Umschuldung stützt Chinas Banken

Aufsicht bemüht sich um hohe Kreditvergabe an kleine und mittlere Firmen

Umschuldung stützt Chinas Banken

nh Schanghai – Chinas Bankensektor weist genügend Widerstandsfähigkeit auf, um mit einem harten Konjunktureinbruch und der damit einhergehenden Bonitätsverschlechterung im Unternehmenssektor fertig zu werden. Diese Auffassung vertritt die Bankenaufsichtsbehörde China Banking and Insurance Regulatory Commission (CBIRC). Wie deren Chief Risk Officer Xiao Yuanqi am Mittwoch auf einer Pressekonferenz erklärte, müsse man im Lauf des zweiten Quartals im Zuge der Coronakrise mit einem weiteren Anstieg der faulen Kredite rechnen. Insgesamt allerdings sei die Risikosituation unter Kontrolle und werde das heimische Finanzsystem nicht überfordern.Xiao zufolge ist der Anteil der als notleidend ausgezeichneten Kredite am gesamten Kreditvolumen nur geringfügig gewachsen. Die sogenannte Non-Performing-Loan-Quote (NPL) stieg demnach zum Ende des ersten Quartals von 1,98 % auf 2,04 %. Auch im laufenden Quartal sei nur mit einem moderaten Anstieg zu rechnen. Hinter der äußerst zahmen Steigerung der Kennzahl steht allerdings eine gewaltige Umschuldungsaktion. Die Institute haben unter der Regie der Aufsicht Kreditnehmern aus dem Lager der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) seit Ausbruch der Coronakrise Zahlungsaufschübe für säumige Kredite in einer Größenordnung von 880 Mrd. Yuan (rund 114 Mrd. Euro) gewährt. Darüber hinaus ist es gegenüber anderen Kreditnehmern zu einem Rollover von Krediten in Höhe von weiteren 576 Mrd. Yuan gekommen. Regulatorischer BeistandSeitens der CBIRC war den chinesischen Kreditinstituten im Februar zugesagt worden, dass sie in direktem Zusammenhang mit der Coronakrise gefährdete Kredite gegenwärtig nicht als “Non Performing” etikettieren und entsprechend auch noch nicht abschreiben oder mit bilanziellem Risikoeigenkapital unterlegen müssen. Dahinter steht der Wunsch, das Kreditvergabetempo trotz verschärfter Risikosituation hochzuhalten. Gleichzeitig rechnet man mit einer raschen Erholung der heimischen Konjunktur, die es den Unternehmen im weiteren Jahresverlauf wieder erlauben sollte, ihrem Zins- und Tilgungsdienst besser nachzukommen.Weitere Erleichterungen stehen in Sicht. So hatte der Staatsrat bereits am Vortag Pläne bekannt gegeben, die sogenannte NPL Coverage Ratio, also die Abdeckung von notleidenden Krediten mit bilanziellen Risikovorsorgeposten bei mittleren und kleineren chinesischen Geldhäusern phasenweise um bis zu 20 % zu senken. Auch davon verspricht man sich Freiraum, um die Kreditvergabe an die besonders unter der Coronakrise leidenden kleinen und mittleren Unternehmen anzukurbeln.Die Bemühungen scheinen zu fruchten: Tatsächlich ist die Kreditvergabe der chinesischen Banken im ersten Quartal schwunghaft um 20 % auf 7,1 Bill. Yuan gestiegen. Dabei kletterten die Ausreichungen an kleinere und mittlere Unternehmen überproportional um 26 %.Analysten betonen, dass die Gewährung von Zahlungsaufschüben und die Lockerung der Risikounterlegungsstandards wesentlich dazu beigetragen haben, dass die Assetqualität der chinesischen Banken zumindest auf den ersten Blick nicht sonderlich angegriffen wirkt. Im weiteren Verlauf des zweiten Quartals wird sich die Situation allerdings nach Meinung vieler Experten dramatisch verschlechtern.