IM GESPRÄCH: PIERRE GRAMEGNA

"Traditionelles Banking hat sich stark gewandelt"

Green Finance legt eine rasante Entwicklung hin - Kanäle zum Finanzplatz London offen halten - Teenagerkrise der Währungsunion ist überwunden

"Traditionelles Banking hat sich stark gewandelt"

Von Kai Johannsen, LuxemburgDer Finanzplatz Luxemburg hat in den vergangenen zehn Jahren eine enorme Veränderung erfahren, und das gilt für alle drei heutigen Schwerpunkte des Platzes: Traditionelles Banking, Green Finance und – im Zeitalter der Digitalisierung – die Fintechs. “Green Finance hat eine rasante Entwicklung hingelegt, und es ist absehbar, dass der Stellenwert von Green Finance in den kommenden Jahren noch erheblich zunehmen wird”, sagt Pierre Gramegna, Finanzminister des Großherzogtums Luxemburg, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Aber auch das Bild des traditionellen Banking, wozu Private Banking, Fonds- und Assetmanagement, Versicherungen sowie Corporate Finance gerechnet werden, habe sich stark gewandelt. Von Rekord zu Rekord”Das traditionelle Bankgeschäft hat sich gut entwickelt. Das Fondsgeschäft hat eine besonders gute Entwicklung gezeigt, denn hier eilen wir von Rekord zu Rekord”, merkt Gramegna weiter an. Mittlerweile werden am Platz in Fonds mehr als 4 Bill. Euro verwaltet. Luxemburg ist als Fondsstandort in Europa auf Platz eins, weltweit wird nach den USA der zweite Rang belegt. “Wir sehen bei den traditionellen Instrumenten ein stetiges Wachstum, aber auch die innovativen Produkte, die in den vergangenen Jahren aufgelegt wurden, legen deutlich zu”, so der Finanzminister. Gramegna verweist in diesem Zusammenhang auf den Raif (Reserved Alternative Investment Fund), der vor wenigen Jahren ins Leben gerufen wurde, und seit seiner Gründung sehr erfolgreich sei.Das Private Banking sei der Bereich des Finanzgeschäfts, der in den vergangenen Jahren die meisten Änderungen erlebt habe. “Da wir am automatischen Informationsaustausch mit anderen Ländern in Sachen Steuern teilnehmen, wurde das Bankgeheimnis in Luxemburg ausgehöhlt. Viele haben seinerzeit befürchtet, dass dadurch das Geschäftsmodell des Private Banking in Frage gestellt wird und malten schon die große Krise an die Wand. Das ist aber nicht eingetreten”, betont Gramegna. Es sei zu der damaligen Zeit keine einfache Entscheidung der Regierung gewesen, diesen Weg der Transparenz zu gehen. Denn man habe zuvor seit Jahrzehnten das Geschäftsmodell mit dem strikten Bankgeheimnis gehabt.”Aber wir haben selbst immer gesagt, dass der Erfolg unseres Bankgeschäfts nicht ausschließlich auf dem Bankgeheimnis beruht, sondern vor allem auf seiner Fachkompetenz und internationalen Ausrichtung. Aber im Ausland ist allzu oft gedacht worden, dass Luxemburg nur deswegen attraktiv ist”, führt Gramegna aus. Aber jetzt kenne man die Antwort. “Denn wenn es so gewesen wäre, hätten wir ohne Zweifel eine große Krise und deutliche Einbußen gesehen. Das ist Gott sei Dank nicht geschehen”, resümiert er.Das Private Banking habe im Vergleich zu anderen Bereichen eine etwas langsamere Entwicklung gesehen, aber es gebe auch deutliche Veränderungen. Gramegna verweist zum Beispiel auf die Kundenstrukturen. Vor Jahren seien es viele kleine Kunden aus den Nachbarländern gewesen, heute würden High Net Worth Individuals (HNWI) – also sehr vermögende Kunden – und Ultra-HNWI den Großteil der Kundschaft ausmachen. Das Private Banking zeige in diesem neuen Umfeld eine sehr gute Entwicklung. “Im Nachhinein muss man wirklich sagen, dass die Entscheidung in Sachen Bankgeheimnis eine sehr gute war. Hätten wir sie nicht getroffen, wäre es zu Schwierigkeiten in Luxemburg gekommen”, so Gramegna. Der