Ungemütliche Zeiten für Investoren

Union Investment erwartet Rückschritt bei der Globalisierung und steigende Nervosität an den Märkten

Ungemütliche Zeiten für Investoren

Der zunehmende Populismus in Europa und den USA ist eine Gefahr für die Globalisierung, die Märkte und letztlich für Investoren, warnt Jens Wilhelm, Vorstand bei Union Investment.sto Mainz – Investoren müssen sich im kommenden Jahr auf zunehmend instabile Märkte einstellen und daher kontrolliert verstärkt ins Risiko gehen. Diese Prognose und Empfehlung sprach Jens Wilhelm, bei Union Investment zuständiges Vorstandsmitglied für das Portfoliomanagement und das Immobilienfondsgeschäft, bei der alljährlichen Risikomanagement-Konferenz seines Hauses in Mainz aus. Für die vermehrten Ausschläge an den Märkten sorgten die zunehmenden geopolitischen Unsicherheiten durch die um sich greifenden populistischen Strömungen in vielen Ländern, wie sie die bevorstehende Wahl in den USA oder der Brexit als Beispiele zeigten. “Das wird den Globalisierungszug langsamer werden und in einigen Regionen sogar ins Stottern geraten lassen”, so Wilhelm.Denn die Politiker würden auf die um sich greifenden populistischen Strömungen in ihren Ländern mit zunehmend nationalistischer Politik und erhöhten Staatsausgaben reagieren, erwartet der Chief Investment Officer der zu den Genossenschaftsbanken gehörenden Fondsgesellschaft. Die Globalisierung werde somit ausgebremst und die Haushaltskonsolidierung noch schwieriger.Mit Blick auf Europa und die jüngsten Probleme bei der Unterzeichnung des Handelsabkommens Ceta mit Kanada wegen der Proteste in Belgien sagte Wilhelm: “Europa ist nicht mehr auf dem richtigen Pfad und muss sich ernsthaft Gedanken machen, wohin es will.” Mehr Integration sei angesichts der Stimmung in der Bevölkerung nicht mehr durchsetzbar. Einzelne Länder könnten sich dagegen bei den Kernthemen Außen- und Wirtschaftspolitik sowie Sicherung der Märkte auf eine vertiefte Zusammenarbeit verständigen, sprach er sich für ein Europa der zwei Geschwindigkeiten aus. Konjunktur bleibt stabilAngesichts des eher beunruhigenden geopolitischen Ausblicks hatte Wilhelm zumindest beruhigende Konjunkturprognosen mit Blick auf das kommende Jahr für die anwesenden institutionellen Kunden dabei. Das solide Wachstumstempo werde in den wichtigen Regionen der Welt aufrechterhalten. Und in den Schwellenländern seien stabilisierende Entwicklungen zu erwarten. Die Notenbanken würden grundsätzlich bis auf Weiteres bei ihrer expansiven Geldpolitik bleiben, wenn auch mit verändertem Instrumentarium, um die Kollateralschäden für Finanzbranche und Sparer zu mildern.Damit bleibe die Aussicht für Aktien günstig, für Renten dagegen problematisch. “Für Investoren bedeutet dies, dass sie auf der Risikoleiter weiter nach oben laufen müssen, um attraktive Risikoprämien zu finden.”Gegen den um sich greifenden Zweifel am Projekt Europa sprach sich Michael Meister aus, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen. Es habe seit der Lehman-Pleite große Fortschritte gegeben: “Die gemeinsame Bankenunion ist eine gewaltige Leistung in kürzester Zeit.”Ohne dieses Projekt und andere Fortschritte hätte es nach dem Brexit-Entscheid der Briten “viel stärkere Friktionen” gegeben. Es sei wichtig, die Errungenschaften Europas in den Blickpunkt zu rücken, um das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen, so Meister.