Finanzbranche

Trotz Gewinnplus: Groß­bank UBS verfehlt Erwar­tungen

Die Schweizer Großbank fährt ihr bestes Ergebnis seit 10 Jahren ein, der Gewinn steigt dank Beteiligungsverkauf um 5% – doch die Analysten hatten noch mehr erwartet und geben sich nun enttäuscht.

Trotz Gewinnplus: Groß­bank UBS verfehlt Erwar­tungen

lz/lee Frankfurt – Obwohl sie das zweite Quartal mit einem hohen Gewinn abgeschlossen hat, ist die Schweizer Großbank UBS am Dienstag an der Börse abgestraft worden. Dank außerordentlicher Erlöse aus dem Verkauf einer Beteiligung in Japan verbesserte der Weltmarktführer im Geschäft mit Reichen und Superreichen den Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr um 5 % auf 2,1 Mrd. Dollar. Es war der höchste in einem zweiten Quartal erzielte Gewinn seit 10 Jahren.

Damit blieb das Ergebnis jedoch hinter den Markterwartungen zurück. Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Nettogewinn von 2,4 Mrd. Dollar gerechnet. Die Börsenreaktion­ fiel angesichts der zunehmenden Konjunktursorgen harsch aus. Aus anfänglichen Kursverlusten von etwa 5% entwickelte sich ein regelrechter Ausverkauf mit zeitweise zweistelligen Kursverlusten, in dessen Sog auch andere europäische Bankaktien gerieten. Aus dem Handel gingen die UBS-Papiere mit einem Abschlag von 9,4% auf 14,63 sfr.

In den vergangenen Monaten hatte sich das Papier trotz einiger Aufs und Abs vergleichsweise gut gehalten. Seit Jahresbeginn hatte sich der Kurs bis zum gestrigen Einbruch trotz einiger Schwankungen weitgehend stabil gehalten. Zum Vergleich: Für die Aktie der Deutschen Bank ging es im gleichen Zeitraum um rund ein Viertel abwärts. Das Papier der zweitgrößten Schweizer Bank Credit Suisse büßte gar rund 40 % ein.

Geschäft ist abgekühlt

Wie aus dem Zahlenwerk hervorgeht, hat sich das Geschäft der UBS nach dem besten Jahresstart seit 2007 deutlich abgekühlt. „Das zweite Quartal war für Anleger eine der schwierigsten Phasen der letzten zehn Jahre“, sagte Konzernchef Ralph Hamers. Dies spiegelt sich auch in der Ergebnisentwicklung wider. Bereinigt um den Erlös aus dem Verkauf des Immobilien-Gemeinschaftsunternehmens Mitsubishi Corp-UBS Realty und einer weiteren Transaktion von 810 Mill. Dollar sank das Vorsteuerergebnis der Großbank deutlich.

Konzernweit waren die Kosten und die Erträge praktisch unverändert. Im Investment Banking brach der Vorsteuergewinn um 39 % ein. Vor allem das Beratungsgeschäft lahmte. Da sich die Finanzierung in dem gegenwärtigen Zinsumfeld nicht stabil planen lässt, haben viele Unternehmen geplante Übernahmevorhaben auf Eis gelegt und auch auf dem IPO-Markt läuft so gut wie nichts mehr. Vor diesem Hintergrund hatten auch die US-Banken in den vergangenen Wochen vielfach enttäuschende Zahlen vorgelegt. Wie Kian Abouhossein in einem Kurzkommentar anmerkte, legte die UBS jedoch eine schlechtere Performance an den Tag als die Wall-Street-Banken: „Das gilt sowohl für das Investment Banking als auch im Wettbewerb mit Morgan Stanley im Wealth Management in den USA.“

Auch weltweit lief es in dem Geschäft angesichts von zunehmenden Konjunktur- und Inflationssorgen nicht rund. Wegen der sinkenden Börsenkurse ließen auch die an die Depots der Kunden gekoppelten Gebühreneinnahmen nach. Immerhin spülten die Zinserhöhungen der US-Notenbank dem Institut mehr Geld in die Kasse, sodass der Vorsteuergewinn der Division im Quartal insgesamt um 11% sank. Netto trugen die Kunden noch nicht einmal eine halbe Milliarde Dollar zu den Provisionseinnahmen in Höhe von 4,8 Mrd. Dollar bei.

Immerhin gelang es der UBS dank der Verkaufserlöse erneut, die im Februar formulierten Renditeziele zu übertreffen. Auf das harte Kernkapital (Tier1) bezogen, lag die Kennziffer mit 18,9% über dem langfristigen Zielband von 15 bis 18%. Damit setzt sich das Institut von der Wettbewerberin Credit Suisse ab, die am Mittwoch Zahlen vorlegt.

Personen Seite 12

UBS Group
Konzernzahlen nach US-GAAP
1. Halbjahr
in Mill. Dollar20222021
Nettoerträge18 29917 574
  Nettozinserträge3 4363241
  Nichtzinserträge10 12711 248
Verwaltungsaufwand5 3444 891
Risikovorsorge *25−108
Nettogewinn4 2443 830
Aufwand-Ertrag-Quote70,770,6
Gewinn je Aktie (Dollar)1,221,04
Harte Kapitalquote (%)14,214,2
*) minus = AuflösungBörsen-Zeitung