Spezialfonds-Boom ungebrochen
Das Segment der Spezialfonds wird am deutschen Fondsmarkt noch weiter an Bedeutung gewinnen. Dies ist das zentrale Ergebnis der 18. Studie der Rating- und Beratungsgesellschaft Telos zu Spezialfonds. sto Frankfurt – Der Boom der deutschen Spezialfonds geht auch in diesem Jahr ungebrochen weiter. Dies zeigt die alljährliche, bereits 18. Spezialuntersuchung der Rating- und Beratungsgesellschaft Telos. Denn Investoren sind weiterhin sehr geneigt, diesem Fondssegment weitere Mittel zukommen zu lassen.Von den 3 Bill. Euro verwaltetem Vermögen der Fondsbranche liegt jetzt schon das Gros von 1,6 Bill. Euro in Spezialfonds und nur 1 Bill. Euro in Publikumsfonds, zeigt die Statistik des deutschen Fondsverbands BVI. Gegenüber dem Vorjahr wuchsen die Spezialfonds um 5 %. Allein in diesem Jahr kamen weitere 30,5 Mrd. Euro an Neugeschäft dazu, während es bei Publikumsfonds nur 12,6 Mrd. Euro waren. Die freien Mandate außerhalb von Fonds eingerechnet (rund 370 Mrd. Euro), machen die institutionellen Gelder also zwei Drittel des Gesamtfondsmarktes aus. Hinzu kommen noch institutionelle Anteilsklassen in Publikumsfonds. In acht Jahren verdoppeltIn nur acht Jahren hat sich das Anlagevolumen in Spezialfonds seit 2010 verdoppelt, betont Telos. Im Zehn-Jahres-Vergleich wuchsen die Spezialfonds um 130 % und die Publikumsfonds um vergleichsweise kümmerliche 40 %. Das enorme Wachstum der Spezialfonds führt Telos hauptsächlich auf die Etablierung des Instruments der Master-Kapitalverwaltungsgesellschaft (Master-KVG) zurück. Diese bündeln die verschiedenen Spezialfonds eines Investors administrativ in einem juristischen Fonds, was einheitliches Reporting, Risikomanagement, Bewertung und das Einhalten der regulatorischen Vorschriften erleichtert. Zudem ist die Master-KVG für ausländische Assetmanager eine Möglichkeit, im deutschen Markt zu einfachen Bedingungen aktiv zu sein. Zwei Drittel aller Spezialfonds werden in Master-KVG administriert. 65 bis 70 % aller institutionellen Anlagegelder stammen von Versicherern, Versorgungswerken, Zusatzversorgungskassen oder Pensionsfonds. All dies sind Verpflichtungen aus der Altersvorsorge. Mit 38 % sind die Versicherer die größte Anlegergruppe, gefolgt von Altersvorsorgeeinrichtungen (25 %), Unternehmen (14 %), Banken (11 %), Kirchen und Vereinen (8 %) sowie Zusatzversorgungskassen und anderen. (4 %). Besonders aktiv in der Anlage waren im vergangenen Jahr Vorsorgeeinrichtungen mit einem Fünftel höheren Mittelaufkommen. Telos hat für die Studie 75 Investoren mit einem gesamten Anlagevermögen von mehr als 600 Mrd. Euro speziell nach ihren Vorlieben etwa mit Blick auf Assetklassen und -vehikel befragt. Seit einigen Jahren sei hierbei eine stärkere Diversifizierung und Spezialisierung wegen des Niedrigzinsniveaus feststellbar, heißt es. Unter anderem auch deswegen sei der Anteil der Publikumsfonds bei den Befragten von 2,5 auf 4 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Der Grund: Für kleinere Anlagesummen oder den Einstieg in eine neue oder illiquide Assetklasse lohnen sich Spezialfonds nicht, die erst ab 50 Mill. Euro Mindestvolumen wirtschaftlich sind. Die Umfrageteilnehmer haben darüber hinaus 40 % ihrer Gelder in Spezialfonds angelegt und die restlichen 56 % in Direktbeständen. Vor allem (große) Versicherer managen der Umfrage zufolge bis zu 80 % ihrer Gelder in Eigenregie. Dagegen vertrauen die Versorgungswerke mindestens 50 % ihrer Assets Spezialfonds an. Bei den Banken hat sich die Einstellung gedreht: Dominierten früher die Eigenanlagen, stecken nun ebenfalls bis zur Hälfte der Gelder in Spezialfonds. Unternehmen dagegen sind etwas zurückhaltender bei Spezialfonds geworden: Die Spanne reicht von 20 % bis 60 %. Spielraum eingeschränktBei den bevorzugten Assetklassen zeigt sich, dass – wie in Deutschland üblich – das Gros der Mittel der befragten Investoren im Anleihesegment steckt. Dabei schrumpfte aber im Vergleich zum Vorjahr der Bestand an Staatsanleihen von 43 auf 