Spezialfonds-Boom findet kein Ende

Studie erwartet in wenigen Jahren ein Volumen jenseits von 2 Bill. Euro - Multi-Asset-Fonds bevorzugt

Spezialfonds-Boom findet kein Ende

Der Anlagedruck der institutionellen Investoren wegen stetiger Zuflüsse von Kundengeldern und der niedrigen Zinsen hat die Spezialfonds exponentiell wachsen lassen. Und ein Ende des Booms ist immer noch nicht in Sicht, prophezeit eine Studie.sto Frankfurt – Das seit sechs Jahren währende flotte Wachstumstempo der Spezialfonds wird mindestens noch genauso lang ungebremst weitergehen. Dies prognostiziert die Beratungsgesellschaft Kommalpha in ihrer diesjährigen Spezialfondsstudie, die der Börsen-Zeitung vor der Veröffentlichung vorliegt. Kommalpha erwartet im Jahr 2024 ein verwaltetes Vermögen von 2,2 Bill. Euro in den für Profianleger gedachten Vehikeln. Im Juni 2017 betrug der Erhebung zufolge das Volumen 1,51 Bill. Euro. Dies ist das Dreifache der vorwiegend für Privatanleger konzipierten Publikumsfonds. Das Nettomittelaufkommen der Spezialfonds belief sich in den vergangenen Jahren auf jeweils etwa 100 Mrd. Euro. In diesem Jahr dürfte diese Schwelle wieder annähernd erreicht werden, meint Kommalpha und erwartet ähnliche Werte in den nächsten Jahren.Das Spezialfondsvermögen hat sich somit in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. 2005 brachten sie lediglich 624 Mrd. Euro auf die Waage. Für die Datenanalyse hat Kommalpha Daten der Bundesbank ausgewertet. Diese bezieht sich auf inländische Fonds, also bleiben Produkte von anderen Verwaltungsstandorten innerhalb der EU (zumeist Luxemburg) oder von ausländischen Gesellschaften außen vor. Damit weicht die Bundesbank-Statistik von derjenigen des Fondsverbands BVI ab, was im Segment der Publikumsfonds eine deutliche Abweichung bedeutet. Dem BVI zufolge ist das Segment der Publikumsfonds nämlich mehr als doppelt so groß, wenn auch die ausländischen Fonds miteinbezogen werden. 60 Prozent MarktanteilDer Studie von Kommalpha zufolge sind es mit Abstand die Versicherer mit einem Volumen von 572 Mrd. Euro, die als wichtigste Investoren hinter den Spezialfonds stehen. Zusammen mit den zweitplatzierten Altersvorsorgeeinrichtungen (372 Mrd. Euro) kommen sie auf einen Marktanteil von 60 %. Sie stehen auch für das Gros des Mittelaufkommens in den vergangenen zehn Jahren. An dritter Stelle beim verwalteten Vermögen folgen Kreditinstitute (155 Mrd. Euro). Danach kommen Unternehmen (151 Mrd. Euro) und private Organisationen ohne Erwerbszweck (144 Mrd. Euro), also etwa Stiftungen. Insgesamt vereinen fünf Anteilseignersegmente 90 % des Spezialfondsvolumens auf sich (siehe Grafik).Im Vergleich zu 2005 haben die Altersvorsorgeeinrichtungen in den letzten zehn Jahren ihren Marktanteil auf zuletzt 25 % mehr als verdoppelt. Versicherer sind mit 35 % im langjährigen Vergleich in etwa konstant geblieben. Kreditinstitute, nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften und private Organisationen teilen sich mit jeweils 10 % Marktanteil den dritten Platz in der Bedeutungsskala. Im Vergleich zu früher haben die Banken mit ihrem Depot A sichtlich an Bedeutung verloren. Dagegen spielen die Stiftungen heutzutage eine größere Rolle als früher.Mit Blick auf die Assetklassen dominieren Multi-Asset-Spezialfonds mit einem Anteil von 54 % und einem Fondsvermögen von 810,8 Mrd. Euro den Spezialfondsmarkt. Mit deutlichem Abstand folgen Rentenspezialfonds mit 24 % oder 354,6 Mrd. Euro. Damit bleibt die Vorliebe