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Sustainable-Finance-Mythen: Die Rolle des Staates

Der WWF räumt mit einem neuen Arbeitspapier zu gängigen Mythen hinsichtlich Sustainable Finance auf. Im Podcast „Nachhaltiges Investieren“ erläutert Matthias Kopp, wie der Staat das Kapital besser lenken sollte.

Sustainable-Finance-Mythen: Die Rolle des Staates

la Frankfurt

Sustainable Finance ist oft noch mit Vorbehalten und Unklarheiten behaftet. Das betrifft zum Beispiel die Rolle der öffentlichen Hand, die Ausgestaltung von Transformationspfaden, die Verfügbarkeit von Nachhaltigkeitsdaten, Reporting-Standards oder auch den Wert von Biodiversität. Der WWF will mit seinem neuen Arbeitspapier „7 Sustainable-Finance-Mythen im WWF-Faktencheck“, das der Börsen-Zeitung vorab vorliegt, für Klarheit und Aufklärung sorgen.

Gängige Missverständnisse

In dem Papier drehen sich gleich zwei gängige, wenn auch gegensätzliche Missverständnisse bzw. Mythen um die Rolle des Staates. Einerseits werde oft angenommen, dass die öffentliche Hand im Vergleich zum Markt zu klein sei und deshalb keine Rolle in der nachhaltigen Finanzierung spielen könne. Andererseits werde die Finanzierung der Nachhaltigkeitsleistung vielfach als ausschließliche Aufgabe der öffentlichen Hand interpretiert, sagt Matthias Kopp, Leiter Sustainable Finance beim WWF Deutschland, und Mitglied im Sustainable-Finance-Beirat der früheren Bundesregierung unter Angela Merkel, im Podcast „Nachhaltiges Investieren“. Die Fokussierung auf den Staat als umfassenden Finanzierer habe, ausgelöst durch den Ukraine-Krieg, eine ganz neue Aktualität erhalten, so Kopp.

Dies sei eine sehr unglückliche Entwicklung, sei es doch Aufgabe der öffentlichen Hand, privates Kapital zu mobilisieren, um die notwendigen, umfangreichen Strukturveränderungen für die nach­haltige Transformation der Wirtschaft einzuleiten. Nur dort, wo es durch Risiken oder neue Technologien noch nicht möglich sei, müsse der Staat mit eigenen Mitteln einspringen.

Falsche Lenkung

Kopp betont zudem, der private Kapitalfluss werde derzeit nach den falschen Kriterien ausgerichtet. Die konkretisierte Rahmengebung für Investitionen, die dem 1,5-Grad-Ziel entsprechen, sei nicht der Standard am Markt. Stattdessen würden sich die Investoren in ihren nachhaltigen Anlagen nach Ratingagenturen richten und zukünftig an der EU-Taxonomie, die aber auch noch nicht 1,5-Grad-konform sei.

Der Staat habe daher die Aufgabe, klare Kriterien vorzugeben und diese in den Markt zu tragen. Er müsse dafür sorgen, dass Unternehmen 1,5-Grad-konforme Ziele formulieren und offenlegen, wie diese er­reicht und gemessen werden sollen. Auch die staatlichen Förderprogramme seien entsprechend auszurichten.

Zu langsam

Aber nicht nur die falschen Lenkungssignale der öffentlichen Akteure seien problematisch, auch sei die Geschwindigkeit, mit der investier- und finanzierbare Projekte in den Markt kommen, zu gering, moniert Kopp. Das liege an den Verwaltungskapazitäten für die An­tragsbearbeitung und auch für die Transparenzgebung in den Markt. Der Podcast ist ab 7.00 Uhr abrufbar unter https://nachhaltigesinvestieren.podigee.io und auf den gängigen Podcast-Plattformen.