PERSONEN

Starhändler erhält 14 Jahre Haft für Libor-Manipulation

hip - Die britische Betrugsbekämpfungsbehörde SFO (Senior Fraud Office) hat bei der gerichtlichen Aufarbeitung des Libor-Skandals einen großen Sieg errungen: Der ehemalige UBS- und Citigroup-Starhändler Tom Hayes (35) ist vom Southwark Crown Court...

Starhändler erhält 14 Jahre Haft für Libor-Manipulation

hip – Die britische Betrugsbekämpfungsbehörde SFO (Senior Fraud Office) hat bei der gerichtlichen Aufarbeitung des Libor-Skandals einen großen Sieg errungen: Der ehemalige UBS- und Citigroup-Starhändler Tom Hayes (35) ist vom Southwark Crown Court in London in acht Anklagepunkten schuldig gesprochen und zu 14 Jahren Haft verurteilt worden. Für jeden der Tatbestände hätte eine Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren verhängt werden können. Hayes wurde vorgeworfen, der Rädelsführer einer breit angelegten Verschwörung zur Manipulation der London Interbank Offered Rate (Libor) gewesen zu sein. Zweieinhalb Jahre liefen die Ermittlungen.Weltweit sind Kontrakte und Kredite im Volumen von rund 290 Bill. Pfund an den Referenzzins geknüpft, der die Refinanzierungskosten im Interbankenhandel widerspiegeln soll. Hayes ist die erste Einzelperson, die sich für die Manipulation des Libor vor Gericht verantworten musste. Weitere Verfahren befinden sich bereits in Vorbereitung. Bislang wurden von der Finanzaufsicht FCA (Financial Conduct Authority) Geldbußen und Berufsverbote verhängt. Gegen Firmen wurden bereits vor drei Jahren Geldstrafen ausgesprochen. Sie belaufen sich auf insgesamt rund 9 Mrd. Dollar. Die juristische Aufarbeitung ist aber längst nicht abgeschlossen.Die Anklage warf Hayes vor, er habe – motiviert durch Gier und den Wunsch nach einem höheren Einkommen – im Zentrum eines weltweiten Netzes von 25 anderen Brokern und Händlern bei zehn weltweit tätigen Firmen gestanden. Diese Kontakte hätten ihm geholfen, zwischen 2006 und 2010 den Zins so zu beeinflussen, dass es seinen Positionen zugutekam. Zur Ermittlung des Libor wurden Schätzungen von 16 Banken dazu eingeholt, zu welchem Zinssatz sie sich Geld leihen könnten. Hayes, dessen Karriere bei der Royal Bank of Scotland (RBS) begann, gehörte nicht zu den Mitarbeitern, die damit befasst waren. Wie er einem anderen Händler sagte, seien die dafür Zuständigen schon für einen Mars-Schokoladenriegel bereit, den gewünschten Zinssatz festzulegen.Hayes, dem vor Prozessbeginn das Asperger-Syndrom attestiert wurde, argumentierte, seine Vorgesetzten hätten gewusst, was er tat. Er stellte sich als zahlenfixierten Außenseiter dar, dem es nur um das Firmenwohl gegangen sei. Mit seinen Anfragen an Händler und Broker habe er lediglich die Wahrscheinlichkeit erhöhen wollen, dass sich der Zinssatz in seine Richtung bewege. Nach der Festnahme im Dezember 2012 hatte er zunächst Fehlverhalten eingeräumt. Der gebürtige Londoner, der in Nottingham Mathematik studierte, widerrief jedoch sein Geständnis und sagte, ihm sei es damals nur darum gegangen, seine Auslieferung in die Vereinigten Staaten zu verhindern. Der Richter charakterisierte ihn als Spielertyp.