuwachs der Aktien- und Fondssparer auf geschätzt 12,4 Millionen registriert.

Weshalb Fonds als Anlageinstrument erst mit etwas Verspätung in der Coronakrise in der Anlegergunst gestiegen sind, erklärt aber auch das Deutsche Aktieninstitut nicht. An den zeitweiligen Filialschließungen von Banken und Sparkassen zu Beginn der Coronakrise habe es eher nicht gelegen, teilten die Fonds­adressen Union Investment und DekaBank auf Nachfrage unisono mit. Die Häuser sind über die Genossenschaftsbanken bzw. Sparkassen im Flächenvertrieb stark präsent und haben im vergangenen Jahr hier ein schwächeres Neugeschäft erzielt als im laufenden Turnus.

Bankkonto führt

Werden auch andere Geldvermögen gezählt wie Bankkonten und Versicherungen, ist die angesparte Summe noch viel höher: 101 Mrd. Euro haben die Deutschen laut Bundesbank im zweiten Quartal unterm Strich neu angelegt. Das ist deutlich mehr als im langfristigen Durchschnitt, denn ohne den erzwungenen Konsumverzicht in der Coronakrise wäre der Wert ungefähr ein Viertel bis ein Drittel geringer ausgefallen, wie der Trend der Vorjahre nahelegt. Zugleich lag der Zufluss in den pandemiegeprägten Quartalen zum Teil noch höher, zum Beispiel bei 111 Mrd. Euro im zweiten Jahresviertel 2020. Auch wenn die Wertpapieranlage angesichts der hohen Sparsummen floriert, fließt der Löwenanteil noch immer auf das Bankkonto, so dass die Kategorie des Bargelds und der Einlagen mit gut 52 Mrd. Euro im zweiten Quartal erneut vorne stand. Die Anlageklasse der Versicherungen und Altersvorsorgesysteme zeigte sich mit einem Zufluss von 20 Mrd. Euro unauffällig.

Insgesamt besitzen deutsche Haushalte ein Geldvermögen von 7,33 Bill. Euro, womit erneut ein Rekord erreicht worden ist. Werden die Schulden abgezogen, bleiben 5,34 Bill. Euro stehen. Pro Kopf gerechnet besitzt jeder Mensch in Deutschland durchschnittlich gut 88000 Euro, wovon nach Schulden mehr als 64000 Euro bleiben. Auf Bankeinlagen sowie auf Versicherungen und Altersvorsorgesysteme entfällt der größte Anteil, während sich das Volumen von Fonds und börsennotierten Aktien auf 1,34 Bill. Euro, also 16000 Euro pro Kopf summiert.

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