Es war ein Paukenschlag. Am 22. April 2024 kündigte Anne Brorhilker, Oberstaatsanwältin bei der Staatsanwaltschaft Köln an, den Staatsdienst zu verlassen und zum gemeinnützigen Verein Bürgerbewegung Finanzwende zu wechseln. Brorhilker war als unerschrockene Kämpferin in Cum-ex-Verfahren bekannt geworden. Letztlich sah sich die 51-Jährige im Staatsdienst angesichts von Hunderten von Beschuldigten und einer Heerschar von gut bezahlten Anwälten außerstande, den wohl größten Steuerbetrug der bundesrepublikanischen Nachkriegsgeschichte wirksam und umfassend aufzuklären.

Als Geschäftsführerin der Bürgerbewegung Finanzwende will sie das Problem an der Wurzel packen. Ein neues Bundesamt für die Bekämpfung von Finanzkriminalität soll die Aufklärung von Fällen wie Cum-ex bundesweit koordinieren. Lobbyisten will sie bekämpfen. Und es geht Brorhilker um Gerechtigkeit. Der „kleine Mann“ dürfe nicht härter bestraft werden als Steuerbetrüger, die Millionenschäden verursachten. Allerdings zeigen erste Cum-ex-Urteile, dass die Gerichte hart durchgreifen und hohe Haftstrafen verhängen.

Die Juristin bringt auch persönliche Opfer. Mit dem Abschied aus dem Staatsdienst hat sie auf eine gut dotierte Beamtenpension verzichtet. Und beim kürzlich eingestellten Prozess gegen einen deutschen Wirtschaftsanwalt in Zürich, der viel zur Cum-ex-Aufklärung beitrug, forderte sie persönlich vor dem Gerichtsgebäude einen Freispruch. Voller Einsatz aus voller Überzeugung eben. Man wird weiter von ihr hören.