30 %. Die Unternehmensanleihen gingen von 28 auf 22 % zurück. Der Aktienanteil blieb stabil bei 12 %. Hinzugewonnen haben Immobilieninvestments von 8 auf 12 %. Private Equity verdoppelte sich auf 1,6 %. Auch Private Debt und Loans-Engagements ziehen an, wenn auch im niedrigen Bereich. Damit zeigt sich, dass sich Investoren immer stärker den neuen illiquiden Anlageklassen öffnen, weil das Niedrigzinsumfeld sie dazu zwingt. Dabei ist ihr Spielraum im alternativen Segment aber oftmals eingeschränkt durch regulatorische Grenzen in diesem Segment. Am mutigsten gehen Versicherer der Telos-Erhebung zufolge in alternative Assets, gefolgt von Vorsorgeeinrichtungen, Unternehmen und Banken. Regional betrachtet überwiegen Investments in Deutschland und Euroland (siehe Grafik). Mehr passive MandateZugenommen hat bei den institutionellen Anlegern die Neigung zu passiven Investments. Der Hintergrund ist zum einen, dass die Investoren zunehmend zu der Überzeugung gelangen, dass passive Mandate bei richtiger Auswahl der Assetklassen einen höheren Nutzen bringen als aktive Manager, die oftmals ohnehin nur dem Index hinterherlaufen. Auch aufgrund der niedrigeren Gebühren setzen immer mehr Profianleger auf Indexfonds. Der Umfrage zufolge erreicht der Anteil der passiven Spezialfondsmandate bereits annähernd 12 %. Das Umfeld volatilerer Märkte und der Strafzollandrohungen aus den USA bringt die Investoren, die teils satzungsgemäß festgelegte Mindestrenditeversprechen von 4 % oder mehr etwa bei Pensionsverpflichtungen haben, immer stärker in Bedrängnis. Die zumeist weiterhin negativen Renditen bei Staatsanleihen machen eine Hinwendung zu illiquiden Anleihen alternativlos. Derzeit werden zudem viele langlaufende Rentenpapiere fällig, die noch auskömmlichen Zinsen versprochen hatten. Neuauflagen geplantMit Blick nach vorn äußern sich die befragten institutionellen Anleger im Vergleich zu den Vorjahren positiv gestimmt, dass sie Mittel in weitere Spezialfonds investieren wollen. 14 % bejahten dies ausdrücklich, weitere 36 % gaben ein “Vielleicht” als Antwort an. Die andere Hälfte negierte zwar Neuauflagen, doch damit sei die Aufstockung bestehender Spezialfonds mit weiteren Mitteln nicht ausgeschlossen, hebt Telos hervor. Alle befragten Versicherer liebäugeln den Angaben zufolge mit Neuauflagen. Auf der anderen Seite stehen Banken und Unternehmen, bei denen die geringste Bereitschaft messbar war. In der Mitte des Spektrums rangieren Versorgungswerke, Zusatzversorgungskassen sowie kirchliche Einrichtungen. Mit Blick auf die Assetklassen gaben die Investoren am häufigsten Immobilien oder Immobilienfonds an (81 %). Im Vergleich zum Vorjahr war dies eine enorme Steigerung (54 %). Am zweithäufigsten nannten sie Unternehmensanleihen (79 %) – ein Rückgang zur vorherigen Befragung von 9 Prozentpunkten. Deutlich zurückhaltender als zuvor äußerten sich die Investoren gegenüber Aktien mit 68 % der Nennungen an dritter Stelle nach zuvor 88 %. Loans und Private DebtStaatsanleihen wurden an vierter Stelle mit 63 % nach 75 % auch deutlich seltener genannt. Infrastruktur blieb mit 40 % nahezu stabil. Die erstmals abgefragte Assetklasse Loans/Private Debt kam auf beachtliche 38 %. Im Vorjahr waren genauso häufig Rohstoffe genannt worden, aber in diesem Jahr sackten diese auf 0 % ab. Wegen der hohen Schwankungen der Rohstoffpreise und der zunehmenden politischen Unsicherheiten in den Rohstoffländern ist diese Kehrtwende wenig überraschend.Interessant ist auch die Befragung der Investoren, inwieweit die Investments abhängig von der Assetklasse aktiv oder passiv sein sollen. Gerade bei Aktien nimmt die Tendenz zu passiven Mandaten zu: Zwar wollen 26 % aktive Investments, aber zugleich 21 % passive. In beide Richtungen gedenken weitere 21 % zu gehen. Bei anderen Assetklassen dominieren eindeutig aktive Investments, was zum Teil auch mit dem Mangel passiver Investmentlösungen in diesen Segmenten zu erklären ist. So gaben 76 % an, aktiv in Immobilien investieren zu wollen.