Pictet

Themenfonds sind in Deutsch­land Verkaufs­schlager

Ob Biotech, Klimaschutz, Rohstoffe oder Roboter: Themenfonds sammeln in Deutschland viel Geld ein. Die Genfer Gruppe Pictet tritt zuweilen auf die Bremse – aus gutem Grund, sagt Manager Walter Liebe.

Themenfonds sind in Deutsch­land Verkaufs­schlager

Von Jan Schrader, Frankfurt

Ein Megatrend in der Fondsbranche sind Fonds für Megatrends – was wie eine Tautologie klingt, beschreibt einen Geschäftstreiber des Genfer Vermögensverwalters Pictet hierzulande treffend: Thematische Fonds, die einen langfristigen, tiefgreifenden Trend aufgreifen und in eine Investmentidee überführen, haben jedenfalls selbst seit Jahren Konjunktur und wachsen in Fondsmarkt deutlich schneller als der Aktienfondsbestand insgesamt.

Pictet ist dabei mit einem Fonds für Wasserversorgung, für die Roboterindustrie und für Sicherheitsfirmen, neben einigen anderen, dabei eine wichtige Adresse in Deutschland. Habe die Gesellschaft früher primär übergeordnete Investoren wie Dachfonds angesprochen, erreiche sie heute über den Bankvertrieb öfter private Kunden direkt, wie Walter Liebe sagt, Leiter Intermediäre Deutschland und selbsterklärter „Megatrends-Enthusiast“. Die Genfer Privatbank- und Assetmanagement-Gruppe sieht sich als Pionierin im thematischen Investieren, und Pictet ist mit dem Markt in Deutschland auf kleinem Niveau deutlich gewachsen (siehe Grafik). Weltweit steuert die 1805 gegründete Gruppe ein Vermögen von umgerechnet 629 Mrd. Euro und ist im Fondsgeschäft etwa auch mit Schwellenland- und Multi-Asset-Angeboten präsent.

Eine klare Definition für den hochtrabenden Begriff der Megatrends gibt es nicht. Anwärter auf den Titel sind alte Bekannte wie die Globalisierung und Urbanisierung und Neologismen wie New Work und Gender Shift, wie Trendforscher vom privatwirtschaftlichen „Zukunftsinstitut“ aufzählen. Laut Pictet wiederum haben Trends den Zusatz „Mega“ erst dann verdient, wenn sie eine hohe Wirkung haben und über mehr als eineinhalb Jahrzehnte andauern. Hierzulande legen Sparer ihr Geld häufig in den „Water“-Fonds von Pictet, der sich auf Unternehmen rund um Versorgung, Technologie und Umweltdienste in der Wasserbranche fokussiert und allein in Deutschland laut Fondsverband BVI bereits 2,5 Mrd. Euro schwer ist, also schon im Giga-Bereich unterwegs ist. Pictet verweist auf die Bedeutung der Umwelt für künftige Generationen. „Robotics“, „Security“ und „Environmental Opportunities“ etwa sind Fonds, die in Deutschland jeweils auf ein dreistelliges Millionen­vermögen kommen. Im „Megatrend Selection“ sind diverse Trends vereint – hier bringt Pictet in Deutschland 1,4 Mrd. Euro auf die Waage. Insgesamt verwaltet das Haus hierzulande inklusive anderer Strategien laut BVI rund 7,4 Mrd. Euro in Publikumsfonds.

Ein Vorteil eines Themenfonds ist, dass Anbieter eine Investmentstory formen und losgelöst von Vergleichsindizes vertreiben können. Liebe hebt hervor, dass Themenfonds bei Pictet mit Blick auf Investmentchancen gezimmert würden und nicht vom Vertrieb. Ein Expertenbeirat soll dabei die Verlässlichkeit der Trends garantieren. Einer jüngeren Welle an Neugründungen wolle sich Pictet nicht anschließen.

Institutionelle Investoren haben derweil oft wenig Appetit auf Themenfonds, wie Liebe sagt, da sich die Aktienkursrisiken nicht über einen Index „per Knopfdruck hedgen“ lassen. Auch ist das Anlageuniversum, das oft auf kleinere Unternehmen setzt, begrenzt. So beschränkte Pictet immer wieder den Zufluss der Anlegermittel. Das ist schmerzhaft für einen Vertriebsmenschen wie Liebe, aber notwendig, wie er sagt. Nähme ein Fonds zu viel Geld herein, verspielte er demnach Anlagechancen. „So etwas rächt sich später.“

Themen- und Branchenfonds gibt es mittlerweile reichlich. Beliebte Schlagworte sind etwa Biotechnologie, Rohstoffe, Digitalisierung und der Klimawandel. Den Markt prägen dabei vor allem die großen Vollsortimenter, die den Fondsvertrieb maßgeblich kontrollieren. Allianz Global Investors etwa führt mit dem „Global Artificial Intelligence“ ein 8,7 Mrd. Euro schweres Produkt im Sortiment und hat mit einem Haustierfonds auch etwas Skurriles dabei. Die DWS bietet, ähnlich wie Black­Rock, diverse Branchen-ETFs. Daneben behaupten sich auch kleinere Anbieter wie Apo Asset, Tochter der Apo-Bank und Deutschen Ärzteversicherung, die Gesundheitsfonds anbietet, die Pyfore Capital mit einem Fonds für diverse Unternehmen mit fortgeschrittenen Digitalstrategien oder die Berliner BIT Capital, die etwa auf Internetfirmen und Fintechs setzt.

Nachhaltigkeit muss sein

Wer heute „Megatrend“ sagt, kommt freilich nicht an dem Begriff der „Nachhaltigkeit“ vorbei – auch Pictet nicht. Der Wasser-Fonds etwa ist nach Artikel 9 der neuen EU-Offenlegungsverordnung als wirkungsorientierter Fonds klassifiziert und fällt damit in eine strenge, weniger verbreitete Kategorie. Fonds wie der „Security“ und „Robotics“ sind nach dem weiter gefassten Artikel 8 als nachhaltig eingestuft. Damit folgt Pictet einer Tendenz der Branche, bestehende Produkte als nachhaltig im Vertrieb zu platzieren. An Konzept und Vermarktung ändere sich nichts, betont Liebe, seit jeher achte Pictet auf nachhaltige Kriterien und schließe etwa Hersteller von Kampfdronen im „Robotics“ oder Söldnerfirmen im „Security“ aus.

Eine Gefahr einer grünen Bewertungsblase im Aktienmarkt verneint er: So setze der Klimaschutz einen Umbau der Wirtschaft voraus. „Die Dekarbonisierung der Wirtschaft wird Billionen an Investitionen verschlingen. Das wird eine Wachstumsstory der nächsten Jahrzehnte sein.“

Personen Seite 12