TLAC-Regeln schonen die Banken

Erfordernisse leicht nach unten geschraubt - Deutsche Bank hat mit Fremdkapitalkomponente ein Polster

TLAC-Regeln schonen die Banken

Regulierung mit Augenmaß wird von den Banken gerne gefordert – und der Finanzstabilitätsrat FSB hat mit den TLAC-Regeln zur Haftungsmasse im Pleitefall genau das geliefert. Denn die Anforderungen bieten regionale Flexibilität, überfordern die Institute nicht und tragen dennoch dazu bei, dass ein Schutzschirm gebildet wird.bg Frankfurt – Die Bankenaufseher des Financial Stability Board (FSB) haben am Montag in Basel ihren finalen Vorschlag zur Ausgestaltung der Verlustabsorptionsfähigkeit der systemrelevanten Großbanken vorgelegt. Das über die Kennziffer TLAC (Total Loss Absorbing Capacity) gesteuerte Rahmenwerk hat dabei eine leichte Abschwächung gegenüber dem vor einem Jahr vorgelegten Entwurf erfahren. Von 2019 an sollen die 30 größten Geldhäuser der Welt eine Haftungsmasse von mindestens 16 % ihrer risikogewichteten Aktiva (RWA) vorhalten. Ab 2022 soll die TLAC-Quote auf mindestens 18 % ansteigen. Hinzu kommen die im Basel-III-Regelwerk vorgesehenen zusätzlichen Kapitalpuffer, die bis zu 5 Prozentpunkte ausmachen können. Nur ein kleiner AufschlagVor einem Jahr hatte der FSB in der TLAC-Säule ein haftendes Eigen- und Fremdkapital von 16 % bis 20 % der Risikoaktiva oder mindestens eine Leverage Ratio von 6 % vorgeschlagen. Während bei dem zusätzlichen TLAC-Erfordernis die oberste Spitze um 2 Prozentpunkte gekappt worden ist, werden beim Leverage-Ratio-Minimum bezogen auf die RWA ab 2022 nun 6,75 % verlangt, ein kleiner Aufschlag.Die TLAC-Regeln sind grundsätzlich so angelegt, dass neben das Gerüst aus Baseler Eigenkapital eine zweite Säule aus Fremdkapital gestellt wird, die Anleihen und andere Schuldtitel für den Bail-in umfassen kann. Damit wird eine Haftungsmasse vorgehalten, die den Aufsehern einen sofortigen Zugriff auf Mittel zur Stützung eines in Schieflage geratenen Instituts gewährt. Damit wird den Erfahrungen aus der Finanzkrise 2008 Rechnung getragen, als aus Furcht vor einem Systemkollaps auf Steuergelder sowie Notfallmittel der Zentralbanken zurückgegriffen wurde, um Megabanken künstlich am Leben zu erhalten. Hoher VorratSeitdem steht der Bail-in von Bankengläubigern ganz oben auf der Agenda von regulatorischen und politischen Initiativen. Zur Gruppe der 30 global systemrelevanten Institute (G-SIB) zählt auch die Deutsche Bank. Während diese dank ihres hohen Vorrats an für TLAC anrechenbaren Schuldverschreibungen (insbesondere senior unsecured) die Erfordernisse aus dem Stand heraus bewältigen dürfte, müssen insbesondere die auf einer Depositenrefinanzierung ruhenden vier chinesischen Großbanken ihre Fremdkapital-Säule ausbauen, um die TLAC-Quote zu erfüllen.Die vom FSB am Montag vorgelegten Daten zu den “shortfalls” in den Schwellenländer-Banken von rund 270 Mrd. Euro bis 2019 sind aber mit Vorsicht zu genießen, stehen Definitionen im Detail doch noch aus – zudem haben die Schwellenländer-Institute einen verlängerten Phase-in bis 2025. Den Baseler Bankenaufsehern zufolge zeigen die Banken aus den USA und Europa per Ende 2014 im Schnitt eine TLAC-Quote von 14,1 %, womit knapp 500 Mrd. Euro an anrechenbarem Kapital fehlen würden.Allerdings ist hier so manche nationale Besonderheit (wie die deutsche Sonderregel zur gesetzlichen Anrechenbarkeit von vorrangig unbesicherten Papieren) nicht berücksichtigt, so dass europäische Banken nur in geringem Umfang zusätzliches Eigen- oder Fremdkapital benötigen dürften. Allerdings könnte sich zum Beispiel die unbesicherte Refinanzierung verteuern, muss diesen Investoren doch ein Gegenwert für das Bail-in-Risiko geboten werden. Die Deutsche Bank schätzt ihre TLAC-fähige Haftungsmasse auf 112 Mrd. Euro (siehe Grafik) und beziffert den Schutz für vorrangige Schuldtitel auf 61 Mrd. Euro – so viel steht vorher an Eigen- und Hybridmitteln für den Bail-in zur Verfügung.Aus den USA ist bekannt, dass den Banken dort 140 Mrd. Dollar an TLAC-Mitteln fehlen, was sich nach Einschätzung von Analysten aber problemlos innerhalb der Übergangsfristen durch die Emission TLAC-fähiger Schuldtitel heilen lässt. “Der FSB hat nun die nötigen Werkzeuge finalisiert, um das ,Too big to fail` im Bankensektor zu beenden”, erklärte der britische Zentralbankchef Mark Carney, der dem Finanzstabilitätsrat vorsitzt, am Montag.