Und jetzt die Wettbewerbsfähigkeit
ski Frankfurt – Starke Volkswirtschaften brauchen starke und profitable Banken. Davon ist aber gerade Deutschland ziemlich weit entfernt, meint der Präsident des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB), BayernLB-Chef Johannes-Jörg Riegler. Jüngste Äußerungen aus der Bundespolitik und auch die Tatsache, dass Kanzlerin Angela Merkel dieser Tage wieder einmal vor der Frankfurter Finanzgemeinde aufgetreten ist, zeugten zwar von entsprechender Einsicht. Diese komme allerdings etwas spät. Andere Regierungen seien Berlin insoweit leider um einiges voraus, sagte Riegler vor Journalisten.Man müsse Banken und Banker ja nicht mögen, sollte ihnen das Leben nach dem aus seiner Sicht grundsätzlich durchaus berechtigten “Jahrzehnt der Regulierung” jedoch nicht unnötig schwermachen. Auch wenn die hiesige Kreditwirtschaft heute insgesamt stabil und krisenfest sei: Im gegebenen Umfeld verdienten die wenigsten Banken ihre Kapitalkosten. Und mit Basel IV drohten nun zusätzliche Kapitalanforderungen und Wettbewerbsnachteile. Derweil konkurrierten in Europa elf Aufsichtsbehörden miteinander und überschütteten die Banken mehrmals pro Woche mit unabgestimmten und sich weitgehend überschneidenden Anfragen, bei denen aber jede Behörde noch einige nur mit sehr großem Aufwand zu erfüllende Sonderwünsche habe. Mehr Zeit für die KundenDabei sollte es doch möglich sein, mit einmaligem Aufwand einen großen, von den Banken nach zuvor abgestimmten einheitlichen Definitionen zu befüllenden Datenpool zu schaffen, aus dem jede Aufsicht die benötigten Informationen abgreifen kann – ein Beispiel, wie man den Banken Erleichterungen verschaffen könne, ohne die Zügel locker zu lassen. Riegler hält es für zwingend, dass die Verantwortlichen in den Banken endlich wieder mehr Zeit und Ressourcen für den Blick nach vorn haben und sich auf die Kunden und das Geschäft konzentrieren können, statt auf Dauer durch Regulierungsthemen blockiert zu sein.Ohne die Notwendigkeit der Regulierung, die freilich risikoorientiert sein müsse, grundsätzlich in Frage zu stellen, forderte er, dass nun “das Jahrzehnt der Wettbewerbsfähigkeit” der deutschen Banken folgen müsse. Er wies auf die strategische Bedeutung seiner Branche für die Finanzierung und die Entwicklung der Wirtschaft hin und warnte, dass sich deutsche Kunden nicht dauerhaft auf die Unterstützung von Auslandsbanken verlassen könnten, sollte sich die seit neun Jahren günstige Wirtschaftslage einmal verschlechtern. Die deutsche Wirtschaft sollte ihren großen Investitionsbedarf daher auch unabhängig von externen Akteuren finanzieren können.Für die Banken komme erschwerend die Herausforderung durch die “Datengiganten” hinzu. Sorgen bereitet ihm nicht die Konkurrenz von Alibaba & Co. als solche. Was ihn aber erschrecke, sei, “mit welchem Tempo wir darauf antworten”, meinte Riegler, der dem Bankgewerbe für die nächsten fünf Jahre Veränderungen in einem Ausmaß prophezeite, wie es sie in den vergangenen 25 Jahren nicht gegeben habe.