UBS rügt Modelle der Notenbanken

Weber kritisiert veraltete Preisstatistik - Die Cloud dürfte Plattformen der Banken vereinheitlichen

UBS rügt Modelle der Notenbanken

UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber hat Notenbanken veraltete Modelle zur Messung der Teuerung attestiert. Der Kreditwirtschaft sagt der Ex-Bundesbankpräsident voraus, dass Blockchain und Cloud-Lösungen eine Vereinheitlichung von Plattformen nach sich ziehen werden.bn Frankfurt – Ex-Bundesbank- und UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber hat der Europäischen Zentralbank indirekt eine überholte Preisstatistik bescheinigt. Ausdrücklich fordert er sie zu einem Rückzug aus ihren Anleihekäufen auf. Die Modelle der Notenbanken seien seit rund 30 Jahren nicht angepasst worden, bemängelte er am Donnerstag auf der Konferenz “Banken im Umbruch”. Die Preisstatistik sei in vielen Bereichen veraltet. Viele Produkte wie etwa Apps, welche die Menschen heute beschäftigten, würden kostenlos zur Verfügung gestellt, erhöhten aber in beträchtlichem Maße die Produktivität.Vor diesem Hintergrund sei eine Feinjustierung der Inflationsrate nicht angebracht: “Wenn ich 1,5 % Inflation messe und mir vorstelle, wie viel ich zugleich nicht messe, halte ich es für etwas absurd, dass die Notenbanken feinjustiert darauf achten, ob die Inflation 2,0 % oder 1,85 % ist”, sagte er. Diese Art Statistikgläubigkeit halte er für falsch.Weber zufolge steht dies der Notenbank beim Rückzug aus der ultralaxen Geldpolitik im Wege. Hätte sich die Notenbank bei der Formulierung ihres Inflationsziels von unter, aber nahe 2 % pro Jahr eine Marge von 1 Prozentpunkt zugebilligt, hätte sie bereits eine Grundlage, um ihre Anleihekäufe einzuschränken, wie er argumentiert. Für ihn steht fest, dass sich die EZB aus den Käufen zurückziehen muss. Sie sei “eher hinter der Kurve als vor der Kurve”. Zugleich forderte Weber von der Notenbank ein Signal an die Märkte, mit dem sie deutlich macht, wie sie weiter vorgehen will. Die EZB solle die Märkte nicht weiter verunsichern. Weber war von April 2004 bis April 2011 Präsident der Deutschen Bundesbank. Ein Jahr vor Ende seiner regulären Amtszeit erklärte er seinen Rücktritt, was er später mit Unbehagen wegen der Geldpolitik der EZB begründete. Digitale BeraterMit Blick auf den Fintech-Sektor stellte Weber am Donnerstag heraus, dass UBS keineswegs die Start-ups als Gegner betrachte, sondern vielmehr die großen Technologiekonzerne. So habe UBS in ihrem Heimatmarkt eine eigene Lösung für den digitalen Zahlungsverkehr entwickelt, um Paypal eine schweizerische Lösung gegenüberzustellen. Berater bleiben Weber zufolge bei aller Digitalisierung unverzichtbar. Die heutige Komplexität an den Märkten werde immer dafür sorgen, dass Kunden Kontakt zu einem Berater haben wollten, erklärte er. Dieser dürfe allerdings nicht nur analog agieren. Bei der UBS etwa könne der Kunde mittels App sein Portfolio im selben Datenraum anschauen wie sein Berater. Dies ermögliche auch die Erstellung einer Dokumentation der Kommunikation zwischen Kunde und Berater, wie dies die Regulierung fordere. Robo-Advice-Angebote treffen laut Weber dagegen nur in bestimmten Kundensegmenten auf Resonanz.Seiner Ansicht nach werden Blockchain und Cloud-Lösungen eine Vereinheitlichung der Plattformen im Banking nach sich ziehen. Anstatt sich um in die Jahre gekommene IT-Strukturen zu kümmern, werden die Institute demzufolge dann mit Hilfe gemeinsam betriebener Plattformen Synergien erzielen und damit ihre Ergebnisrechnung entlasten können. Denn in Anbetracht der Geldpolitik dürfte sich bei den Erträgen in den kommenden Jahren nicht allzu viel tun, wie Weber erläuterte.”Wir müssen massiv Kosten senken”, erklärte Hans-Walter Peters, Präsident des Bundesverbands deutscher Banken (BdB). Vor diesem Hintergrund dürfte die Konsolidierung im deutschen Kreditgewerbe anhalten. Dies geschehe aber jeweils innerhalb der jeweiligen Säule der Branche. Zu übergreifenden Fusionen sei man noch nicht bereit, und grenzüberschreitende Zusammenschlüsse seien “immer auch ein politischer Prozess”.