DIE FONDSBRANCHE ZIEHT BILANZ

Spezialfonds eilen von Rekord zu Rekord

Marke von 1 Bill. Euro passiert - Mischprodukte im Publikumsgeschäft beliebt - Pimco verzerrt Statistik

Spezialfonds eilen von Rekord zu Rekord

jsc Frankfurt – Die ungebrochen hohe Nachfrage nach Spezialfonds hat der deutschen Fondsbranche erneut ein starkes Jahr beschert. Wie der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) am Donnerstag mitteilte, legten Investoren im vergangenen Jahr netto einen Rekordwert von 76,7 Mrd. Euro neu in Spezialfonds an, nachdem schon im Vorjahr 75,5 Mrd. Euro erzielt worden waren. Das Fondsvolumen passierte im Jahresverlauf die Billionenschwelle und stand zum Jahresultimo bei rekordhohen 1,07 Bill. Euro. Insgesamt kletterte das von der Fondsbranche verwaltete Vermögen aus Deutschland auf einen Höchststand von 2,11 Bill. Euro.Zum Erfolg der Spezialfonds trugen vor allem Versicherer mit Zuflüssen von netto 35,7 Mrd. Euro und Altersvorsorgeeinrichtungen mit 13,7 Mrd. Euro bei. “Wir sehen insbesondere aus dem Bereich der Altersvorsorge weiterhin einen hohen Anlagebedarf”, erklärte BVI-Präsident Holger Naumann. Das wirke sich positiv auf die Spezialfonds und auch auf Direktmandate aus. Die Investoren seien auf der Suche nach höher rentierlichen Anlagen und investierten in Unternehmensanleihen, Aktien und Immobilien. Gefragt seien insbesondere offene Immobilienspezialfonds, die zum Jahresende 40,1 Mrd. Euro auf die Waage brachten.Den zum Jahresende insgesamt 716 Mrd. Euro schweren Publikumsfonds flossen netto 18,7 Mrd. Euro zu. Nachdem im Vorjahr Rentenfonds die Statistik angeführt hatten, erwiesen sich 2013 die Mischfonds mit Nettomittelzuflüssen von 18,2 Mrd. Euro als Verkaufsschlager. Wie viele der Mittel aus den Taschen privater Sparer stammen, weist die Statistik jedoch nicht aus.Der Erfolg der Mischfonds sei auch getragen von den niedrigen Zinsen, die bislang auf konservative Anlageformen fixierte Sparer zum Umdenken bewegten, sagte Naumann. Reine Aktienprodukte seien dabei aber weniger gefragt, so dass Mischfonds die bevorzugten Produkte seien. Über die Mischfonds hätten Anleger im vergangenen Jahr aber ungefähr 9 Mrd. Euro neu in Aktien angelegt, sagte Naumann. Ladenhüter AktienReine Aktienfonds hingegen entpuppten sich ähnlich wie bereits im Vorjahr mit Abflüssen von netto 6,6 Mrd. Euro als Ladenhüter. Dabei war ausschlaggebend, dass insbesondere institutionelle Investoren unterm Strich 5,6 Mrd. Euro aus einem Dax-ETF der Deutschen Asset & Wealth Management (DeAWM) abzogen, wie der BVI aufschlüsselte. Naumann, der auch Geschäftsführer der Deutsche-Bank-Tochter sowie der zugehörigen DWS Holding & Service ist, zog dennoch eine positive Bilanz und sprach mit Blick auf die gestiegenen Aktienkurse von einem “hervorragendem Börsenjahr”, auch wenn phasenweise fallende Kurse zu beobachten gewesen seien. Angesichts deutlich zweistelliger Renditen etlicher Aktienfonds, etwa global investierender Produkte oder Fonds mit einem Fokus auf Deutschland sowie Europa, legte der Bestand der Aktienfonds laut BVI-Statistik von 234 Mrd. Euro auf 266 Mrd. Euro zu (siehe Grafik). Wie auch etliche Fondshäuser beklagt der BVI die mangelnde Lust der Anleger auf Aktien und empfiehlt die Papiere für die langfristige Geldanlage.Entwarnung gab der BVI für offene Immobilienfonds: Die im Zuge der Neuordnung durch das Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) befürchtete Austrocknung der Produkte, die BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter noch vor einem Jahr skizziert hatte, blieb aus. Bis zum Inkrafttreten des Gesetzes Mitte Juli vertrauten Anleger den offenen Fonds im vergangenen Jahr netto 3,2 Mrd. Euro an. Weitere 200 Mill. Euro folgten bis Jahresultimo, trotz der vorgesehenen Mindesthalte- und Kündigungsfristen für Neuanleger. Offene Immobilienfonds seien als Produkt weiterhin attraktiv, sagte auch Georg Allendorf, Geschäftsführer der zur DeAWM gehörenden Rreef Investment, mit Blick auf das laufende Jahr. Unvollständige DatenDie Zahlen des BVI müssen jedoch mit Vorsicht betrachtet werden. So steuert etwa die Allianz-Tochter Pimco keine Daten mehr zur Statistik bei, wie der BVI einräumte. Das ausgewiesene Volumen der Publikumsfonds der Gesellschaft hatte zum Jahresende 2012 rund 71 Mrd. Euro betragen. Von den rekordhohen Nettomittelzuflüssen bei Rentenfonds in Höhe von 31,9 Mrd. Euro im Jahr 2012 waren nach BVI-Angaben allein rund 22 Mrd. Euro dem überwiegend auf Anleihen spezialisierten Fondshaus zuzuschreiben. Auch Daten von ausländischen Gesellschaften, die nicht BVI-Mitglied sind, tauchen in der Statistik nicht auf, etwa von den französischen Adressen Carmignac Gestion oder Lyxor. Auch weisen einige BVI-Mitglieder ihre eigens veröffentlichten Zahlen nach anderen Methoden aus als der BVI.