der deutschen Investoren für Fixed Income auch im Niedrigzinsumfeld deutlich ausgeprägt. Aktienfonds erreichen nur 7 %, Immobilienspezialfonds kommen auf 5 %. Geldmarkt-und Hedgefonds spielen im Spezialfondsgeschäft keine Rolle. Auch beim jährlichen Nettomittelaufkommen sind gemischte Wertpapierfonds und Rentenfonds in den letzten zehn Jahren die erfolgreichsten Fondskategorien. Heimatliebe prägtDer Investitionsschwerpunkt der Spezialfonds liegt eindeutig auf Europa mit einem Anteil von knapp 75 %. Die Heimatliebe der Investoren wirkt sich mit einem Anteil von 27 % am Wertpapiervermögen im Portfolio aus. Das entspricht 365 Mrd. Euro, die in Deutschland investiert sind. An zweiter Stelle stehen die USA mit 12 % oder 164 Mrd. Euro. Nummer 3 ist Frankreich mit 10 % oder 132 Mrd. Euro. Es folgen Luxemburg und die Niederlande (siehe Grafik).Auffällig, so Kommalpha, sei die Entwicklung der Allokation von Staatsanleihen im Verlaufe der Jahre. Demnach ist der Anteil deutscher Staatsanleihen innerhalb der letzten acht Jahre von 36 auf 20 % zurückgegangen. Zugleich nahm der Anteil der Staatsanleihen von Ländern außerhalb Europas deutlich zu von 6 auf 27 %. Dies ist eine Folge der ultralockeren Politik der Notenbanken Europas, die die Zinsen in den sicheren Staatsanleihen der EU auf null oder unter null gedrückt hat. Daher müssen attraktive Renditen anderswo gesucht werden.Im Rahmen der Studie wurden auch 100 institutionelle Investoren nach ihren Plänen hinsichtlich der Spezialfondsinvestments befragt. Diese weisen überwiegend ein Anlagevolumen von mehr als 1 Mrd. Euro aus. Ihren Aussagen zufolge ist das Thema alternative Investments künftig der größte Treiber im Spezialfondsgeschäft. 63 % gaben dies an. 53 % nannten Immobilien. Weitere wichtige Themen sind den Angaben zufolge Wertpapier-Spezialitäten (34 %), eine Passivierung der Allokation (31 %) und das übergeordnete Overlay-Management zur besseren Austarierung der Gesamtanlage (31 %).53 % der Investoren gaben an, dass sie in den kommenden zwölf Monaten einen neuen Spezialfonds auflegen wollen. Dabei gaben 47 % an, dass es um alternative Investments gehen soll. 34 % nannten Immobilien. Ein Renteninvestment plant etwas mehr als ein Fünftel, gleich hoch war der Anteil der Antworten für gemischte Mandate. Aktien kamen dagegen nur auf 19 %.Als präferierte Assetklasse bei alternativen Investments nannten 76 % Infrastruktur und 52 % Private Equity. Alle anderen Möglichkeiten – Hedgefonds, Schiffe, Flugzeuge, Agrar, Rohstoffe – kamen nur auf Nennungen im einstelligen Prozentbereich. Regulierung relativiert RisikoDie Vorliebe deutscher Investoren für Spezialfonds wird aus Sicht von Anbietern auch in Zukunft ungebrochen sein, da die Kapitalmärkte zunehmend komplexer würden. “Die Vorteile des Spezial-AIF, zu denen die Bilanzierung, die Insolvenzsicherheit sowie eine professionelle Administration inklusive Meldewesen und Risikomanagement zählen, unterstützen dabei die Nachfrage”, so Uwe Trautmann, Vorsitzender der Geschäftsführung von Helaba Invest. Der Spezialfonds sei und bleibe “das Erfolgsprodukt im deutschen Markt”, meint Alexander Poppe, Mitglied der Geschäftsführung von HSBC Inka. Das erhöhte Anlagerisiko, dass Investoren infolge der niedrigen Zinsen in riskantere Assets umgeschichtet hätten, wird aus Sicht von Jochen Meyers, Head of Sales & Relationship Management Germany von Société Générale Securities Services, durch die umfassende Regulierung des Spezialfonds relativiert.