Teilen und Herrschen im Reich UBS
Teilen und Herrschen im Reich UBS
Der letzte Credit-Suisse-Chef Ulrich Körner sagt Adieu – Vermögensverwaltungschef Iqbal Khan wird zurückgebunden
Adieu, Hello, auf Wiedersehen – das Manager-Karussell der UBS dreht und dreht sich. Für den letzten Credit-Suisse-Chef Ulrich Körner ist die Zeit abgelaufen und Kronprinz Iqbal Khan muss sein Reich nun mit Robert Karofsky teilen. Sergio Ermotti zeigt machiavellistische Qualitäten.
Von Daniel Zulauf, Zürich
„Divide et impera“ – teile und herrsche –, UBS-Chef Sergio Ermotti macht nicht zum ersten Mal deutlich, dass er von den Führungsphilosophien des italienischen Renaissance-Denkers Niccolò Machiavelli angetan ist. Ein ganzer Strauß an Änderungen in der Konzernleitung ist geeignet, die Macht des 64-jährigen CEO zu zementieren, sodass dieser die Diskussion über seine Nachfolge in zwei bis drei Jahren jederzeit selbst steuern kann.
Ermotti spaltet das Reich des 48-jährigen Iqbal Khan, einem seiner Kronprinzen, in zwei Teile. Der frühere Credit-Suisse-Manager, der sich 2019 einen offenen Streit mit dem damaligen Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam geliefert hatte und im Zuge der daraus entstandenen Beschattungsaffäre zur UBS wechselte, muss sich die Rolle als Präsident der UBS-Flaggschiffdivision, der globalen Vermögensverwaltung, ab Anfang September mit seinem neun Jahre älteren Kollegen Robert Karofsky teilen, der die Verantwortung für das amerikanische Vermögensverwaltungsgeschäft übernimmt.
Khan behält die operative Verantwortung für die anderen Weltregionen, namentlich auch für Asien, wohin er nun mit seiner Familie umziehen und den bisherigen Asien-Präsidenten Edmund Koh in der Konzernleitung obsolet machen wird.
Duale Führungsstrukturen
Die duale Führungsstruktur hatte Ermotti 2018 in seiner ersten Zeit als UBS-Chef eingeführt. Viele Beobachter sahen in dem organisatorischen Zug schon damals die Absicht des seinerzeitigen CEO, die Macht des damaligen, 2020 überraschend verstorbenen Vermögensverwaltungschefs Jürg Zeltner einzugrenzen.
Nach Ermottis Rückzug aus der UBS im Herbst 2020 setzte der neue CEO, der Niederländer Ralph Hamers, wieder ganz auf das Modell der singulären Divisionsführung. Im Oktober 2022, nach dem Abgang von Co-Vermögensverwaltungschef Tom Naratil, bekam Khan die alleinige Verantwortung für dieses wichtigste Geschäft des Konzerns.
Auch Karofsky teilt
Robert Karofsky legt seinerseits die Führung der Investmentbank in die Hände von George Athanasopoulos, der seit 2010 im Handelsgeschäft tätig ist, und von Marco Valla, der seit 2023 in der Fusions- und Übernahmeberatung arbeitet. Auch Karofsky war erst unter Hamers 2021 zum alleinigen Chef der Investmentbank ernannt worden, nachdem er diese ab 2018 in einer Ko-Funktion geführt hatte. Offensichtlich überflüssig in der neuen Struktur wird die bisherige US-Regional-Präsidentin Naureen Hassan, die UBS am 1. Juli verlassen wird.
Iqbal Khan, Robert Karofsky, die aktuelle Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse und die für Abwicklung der Credit-Suisse-Investmentbank zuständige Spanierin Beatriz Martin bilden das Quartett, aus dem Ermotti dereinst seine Favoritin oder seinen Favoriten für seine Nachfolge dem Verwaltungsrat präsentieren dürfte.
Der ehemalige Credit-Suisse-Chef geht
Wenig überraschend wird „im späteren Jahresverlauf“ der letzte Credit-Suisse-Chef Ulrich Körner seinen Abschied von der UBS nehmen, wie es in der Medienmitteilung heißt. Der Manager, der die Großbank während rund eines Jahres bis zu ihrem endgültigen Scheitern als CEO geführt hatte, wird mit der fortschreitenden Integration der Credit Suisse in die UBS nicht mehr benötigt.
Am 31. Mai wird, wie schon früher angekündigt, das alte Stammhaus, die Credit Suisse AG, mit dem Stammhaus UBS AG fusioniert werden, sodass der neue Finanzkonzern einen ersten wichtigen Schritt auf dem Weg zu der vollständigen Integration der beiden Konzerne vollziehen kann. Die Credit Suisse AG unter der Leitung von Ulrich Körner fungierte bis zuletzt mit einer eigenen zwölfköpfigen Geschäftsleitung, einem siebenköpfigen Verwaltungsrat und mit einer Vielzahl von Stabsfunktionen, die erheblich Kosten generieren, welche die UBS durch die Fusion nun einsparen kann.