Finanzminister spielt damit auch auf die zahlreichen Innovationen an, die in Luxemburg in der Folgezeit entstanden sind.Eine davon sind im digitalen Zeitalter die Fintechs. “Fintech haben wir hier schon gemacht, als es das Wort noch gar nicht gab”, sagt er. Er verweist auf das in Luxemburg seit Jahren ansässige Unternehmen Paypal, bei dem es bekanntermaßen sofort ersichtlich sei, dass es sich um ein klassisches Fintech handele, aber auch auf Amazon. Bei Amazon mache das aber nur einen kleineren Teil des Geschäfts aus. Im Jahr 2016 wurde das LhoFT gegründet (Luxemburg House of Financial Technology), das derzeit rund 30 Start-ups beherbergt.”Wir haben in Luxemburg aber schon hunderte von Fintechs. Es gibt viele Initiativen in diesem Bereich, und wir haben hier Gründer aus der ganzen Welt am Platz, denn wir haben das richtige Ökosystem, um diese Fintechs anzuziehen”, führt der Minister aus. Es sei relativ selten, dass Luxemburg in einem Bereich über die entsprechende kritische Masse verfüge. “Aber für Fintechs haben wir offenkundig die kritische Masse”, präzisiert er und verweist auf die nötigen Kundenstrukturen. Banken, das komplette Fonds- und Assetmanagement-Geschäft, Versicherer und die Börse seien klare Zielgruppen der Fintechs. Das sei alles vor Ort vorhanden. “Außerdem sind wir das Sprungbrett für den europäischen Markt, die Firmen haben die entsprechenden Kundengruppen in Europa damit praktisch vor der Haustür”, ergänzt Gramegna. Die EIB als PionierEinen ganz besonderen Stellenwert hat in Luxemburg Green Finance. Hier sei seit dem Jahr 2007, als die Europäische Investitionsbank (EIB) die erste grüne Anleihe emittierte und damit in die Pionierrolle des Marktes der grünen Anleihen schlüpfte, sehr viel geschehen. Das werde heute auch international klar anerkannt. Gramegna verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass der Finanzplatz Luxemburg in Sachen grüner Finanzinfrastruktur weltweit nach London auf Platz zwei steht. Man wolle das Pariser Klimaabkommen strikt umsetzen, dazu habe man sich verpflichtet. “Wir können viel mehr tun, als nur die Emissionen von Treibhausgasen von Luxemburg zu reduzieren. Wir können auch anderen Ländern dabei helfen, die Emissionen herunterzufahren, in dem wir die entsprechenden Finanzierungen von Klima- und Umweltprojekten auf die Beine stellen und der Finanzsektor selbst damit immer grüner wird. Das heißt, dass das Ökosystem Green Finance noch an Breite und Tiefe gewinnen wird. Damit wird Klima- und Umweltschutz weiter vorangetrieben”, erläutert Gramegna.Er ist sich sicher, dass in den kommenden Jahren immer mehr grüne Anleihen auf den Markt kommen werden. Emissionen von grünen Bonds sieht er beispielsweise auch von chinesischen Banken in Europa, die dann an der grünen Börse Luxemburgs (Luxembourg Green Exchange, LGX) gelistet werden. Die LGX wurde im zweiten Halbjahr 2016 ins Leben gerufen und listet heute mehr als die Hälfte aller weltweit begebenen grünen Anleihen. “Das läuft sehr gut, und wir sind damit auf dem richtigen Weg”, sagt er. Aus der Tatsache, dass erst rund 2% aller globalen emittierten Anleihen grüne Bonds sind, lasse sich das enorme Potenzial dieses Marktes klar ableiten. Grünes AnleihegesetzEine Vorreiterrolle hat Luxemburg in Green Finance noch in einer anderen Hinsicht, denn das Großherzogtum hat in diesem Jahr als erstes Land weltweit ein grünes Anleihegesetz ins Leben gerufen, und zwar für besicherte Anleihen, den sogenannten Lettre de Gage Energies Renouvelables, also Green Covered Bonds. Das Gesetz wurde in kürzester Zeit für den Bereich der erneuerbaren Energien konzipiert. Die Vorbereitungen auf Bankenseite für entsprechende Anleihemissionen