Stark genug für Brexit und Handelskrieg

Finanzstabilitätskomitee der Bank of England will antizyklischen Kapitalpuffer erhöhen - Strengere Vorgaben für Immobilienfonds

Stark genug für Brexit und Handelskrieg

Die Bank of England geht davon aus, dass das britische Bankensystem sowohl einem ungeordneten Brexit als auch einem Handelskrieg standhalten könnte. Gleichwohl kündigte das Finanzstabilitätskomitee an, den sogenannten antizyklischen Kapitalpuffer von 1 % auf 2 % der risikogewichteten Assets zu erhöhen.hip London – Die Stabilitätshüter der Bank of England haben der Finanzbranche des Landes ein gutes Zeugnis ausgestellt. “Der Kern des britischen Finanzsystems – einschließlich Banken, Händler und Versicherer – ist auf die breite Spanne von wirtschaftlichen und finanziellen Schocks für Großbritannien vorbereitet, die schlimmstenfalls mit einem ungeordneten Brexit einhergehen könnten, und widerstandsfähig”, heißt es im gestern vorgelegten Finanzstabilitätsbericht der Notenbank. Selbst wenn ein solcher Hard Brexit mit einem durch Protektionismus verursachten weltweiten Abschwung einherginge, wäre der Kern des Bankensystems auf Sicht des Finanzstabilitätskomitees (FPC) in der Lage, die daraus resultierenden Schocks zu absorbieren.Der Großteil der Risiken, die aus einer Unterbrechung grenzüberschreitender Finanzdienstleistungen aufgrund eines No-Deal-Szenarios hervorgehen könnten, sei dank umfangreicher Vorbereitung der Behörden und des privaten Sektors abgemildert worden. “Finanzstabilität ist nicht dasselbe wie Marktstabilität”, mahnt das FPC allerdings. “Im Falle eines ungeordneten Brexits wären signifikante zusätzliche Volatilität und Veränderungen der Assetpreise zu erwarten.”Das FPC kündigte an, den sogenannten antizyklischen Kapitalpuffer, der sich in einem normalen Risikoumfeld bei 1 % der risikogewichteten Aktiva einer Bank bewegt, in einem Jahr auf rund 2 % zu erhöhen. Die Bankaufsicht Prudential Regulation Authority (PRA) werde im kommenden Jahr Vorschläge ausarbeiten, wie sich die Kapitalanforderungen so reduzieren lassen, dass die Fähigkeit, Verluste zu absorbieren, alles in allem unverändert bleibt. Solange der Risikoappetit der Institute nicht wesentlich zunimmt, geht das Komitee davon aus, dass die Anforderungen an große Banken insgesamt unverändert bleiben dürften.Offene Immobilienfonds stehen vor strengeren Vorgaben. Anfang des Monats hatte der Vermögensverwalter M&G seinen 2,54 Mrd. Pfund schweren Fonds “M&G Property Portfolio” vom Handel ausgesetzt. Das FPC fordert mehr Übereinstimmung zwischen der Liquidität der Assets und den Rückgabebedingungen für die Anteile. Die Liquidität der Assets sei entweder anhand des Preisabschlags zu ermitteln, der bei einem schnellen Verkauf einer repräsentativen Stichprobe in Kauf genommen werden müsste, oder anhand der Zeit, die erforderlich wäre, um die Assets ohne einen wesentlichen Abschlag zu veräußern. Wer seine Fondsanteile zurückgebe, soll dafür einen Preis erhalten, der den Abschlag widerspiegelt, der bei einem Verkauf des entsprechenden Teiles der Assets im Rückgabezeitraum hingenommen werden müsste. Die Rückgabefristen sollen widerspiegeln, in welcher Zeit der für die Auszahlung der Anleger erforderliche Teil der Assets veräußert werden kann, ohne dass der Wert der verbleibenden Assets dadurch gemindert wird. Stablecoins im BlickDie Stabilitätshüter äußerten sich auch zum Einsatz sogenannter Stablecoins. Zahlungsketten auf Grundlage solcher digitaler Token machen Aufsichtsbehörden weltweit Kopfzerbrechen. Ein Beispiel dafür ist die vom US-Internetunternehmen Facebook vorgeschlagene Währung Libra. Das FPC will Zahlungsketten, die Stablecoins verwenden, auf Grundlage der gleichen Standards beaufsichtigen wie traditionelle Zahlungsketten. Firmen, die in systemisch wichtigen Stablecoin-Ketten von kritischer Bedeutung sind, sollen auch entsprechend reguliert werden. Werden Stablecoins in systemisch wichtigen Zahlungsketten als geldartige Instrumente verwendet, sollen sie auch die gleichen Anforderungen erfüllen, die für Giralgeld gelten, wenn es etwa um Wertstabilität und die Möglichkeit zur Einlösung geht. Libra hätte das Potenzial, systemisch bedeutsam zu werden. “Der regulatorische Rahmen, der für Libra gelten würde, müsste vor jeglicher Einführung klar und in situ sein”, fordern die Stabilitätshüter.Das Kreditwachstum bewege sich in Großbritannien weiterhin auf moderatem Niveau. Die Belastungen durch den Schuldendienst seien sowohl für Haushalte als auch für Unternehmen niedrig.