Sturm im Spezialfondsmarkt

Mittelflüsse treffen Anbieter unterschiedlich - Publikumsfondsgeschäft kommt wieder in Schwung

Sturm im Spezialfondsmarkt

Die Coronakrise hat Investoren in Aufruhr versetzt: Erstmals seit Jahren erzielt die Fondsbranche mit Spezialfonds in einem Quartal nur noch einen Absatz nahe der Nulllinie. Das Geschäft verteilt sich unterschiedlich über die Gesellschaften. Das gilt auch für das Publikumsfondssegment, das sich wieder erholt hat.jsc Frankfurt – Die Turbulenzen im Absatz von Spezialfonds im zweiten Jahresviertel haben die Anbieter der deutschen Fondsbranche unterschiedlich getroffen: Während einige Adressen ihre Position gestärkt haben, verzeichnen die Fondstochter der BayernLB und das Bankhaus Metzler hohe Abflüsse im Spezialfondssegment, wie aus Daten des deutschen Fondsverbands BVI für das zweite Quartal hervorgeht.Nachdem mit dem Kurseinbruch im März viele Publikumsfonds hohe Abflüsse verzeichnet hatten, ehe sie sich im zweiten Jahresviertel erholten, geriet das Spezialfondssegment im April und Mai unter Druck. Der Fondsverband sieht einen “gestiegenen Liquiditätsbedarf institutioneller Anleger im Rahmen der Coronakrise”. Unterm Strich hat die deutsche Branche einen Spezialfondsabsatz nahe null erzielt, nachdem über Jahre hinweg Quartal für Quartal zweistellige Milliardenbeträge eingesammelt worden waren. Auf Halbjahressicht haben Unternehmen sowie Organisationen ohne Erwerbszweck wie Kirchen insgesamt knapp 5 Mrd. Euro aus Spezialfonds abgezogen, während Versicherer und Altersvorsorgeeinrichtungen, ohnehin die wichtigsten Anlegergruppen in dem Segment, netto mehr als 32 Mrd. Euro neu angelegt haben.Von einem verwalteten Vermögen von 3,33 Bill. Euro, das die Branche für deutsche Anleger verwaltet, liegt mit 1,87 Bill. Euro der Löwenanteil in Spezialfonds. Das Segment ist mehr als doppelt so groß wie Ende 2010 und ist wegen eines hohen Neugeschäfts stärker gewachsen als das Segment der Publikumsfonds, das seither um die Hälfte zugelegt hat und heute 1,06 Bill. Euro auf die Waage bringt. Allerdings sind die Margen im Publikumsfondsgeschäft deutlich höher, so dass die Branche vor allem hier ihre Erträge erzielt.Die BayernInvest ist nach Daten des Fondsverbands mit 60,2 Mrd. Euro im Wertpapiersegment ein kleinerer Spezialfondsanbieter im Lager der Landesbanken und Sparkassen, vor der Fondstochter der LBBW, aber hinter DekaBank und Helaba Invest. Der Abfluss im ersten Halbjahr geht auf eine Umstrukturierung des Vermögens durch einen Großkunden zurück, wie die Gesellschaft erklärt. Dieser Kunde baue die Mittel bei der BayernLB-Tochter aber wieder sukzessive auf. Das Bankhaus Metzler hat ein sogenanntes Master-KVG-Mandat verloren, bei dem die Gesellschaft das Vermögen im Spezialfondsmantel bündelt. Das Mandat sei turnusgemäß nach zehn Jahren neu ausgeschrieben worden, teilte die Gesellschaft mit. Mit 43,7 Mrd. Euro gehört Metzler zu den kleineren Anbietern im Spezialfondssegment. Heiße Semmeln Der Publikumsfondsabsatz läuft derweil wieder flüssig: Aktienfonds verkaufen sich nach einem Abfluss von netto 12,3 Mrd. Euro im Startquartal mit einem Plus von 9,8 Mrd. Euro wieder rege, mehr als die Hälfte der Zuflüsse entfielen im zweiten Jahresviertel auf klassische Aktienfonds, während der Rest in börsengehandelte Fonds (ETFs) floss. Mischfonds, mit minus 1,2 Mrd. Euro im ersten Quartal unter Wasser, haben sich mit plus 5,8 Mrd. Euro im zweiten Jahresviertel ebenfalls deutlich erholt.Hohe Zuflüsse mit Wertpapierfonds erzielte die Kölner Flossbach von Storch, die 4,6 Mrd. Euro für das Halbjahr ausweist, sowie Universal-Investment mit 2,4 Mrd. Euro, die für Vermögensverwalter die Publikumsfondshülle bereitstellt. Der Absatz der breiter aufgestellten Publikumsfondsanbieter ist durchwachsen, weil zu diesem Segment auch Geldmarktvehikel sowie Kurzläufer-Rentenfonds gezählt werden, die im zweiten Quartal hohe Abflüsse verzeichnet haben. Die DWS und Union Investment blieben auf Halbjahressicht mit 856 Mill. und 665 Mill. Euro im Segment der Wertpapier-Publikumsfonds im positiven Terrain, die Deka Gruppe geriet mit minus 338 Mill. Euro leicht unter Wasser, Allianz Global Investors und Amundi weisen minus 2,5 Mrd. und minus 2,9 Mrd. Euro aus. Wegen einer unterschiedlichen Abgrenzung in der Statistik berichten die Gesellschaften selbst oft andere Werte.Ungebrochen ist der Trend zur nachhaltigen Geldanlage: Während aus konventionellen Publikumsfonds im ersten Halbjahr 3,4 Mrd. Euro abflossen, erzielten nachhaltige Fonds ein Plus von 7,7 Mrd. Euro.