laufen derzeit.Gramegna kann sich gut vorstellen, dass das Gesetz inhaltlich ausgeweitet wird, also auch für andere Umweltbereiche beziehungsweise die nachhaltige Wirtschaft zugänglich gemacht wird, wie etwa die Wasserversorgung, Müllentsorgung/-vermeidung, nachhaltige Fischerei, Forstwirtschaft oder auch Smart City. Das würde bedeuten, dass Banken über entsprechende Ausweitungen des Gesetzes prinzipiell die Möglichkeit bekommen, Finanzierungen von Projekten dieser Umweltbereiche über entsprechende Luxemburger Covered Bonds wieder zu refinanzieren.”Das ist ein klares Anliegen der Regierung, der Klimaschutz hat einen hohen Stellenwert. Wir haben mit den erneuerbaren Energien angefangen, weil hier konkrete Projekte vorhanden waren. Aber das schließt ja nicht aus, dass wir das Gesetz nicht auch auf andere Bereiche ausweiten. Das ist für mich der richtige Weg, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Denn nur mit Sparmaßnahmen allein und ohne das Aufkommen neuer Technologien lässt sich das Erreichen dieser Ziele nicht bewerkstelligen. Das schließt auch den Finanzsektor und damit Green Finance ein. Nur so können wir die ehrgeizigen Ziele erreichen”, präzisiert Gramegna.Aber mit dem alleinigen Bereitstellen von grünen Finanzierungen ist es in Sachen Green Finance nicht getan. Gramegna erachtet Public Private Partnerships (PPS) in diesem Zusammenhang als einen zentralen Bestandteil, also die Kooperation von staatlichen und privaten Institutionen wie Banken und Investoren bei Klima- und Umweltprojekten oder in der nachhaltigen Wirtschaft. “Ähnlich wie bei den grünen Covered Bonds befinden wir uns dabei gegenwärtig in einem Lernprozess. Wir suchen uns dabei spezielle Wirtschaftsbereiche heraus, bei denen wir das brauchen und dann anwenden können. Aber zunächst einmal brauchen wir dafür Erfahrungswerte, auf deren Grundlage wir dann aufbauen können”, sagt er.”Public Private Partnerships sind wichtig. Aber man muss berücksichtigen, dass wir auf der einen Seite Unternehmen haben, die in diesem Bereich innovative Projekte ins Leben rufen und auf der anderen Seite Banken, die diese Vorhaben finanzieren sollen, und dann gibt es noch die Staaten, die das gesamte Unterfangen unterstützen sollen. Alle zusammen betreten Neuland. Das muss man erst einmal zusammen lernen”, führt der Minister aus. Man sehe auf europäischer Ebene, wie schwer das sei. Die EU-Kommission habe nun unter anderem die Empfehlung abgegeben, dafür eine gemeinsame Sprache, das heißt eine Taxonomie, zu entwickeln. Dabei gehe es um die Frage, wie denn grün zu definieren sei.”Und nun müssen wir sehen, dass wir uns auf eine gemeinsame Antwort verständigen können. Denn wir dürfen uns nicht damit begnügen, dass es letzten Endes nur zu einem grünen Anstrich kommt”, sagt Gramegna. Diese Phase sei jetzt sehr wichtig, und das Anliegen dürfte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. “Denn wir stehen am Anfang dieser gemeinsamen Definitionen und dürfen das nicht verspielen, denn damit würden wir riskieren, dass das gesamte Unterfangen Sustainable Finance an Glaubwürdigkeit verliert”, merkt er an. Und dies sei nicht nur eine Luxemburger Angelegenheit, sondern auch für andere Länder ein wichtiger Aspekt.”Wir haben bei den Green Covered Bonds gesehen, dass diese Definitionen eine schwierige Angelegenheit sind. Was ist denn ein Green Bond? Dafür gibt es ja noch nicht einen weltweit allgemein gültigen Maßstab”, ergänzt er. Gramegna sieht aber hierin eine klare Chance für Europa. “Wenn wir uns schnell auf solche Maßstäbe einigen können, dann können wir auch zum Vorreiter für andere Länder beziehungsweise Regionen werden”, gibt er zu bedenken. Er