Versicherung

Trotz guter Zahlen gibt es einen Machtkampf im Generali-Tower

Die guten Zahlen reichen einigen einflussreichen Aktionären nicht. Sie sind unzufrieden und wollen einen neuen CEO. Besonders aktiv ist diesbezüglich der zweitgrößte Aktionär.

Trotz guter Zahlen gibt es einen Machtkampf im Generali-Tower

bl Mailand – Im Mailänder Tower der italienischen Versicherungsgruppe Generali wird der Aufstand geprobt. Einige Großaktionäre sind unzufrieden und wollen einen neuen CEO. Besonders aktiv ist der zweitgrößte Aktionär Francesco Gaetano Caltagirone (5,6%), der dies öffentlich erklärt hat. Zeitungen zufolge handelt er im Einklang mit Leonardo Del Vecchio (5%), der vor allem als Großaktionär des Optik- und Brillenkonzerns EssilorLuxottica bekannt ist. Die Weichen für den Wechsel sollen bei der Neubesetzung des Verwaltungsrates gestellt werden: Doch die Entscheidung darüber wurde vorerst aufgeschoben.

CEO Philippe Donnet sprach kürzlich von „Gerüchten“. Er konzentriere sich auf den erfolgreichen Abschluss seines Strategieplans und die Erarbeitung eines neuen Plans, den er am 15. Dezember vorstellen will. Ob er ein drittes Mandat anstrebt, wollte er (noch)  nicht sagen. Dabei kursieren Namen möglicher­ Nachfolger: Carlo Cimbri von der Versicherungsgruppe Unipol, Ex-Monte-dei-Paschi-Chef Marco Morelli, Post-CEO Matteo Del Fante, Allianz-Manager Sergio Babinot, der früher bei der Generali war, sowie Generali-Deutschland-Chef Giovanni Liverani.

Die Kritiker sollen von einem ganz großen Deal Generalis träumen, an dem sie kräftig mitverdienen wollen – einem Deal womöglich, wie ihn Del Vecchio einfädelte, als er seinen Luxottica-Konzern mit der französischen Essilor zusammenspannte. Auch über die Bildung eines großen Finanzkonzerns wie mit der ertragsstarken Investmentbank Mediobanca, die seit jeher im Hintergrund der italienischen Finanzwelt die Fäden zieht, oder mit Unicredit wird in den Medien spekuliert. Del Vecchio ist mit fast 20% Großaktionär bei der Mediobanca. Caltagirone und die Familie Benetton, die alle auch bei Generali dabei sind und als Del Vecchios Verbündete gelten, sind mit von der Partie. Mediobanca wiederum hält 13% der Generali-Anteile, betrachtet das Engagement aber nach eigenen Angaben als Anteil, der verkauft werden könne.

Mit Blick auf das Ergebnis haben die Aktionäre eigentlich keinen Grund zur Unzufriedenheit. Im ersten Halbjahr sind die Beitragseinnahmen um mehr als 5% gestiegen, der Nettogewinn hat sich auf 1,5 Mrd. Euro verdoppelt, was auch daran liegt, dass im vergangenen Jahr Sonderfaktoren den Gewinn belastet haben. Und mit einer auf 231 Punkte gestiegenen Solvabilitätsrate ist Generali sehr solide kapitalisiert. Die Rendite des Schadengeschäfts ist trotz diverser Naturkatastrophen stabil geblieben.

Die Aktionäre sollen für 2018 bis 2021 insgesamt bis zu 5 Mrd. Euro Dividenden erhalten. Im Oktober soll es eine Nachzahlung von 0,46 Euro je Aktie für 2019 geben. Analysten loben Donnets Strategie. Und der Aktienkurs ist seit seinem Amtsantritt um mehr als 90% gestiegen.

Generali ist nicht mehr an klassischen Sparprodukten mit Garantien interessiert und setzt auf Schadenversicherungen und Dienstleistungen, die über den klassischen Versicherungssektor hinausgehen. Ein wichtiger Pfeiler ist die Vermögensverwaltung: Generali hat mehr als 672 Mrd. Euro Assets under Management und will durch den Ausbau der Multi-Boutique-Plattform punkten. Und bei den Finanzierungen stehen nachhaltige Instrumente in den Vordergrund. Generali profitiert auch von den geänderten politischen Rahmenbedingungen: Seit Antritt des ehemaligen EZB-Präsidenten Mario Draghis als Regierungschef in Rom sind die Refinanzierungskosten deutlich gesunken.