SCHLUSSNOTE

Trump wird es richten

Von Claus Döring Der Jahreswechsel ist ein beliebter Zeitpunkt, sich Gedanken über das eigene Portfolio zu machen und die Anlagestrategie zu überprüfen. An Einschätzungen und Empfehlungen für das neue Jahr fehlt es dabei nicht, gehören die Studien...

Trump wird es richten

Von Claus DöringDer Jahreswechsel ist ein beliebter Zeitpunkt, sich Gedanken über das eigene Portfolio zu machen und die Anlagestrategie zu überprüfen. An Einschätzungen und Empfehlungen für das neue Jahr fehlt es dabei nicht, gehören die Studien und Pressekonferenzen der Fondsgesellschaften zum Ausblick 2020 doch zum Terminkalender dieser Wochen wie die Gans zur Speisekarte in der (Vor-)Weihnachtszeit. Bulletins zum Gesundheitszustand der Weltwirtschaft, der Eurozone und der deutschen Wirtschaft sind also reichlich vorhanden, doch die Schlussfolgerungen fallen sehr unterschiedlich aus. Das sollte Investoren nicht irritieren, sondern liegt in der Natur der Sache. Wenn der Arzt beim regelmäßigen Check des Blutdrucks einen Wert von beispielsweise 130 zu 90 feststellt, mag das für einen unter Bluthochdruck leidenden Menschen ein gutes Niveau sein, für einen Menschen mit eher niedrigerem Blutdruck ein zu hoher Wert. In der Finanzwelt ist es nicht anders. Für Anleger, die traditionell stärker auf der festverzinslichen Seite unterwegs sind, ist die Null- und Minuszinswelt kein guter Befund, für Aktieninvestoren dagegen ein attraktives Umfeld. Denn die führenden internationalen Aktienindizes notieren nahe ihren historischen Höchstständen. Ganz egal, ob das fundamental durch Konjunkturdaten und Unternehmensergebnisse unterlegt wird: Die Zinspolitik der Notenbanken wird auch im nächsten Jahr die Anlagegelder auf der Suche nach Rendite in reale Werte wie Aktien, Unternehmensbeteiligungen und Immobilien lenken und die Blase in diesen Assetklassen unter Druck halten. Man mag diese Entwicklung ökonomisch für so ungesund halten wie einen zu hohen oder zu niedrigen Blutdruck. Doch solange die Notenbanken mit ihrer Zinspolitik den Kreislauf stabilisieren und mit Anleihen- oder/und sogar Aktienkäufen gleichsam Betablocker in der Hinterhand halten, die sie bei Bedarf in beliebiger Dosierung verabreichen, kann dieser Zustand noch lange aufrechterhalten werden. Der ungesunden Nebenwirkungen ihrer unkonventionellen Geldpolitik sind sich die Notenbanken dabei durchaus bewusst. Auf die wachsenden Risiken ihrer eigenen Geldpolitik haben sie in ihren Finanzstabilitätsberichten gerade erst hingewiesen. Folgen? Keine! Das gleicht dem Arzt, der die Medikamentendosis erhöht und zugleich dem Patienten die Lektüre der Risiken und Nebenwirkungen im Beipackzettel empfiehlt. Immerhin will die EZB unter ihrer neuen Präsidentin Christine Lagarde die Nebenwirkungen der Geldpolitik stärker in den Blick nehmen. Neben den Assetpreisblasen liegen die Risiken 2020 in der weltweit weiter gestiegenen Verschuldung. Es sind also nicht nur die geldpolitischen Möglichkeiten der Notenbanken weitgehend erschöpft, sondern auch die finanzpolitischen Spielräume der Staaten für den Fall eines schärferen konjunkturellen Abschwungs noch enger geworden. Die Crash­Propheten, die aufgrund der geschilderten Entwicklung wieder Konjunktur haben und mit ihren einschlägigen Büchern derzeit Verkaufsrekorde einfahren, werden aber 2020 trotzdem (noch) nicht recht bekommen. Denn Jahre mit US-Präsidentschaftswahlen waren bisher immer gute Börsenjahre. Dafür wird die US-Notenbank sorgen – und wenn alles nichts hilft, der um die Wiederwahl kämpfende Donald Trump mit seinen Twitter-Botschaften.