zieht eine Parallele zu den Ucits (OGAW), die in den achtziger Jahren entwickelt wurden. Seinerzeit habe keiner gesehen, wie wichtig es gewesen sei, dass man sich auf gemeinsame Definitionen und Maßstäbe geeinigt habe. “Diese Fonds werden heute nicht nur europaweit eingesetzt, sondern in nicht-europäischen Ländern als Referenz genutzt. Am Platz Hongkong seien beispielsweise rund zwei Drittel der nicht-chinesischen Fonds Luxemburger Herkunft.Die Akteure in Hongkong würden gern mit anderen Ländern in dieser Form kooperieren und ein ähnliches gemeinsames Regel- beziehungsweise Gesetzeswerk schaffen. Dies sei bisher aber noch nicht gelungen, da die Zusammenarbeit nicht die Intensität wie in der EU habe. Das sei eine Errungenschaft des gemeinsamen Binnenmarktes. “Wir haben auf dieser Grundlage des Binnenmarktes neue Produkte geschaffen – wie zum Beispiel den Alternative Investment Fund -, und diese Produkte gelten andernorts als Referenzmaßstab. Und genau das können wir auch bei Green Finance realisieren, und ich bin sehr zuversichtlich, dass uns das auch gelingen wird. Wir sind bei Klimaschutzinitiativen Vorreiter, und deshalb haben wir hier auch großes Potenzial”, sagt Gramegna. 2019 abermals PionierAls Finanzminister ist Gramegna auch im Board of Governors der Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB). 2019 wird Luxemburg wieder einmal Pionier sein, denn die Jahrestagung dieser sehr grünen Bank wird nach Tagungen der Vorjahre in China, Korea und Indien erstmals in Europa stattfinden, und zwar im Großherzogtum. “Ich finde es wichtig, dass die erste Jahrestagung der AIIB in Europa bei uns stattfindet, denn Luxemburg war das erste Land Europas, das Mitglied der AIIB wurde”, erklärt Gramegna.Das Geschäftsmodell der AIIB ist an das Modell der EIB angelehnt, und Gramegna sieht die Perspektive, dass die ohnehin schon gute Zusammenarbeit von EIB und AIIB durch die Tagung noch intensiviert werden kann. Denn die AIIB könne sich dann vor Ort ein Bild von der Ausgestaltung des Finanzplatzes Luxemburg machen. Das habe dann durchaus das Potenzial für eine noch engere Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure.In Zeitalter der Digitalisierung ist für Gramegna die Besteuerung von großen digitalen Playern wie die FAANG-Unternehmen (Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Google) eine sehr wichtige Frage. “Es ist selbstverständlich, dass diese großen digitalen Gesellschaften ihre Steuern zahlen wie andere Unternehmen auch. Wir haben es aber mit einem besonderen Aspekt hierbei zu tun, weil diese Firmen anders aufgestellt, weil sie Weltplayer sind und weil die digitale Welt in einer anderen Art und Weise als das traditionelle Geschäft funktioniert. Denn das Erfassen der Geschäftsströme ist bei diesen Playern sehr kompliziert. Ich bin mir mit anderen europäischen Ländern und auch den USA darüber einig, dass diese Firmen auch ihren Teil zum Unternehmenssteueraufkommen beisteuern müssen”, erklärt er.Man sei sich auf OECD-Ebene aber noch nicht darüber einig, wie die Besteuerung der digitalen Aktivitäten erfolgen soll. “Ich warne vor einem Alleingang der EU in dieser Sache. Es ist wichtig, dass wir etwas erreichen, das dann auf OECD-Ebene verwertbar ist. Ich hoffe auf eine Lösung, die von jedem geteilt wird”, sagt er. Er hoffe zudem, dass es bei den derzeit laufenden Diskussionen nicht zu Spannungen komme. Die Vorschläge hierzu auf EU-Ebene würden schon viele Fragen aufwerfen, und es zeichne sich ab, dass die Vorschläge bereits im Ansatz viele technische Schwierigkeiten mit sich bringen. Die derzeitigen Diskussionen seien schwierig. Das Treffen der EU-Finanzminister am 7.und 8. September in Wien