Übernahme der Börse Mailand zahlt sich für Euronext aus
Der Börsenbetreiber Euronext hat trotz des zunehmend schwierigen Marktumfeldes im vergangenen Jahr Rekordergebnisse verbucht. Der paneuropäische Börsenbetreiber profitiert dabei von seiner Diversifizierungsstrategie, allen voran der 2021 abgeschlossenen Übernahme der Borsa Italiana. Deren Integration läuft so gut, dass Euronext jetzt erneut die Erwartungen für die Synergien angehoben hat.
So hat der Betreiber der Börsen in Amsterdam, Brüssel, Dublin, Lissabon, Mailand, Oslo und Paris die bis 2024 erwarteten Ebitda-Synergien von 100 Mill. Euro auf 115 Mill. Euro erhöht. Ende dieses Jahres dürften 70 Mill. Euro an Synergien erreicht sein, erklärte Euronext. Ursprünglich hatte der Börsenbetreiber bei der Übernahme der Börse in Mailand nur mit Synergien in Höhe von 60 Mill. Euro gerechnet.
2022 sei ein gutes Jahr gewesen, wobei es Euronext geholfen habe, in der gesamten Wertschöpfungskette präsent zu sein, erklärte Euronext-Chef Stéphane Boujnah. Die vor sechs Jahren begonnene Diversifizierungs-Strategie zahle sich angesichts des schwierigeren Umfeldes aus.
Der Umsatz des Börsenbetreibers legte 9,3% auf 1,4 Mrd. Euro zu. Das Nettoergebnis wiederum verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr um 5,9% auf 438 Mill. Euro, das um Sondereffekte bereinigte Nettoergebnis um 5,7% auf 555 Mill. Euro. Damit entsprachen die Ergebnisse in etwa den Erwartungen. So hatten Analysten laut Factset im Schnitt mit einem Umsatz von 1,42 Mrd. Euro und einem bereinigten Ergebnis von 551 Mill. Euro gerechnet.
Der Rückgang der Märkte ist auch an Euronext nicht spurlos vorbeigegangen. So sind die gehandelten Volumen in der zweiten Jahreshälfte wegen der geopolitischen Unsicherheit und der Geldpolitik deutlich gesunken. Die täglich gehandelten Volumen sanken im Schlussquartal um 17%. Im Januar sind sie erneut um annähernd 30% eingebrochen. Obwohl die Börsengänge ebenfalls zurückgegangen sind, konnte Euronext dank der Erhöhung der Gebühren 2022 mehr Geld aus Börsengängen einnehmen.
Um weniger von der Entwicklung der Märkte abhängig zu sein, entwickelte Euronext in den vergangenen Jahren Zusatzgeschäfte wie die Lieferung von Finanzdaten oder Dienstleistungen für börsennotierte Unternehmen. Die Einnahmen aus den Zusatzaktivitäten haben im vergangenen Jahr 58% des zugrundeliegenden Umsatzes ausgemacht. 2018 waren es nur 44%. Euronext werde nun weiter Ausschau nach guten Gelegenheiten halten, um sich entweder in Europa zu entwickeln und die Umsätze zu diversifizieren oder um mehr Wachstum zu generieren, erklärte Euronext-Chef Boujnah.
Die Aktie von Euronext legte Freitag an der Börse von Paris um 1,4% auf 76,08 Euro zu.