Stabilitätsanker Pfandbrief
fir Frankfurt
Die Pfandbriefbanken haben die Coronakrise bereits zu einem guten Teil abgehakt und erwarten eine weitere Erholung des Marktes. Im vergangenen Jahr emittierten sie Pfandbriefe im Volumen von 59,8 Mrd. Euro und damit knapp 9% mehr als 2019, hieß es am Donnerstag bei der Online-Jahrespressekonferenz des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP). „Die Pfandbriefbanken seien bislang gut durch die Krise gekommen, resümierte VDP-Präsident Louis Hagen. „Viele haben ein annus horribilis befürchtet, das aber nicht eingetreten ist. Auch wenn Corona uns im Griff hält, so ist ein Ende der Pandemie schon absehbar.“
Der Pfandbriefmarkt habe sich in der Pandemie als voll funktionstüchtig erwiesen, sagte Hagen. „Der Pfandbrief hat sich so verhalten, wie er sich immer verhält: In Krisen ist er ein absoluter Stabilitätsanker – für Banken eine solide und zuverlässige Refinanzierungsquelle und für Anleger ein Hort der Sicherheit, in den sie sich gerne begeben, wenn die Zeiten unsicher werden.“
Pfandbriefe haben ihm zufolge eine deutlich bessere Entwicklung als andere Covered Bonds genommen. „Die Spreads hatten sich zu Beginn der Pandemie nur moderat ausgeweitet und liegen nun bereits seit längerer Zeit wieder auf Vorkrisenniveau“, berichtete er.
Unter den Neuemissionen waren Hypothekenpfandbriefe mit 40,7 Mrd. Euro etwas seltener vertreten als 2019 mit 43,8 Mrd. Euro. Öffentliche Pfandbriefe erreichten hingegen mit 19,1 Mrd. (i.Vj. 11,2 Mrd.) Euro ein so hohes Emissionsvolumen wie seit 2011 nicht mehr. Gut die Hälfte der neu emittierten Pfandbriefe sei einbehalten worden, um sie etwa als Sicherheiten bei der Deutschen Bundesbank zu hinterlegen, hieß es. Der Immobilienkreditbestand legte um 4,5% auf 904 Mrd. Euro zu. Die Darlehenszusagen gingen insgesamt leicht zurück, was vor allem in der Krise verschobenen Gewerbeimmobilienprojekten geschuldet war (siehe Grafik). Hier habe aber bereits im vierten Quartal eine Belebung eingesetzt. Die Preise für Wohnimmobilien stiegen im vergangenen Jahr um 7,5%, die für Gewerbeimmobilien hingegen nur um 0,6%.
Drang ins Grüne
In den Top-7-Städten verlaufe der Preisanstieg für Wohnimmobilien mittlerweile nicht mehr so dynamisch wie außerhalb der Großstädte, in den Speckgürteln der Metropolen. „Das ist sicherlich dem Umstand geschuldet, dass die Preise in den Metropolen in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen sind“, sagte Hagen. „Jetzt herrscht der Drang nach draußen, wo die Preise noch etwas günstiger sind – vielleicht auch verstärkt durch das Bedürfnis nach mehr Platz und nach dem Grünen.“
Erwartungen von Marktbeobachtern, dass die Arbeit von zu Hause gravierende Auswirkungen auf die Nachfrage nach Büroimmobilien habe, hätten sich nicht bewahrheitet. Kapitalwerte und Büromieten seien zwar nicht mehr im gleichen Maße gestiegen wie zuvor, was auf etwas geringere Nachfrage hinweise, doch schwinde die anfängliche Euphorie für das Homeoffice zunehmend, berichtete Hagen. „Die Nachteile werden sichtbar.“ Insbesondere wenn es um soziale Kontakte, die Führung von Mitarbeitern und das Gefühl, gemeinsam an etwas zu arbeiten, gehe. Der VDP-Präsident verwies auf die USA, wo vor einem Jahr noch drei von vier Unternehmen erwogen hätten, weniger Büroraum in Anspruch zu nehmen. Nun sagten das nur noch 25%.
Der Anteil nachhaltiger Pfandbriefe stieg weiter und erreichte Ende März dieses Jahres rund 8 Mrd. Euro. VDP-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt sagte, der Verband unterstütze den Fokus von Regulierern und Aufsehern auf Nachhaltigkeit. Allerdings nähre die Art der Umsetzung, die Detailverliebtheit und die Vielstimmigkeit der Institutionen – Europäische Zentralbank, Finanzaufsicht BaFin, europäische Bankenregulierungsbehörde EBA, Baseler Ausschuss – Befürchtungen, „dass es nicht in eine konsistente Richtung läuft“.