habe jedoch gezeigt, dass es Annäherungen gibt.Mit Griechenland hat das letzte Land der Eurozone die EU-Rettungsprogramme verlassen und damit wurde die Staatsschuldenkrise, in der Luxemburg nicht zuletzt als Vermittler eine zentrale Rolle gespielt hat, überwunden. Es sei wichtig gewesen, das es finanzielle Hilfen für betroffene Länder gegeben habe, aber es sei genauso wichtig gewesen, dass ein ganzes Arsenal an Mitteln und Gesetzgebungen geschaffen wurde wie etwa die Bankenunion und die Verstärkung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes. Weltweit einzigartig”Wir stehen heute als Währungsunion besser da als vor der Finanz- und Staatsschuldenkrise. Die Teenagerkrise der Währungsunion ist überwunden, und wir sind gut vorbereitet für die Zukunft”, unterstreicht er. Wenn in einem anderen Land eine Bank in eine Krise gerate, dann müsste das Land das selbst lösen. Das sei in der Eurozone nicht der Fall. Das sei weltweit einzigartig. Und mit dem ESM als Garantiegeber sei man in der Eurozone in Sachen Krisenbewältigung ein großes Stück vorangekommen. Das System bekomme dadurch mehr Glaubwürdigkeit. Gramegna rechnet in den kommenden Monaten mit weiteren Maßnahmen, die das Risikopotenzial von Krisen weiter reduzieren und die Solidarität innerhalb der Eurozone weiter stärken.”Es war wichtig, dass wir in der Krise in der Lage waren, uns Instrumente zu schaffen, um später besser dazustehen. Außerdem gab es den politischen Willen, die Krise zu lösen, und zwar auch dann, als wir die Instrumente noch gar nicht hatten. Dann gab es provisorische Lösungen. Das ist sehr positiv gewesen”, sagt er mit Blick auf die gemeisterten Herausforderungen. Herausforderung BrexitEine Herausforderung für die europäischen Finanzplätze ist nun der Brexit. Dieser werde große Konsequenzen für die wirtschaftlichen und finanziellen Regelwerke sowie die Kooperation von Großbritannien und Europa haben. “Falls es zu einem No-Deal-Szenario kommt, ist es wichtig, dass wir uns auf eine Übergangsphase einigen. Denn wenn wir keine Übergangsphase bekommen, dann sehe ich nicht, wie wir viele Aspekte für Güter, Dienstleistungen und den Kapitalmarkt regeln sollen. Denn Unternehmen und staatliche Verwaltungen müssen Zeit dafür bekommen, wie diverse Prozesse künftig ablaufen und damit aufgestellt werden sollen”, sagt er. Das sei auch zwecks Beruhigung der Unternehmen wichtig, die künftige Abläufe im Geschäftsverkehr mit Großbritannien organisieren müssen. Denn die Unternehmen bräuchten nun ein sicheres Umfeld, denn sie wissen nicht, in welchem Umfeld sie nach dem Brexit agieren. Aber genau das würden sie von ihren Kunden immer wieder gefragt werden. “Diese Unsicherheit muss jetzt weg”, betont er.Gramegna spricht sich auch dafür aus, die Kanäle zum Finanzplatz London offen zu halten. “Denn London ist ein wichtiger Finanzplatz für Luxemburg, im Wesentlichen für das Fondsgeschäft und die Versicherer. Zwischen London und dem Kontinent müssen Verbindungen bestehen bleiben”, sagt er. Verschiedene Banken, Fondsgesellschaften und auch Versicherungsunternehmen hätten nun aber schon Entscheidungen treffen müssen, weil sie die Endresultate nicht abwarten konnten. Luxemburg habe verschiedentlich davon profitiert. “Denn wir sind für viele Unternehmen attraktiv. Wir haben für unseren Finanzplatz aber keine aggressive Werbung gemacht”, hält Gramegna fest. Viele hätten es für richtig angesehen, von Luxemburg aus den europäischen Binnenmarkt zu bedienen. Bei Versichern und Fonds habe man in dieser Hinsicht offenkundig punkten können, wie an den Entscheidungen, sich in Luxemburg anzusiedeln, ablesbar sei.—-Pierre Gramegna, Finanzminister des Großherzogtums Luxemburg