DER ÜBERGANG IN DIE MIFID-II-WELT

Stille-Post-Prinzip erschwert Fondsvertrieb

Zum Jahresbeginn hakt die Übermittlung von Daten

Stille-Post-Prinzip erschwert Fondsvertrieb

jsc Frankfurt – Wenn Informationen von einem Mund ins nächste Ohr wandern, kommt manchmal etwas anderes dabei heraus als erwartet. Nach diesem Prinzip geht nicht nur im Kinderspiel “Stille Post”, sondern auch bei der Kommunikation von Fondsgesellschaften und Datendiensten schon mal etwas verloren. Mit der Einführung der EU-Regelwerke Mifid II und Priips stockte stellenweise der Vertrieb von Fonds und Derivaten, weil die seit Jahresbeginn geforderten Informationen nicht immer richtig übermittelt worden sind.Seit dem 3. Januar müssen Fondsgesellschaften gemäß Mifid II für ihre Produkte einen Zielmarkt definieren und Kosten genauer aufschlüsseln. Zentral erfasst und damit für alle Vertriebsstellen verfügbar werden die Informationen von Datendienstleistern, in Deutschland und Österreich vom WM Datenservice. Nach welchem Muster die Gesellschaften ihre Daten einliefern müssen, ist dabei bis auf jedes Leerzeichen und Doppelkreuz (“#”) geregelt, damit die Datenbanken die Angaben automatisch erfassen können. Weil aber die Vorbereitung auf Mifid II kurz vor Jahresende mehrere Formate für die Datenübertragung mit sich brachte und sich einige Gesellschaften mit den Details schwertaten, kamen Informationen nicht immer richtig an. Daher fehlten zu Jahresbeginn für einige Fonds die erforderlichen Daten. Angaben für 50 000 FondsLaut WM Datenservice lagen kurz nach Jahresbeginn erst für rund 27 000 Fonds die Zielmarktangaben und für rund 23 000 Fonds die Kosteninformationen in formal korrekter Weise vor – und damit nur für einen Teil der für den Vertrieb zugelassenen Produkte. Mittlerweile aber sind die Daten für Zielmarkt und Kosten für jeweils rund 50 000 Fonds nach korrekter Systematik eingegeben. WM Datenservice gehört zur Herausgebergemeinschaft Wertpapier-Mitteilungen Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG, die auch die Börsen-Zeitung herausgibt.Für Verwirrung sorgten insbesondere unterschiedliche Formate für die Dateneingabe, sagt Geschäftsführer Torsten Ulrich: Zunächst hatte sich die Branche im vergangenen Sommer auf ein Standardformat geeinigt, das in Deutschland, Österreich und mittlerweile auch in der Schweiz gilt und vom WM Datenservice umgesetzt wurde. Dann erstellte die European Working Group, eine weitere Arbeitsgruppe aus Gesellschaften und Fondsverbänden, das European Mifid Template (EMT), das gegen Jahresende finalisiert wurde. Somit gab es kurz vor der Mifid-Einführung plötzlich verschiedene Möglichkeiten, wie die Daten jeweils einzugeben sind. Zudem war nicht allen Emittenten außerhalb Deutschlands klar, dass die Daten an die WM geliefert werden müssen.Schwierig war die Übertragung der Daten nach Informationen aus der Branche vor allem für ausländische Anbieter. Die etablierten und großen deutschen Häuser sollen die Daten formal korrekt geliefert haben, so dass der Absatz im erfahrungsgemäß starken Januar kaum gelitten haben dürfte, wie in der Branche vermutet wird. Weil darüber hinaus verbriefte Derivate wie Zertifikate und Optionsscheine von etablierten und großen Adressen erstellt werden, lief die Übermittlung der Daten überwiegend glatt. Priips läuft nun rundNeben der Mifid II wurde mit der EU-Verordnung Priips zu Jahresbeginn ein weiteres Regelwerk eingeführt. Für bestimmte Finanzprodukte ist seither das Basisinformationsblatt vorgeschrieben, das etwa genaue Angaben zu Kosten und voraussichtlicher Rendite macht. Im Vertrieb von verbrieften Derivaten fehlte das Informationsblatt in einigen Fällen kurz nach Jahresbeginn, was allerdings sehr zügig behoben war. Publikumsfonds (OGAW) sind von der Umstellung nicht betroffen: Sie können mindestens bis Ende 2019 das bisherige Informationsblatt verwenden, das für sie bereits seit 2011 Pflicht ist.