Talanx erreicht Rekorde bei Gewinn und Rendite
Talanx erreicht bei Gewinn und Rendite Rekord
Versicherungskonzern erhöht Dividende – Internationales Geschäft und Rückversicherung wachsen kräftig – Deutschland hinkt hinterher
Der Versicherungskonzern Talanx hat 2024 einen Gewinn von 2 Mrd. Euro erwirtschaftet. Dazu haben wesentlich die internationale Erstversicherung und die Hannover Rück beigetragen. 2025 soll der Gewinn auf über 2,1 Mrd. Euro steigen, bis 2027 sollen der Gewinn auf über 2,5 Mrd. Euro und die Dividende auf 4 Euro je Aktie zulegen.
tl Frankfurt
Der große deutsche Versicherungskonzern Talanx ist 2024 kräftig gewachsen. Dieses Wachstumstempo will er in den kommenden Jahren fortsetzen. Dazu sollen in erster Linie das Erstversicherungsgeschäft in Mittel- und Osteuropa sowie in Lateinamerika und das Rückversicherungsgeschäft beitragen. Das deutsche Erstversicherungsgeschäft ist als Stabilitätsanker und Liquiditätsquelle gefragt.
Ziele vorzeitig erreicht
Im vergangenen Jahr konnte der Mehrmarkenversicherer Talanx gruppenweit seinen Versicherungsumsatz um 11% auf 48,1 Mrd. Euro steigern. Das Konzernergebnis wuchs sogar um 25% auf 1,98 Mrd. Euro. Die Eigenkapitalrendite verbesserte sich auf 17,9 (i.V. 16,6)%. Die guten Zahlen nahm der Vorstand zum Anlass, Aufsichtsrat und Hauptversammlung am 8. Mai vorzuschlagen, die Dividende für 2024 auf 2,70 (2,35) Euro zu erhöhen. Ursprünglich waren für 2025 mit Auszahlung 2026 erst 2,50 Euro vorgesehen.
Auf der virtuellen Bilanzpressekonferenz am 19. März bezeichnete CEO Torsten Leue 2024 als „exzellentes Jahr“ und als „Rekordjahr in der Geschichte unseres Unternehmens“. Er verwies auf das stark diversifizierte Geschäftsmodell. Rund die Hälfte (genau 51%) des Konzernergebnisses stammt aus der Rückversicherung (genauer dem Anteil von 50,2% an der Hannover Rück) und die andere Hälfte (49%) aus der Erstversicherung. Damit ist in den vergangenen Jahren die Erstversicherung stärker gewachsen als die Rückversicherung. Noch 2023 betrugen die Anteile 46% zu 54%.
Firmenkundengeschäft dominiert
In der Erstversicherung dominieren das Unternehmens- und Spezialgeschäft (Corporate & Speciality) sowie das internationale Privat- und Firmenkundengeschäft. Bei einem Versicherungsumsatz von 10 Mrd. bzw. 9,3 Mrd. Euro liegt ihr Ergebnisbeitrag bei 501 (351) bzw. 449 (277) Mill. Euro. Dagegen fällt das deutsche Privat- und Firmenkundengeschäft (HDI Deutschland) ab. Hier gelang es nur, den Versicherungsumsatz um 1,7% auf 3,6 Mrd. Euro und den Gewinnbeitrag um 1,2% auf 163 Mill. Euro zu steigern.
Die Eigenkapitalrendite lag inklusive des Assetmanagers Ampega bei 12%, ohne „auch noch über 10%“, so CFO Jan Wicke. Das sei ja „nicht ganz so schlecht“, wenn man es mit dem deutschen Markt vergleiche, sagte Wicke auf Nachfrage.
Stabilität zählt
Für Talanx zählt beim deutschen Geschäft vor allem die Stabilität und, wie Wicke betonte, „HDI Deutschland steuert 19% zur Konzernliquidität bei, die wir für die Dividendenzahlung benötigen“. Denn in diesem Segment wachse man aufgrund des starken Wettbewerbs nicht so stark, sodass auch weniger Wachstumsfinanzierung nötig sei.
Für 2025 hat Talanx in diesem Segment im Gegensatz zu den anderen kein Wachstumsziel gesetzt. Vielmehr gehe es um Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit. Die Schaden-Kosten-Quote soll unter 96 (96,6)% sinken. Dazu sollen die Prämien insbesondere in der Kfz-Versicherung steigen. Außerdem konzentrieren sich die inländischen Talanx-Marken auf spezielle Kundengruppen wie freie Berufe.
Potenzial Lateinamerika
Wachsen will Talanx vor allem im internationalen Retailgeschäft, konkret dort, wo der Konzern schon aktiv ist: Lateinamerika und Osteuropa. „In Märkten wie Mexiko und Kolumbien haben wir noch nicht die Top-Position erreicht“, sagte Leue. „In Brasilien sind wir die Nummer 2, in Chile Marktführer.“ Man müsse aber geduldig sein.
Anorganisch wachsen könne Talanx zudem im Corporate- und Speciality-Bereich. „In Märkten wie den Vereinigten Staaten, die 50% des Weltmarktes ausmachen, sind wir noch unterrepräsentiert.“ Talanx wolle nicht „groß angreifen, aber wir wollen Nischen besetzen, in denen wir uns stark sehen“.
„Langweilige“ Kapitalanlage
„Wir bleiben langweilig in der Kapitalanlage“, umschrieb Finanzvorstand Wicke sein Credo. „Unser Fokus in der Gruppe liegt auf der Übernahme von Versicherungsrisiken.“ Intern gelte die Maxime, dass immer unter 50% des Risikokapitals von der Versicherungstechnik verbraucht werde. „Die können wir global diversifizieren. Da ist das Risiko-Ertrags-Verhältnis besser als bei der Kapitalanlage.“ Deshalb sei die Talanx relativ konservativ in der Kapitalanlage.
Die Aktienquote betrage nur rund 1%. 3 bis 4% sei Private Equity. „Seit vielen Jahren sind wir Infrastrukturinvestor mit einem großen Team in Köln.“ Wicke bezifferte das Volumen auf etwa 2,3 Mrd. Euro.
„Wenn jetzt Public Private Partnerships geplant sind und vernünftige Renditen draufstehen, dann sind wir auch bereit, bei der Infrastrukturfinanzierung mitzuhelfen“, sagte Wicke.