Union Investment legt Klimaziele vor
jsc Frankfurt
Das klimapolitische Ziel der Nettonull-Emissionen im Jahr 2050 setzt auch deutsche Fondsgesellschaften unter Zugzwang: Nachdem von den großen Adressen in Frankfurt zunächst die DWS im Dezember 2020 und Allianz Global Investors im März dieses Jahres im Rahmen einer globalen Initiative versprochen haben, die Idee einer Wirtschaft mit netto null Treibhausgasemissionen auch im Portfolio zu verwirklichen, zog am Montag Union Investment mit einer Klimastrategie nach: Neben einer Klimaneutralität im Wertpapierportfolio im Jahr 2050 bekräftigt die Gesellschaft ihre Ausschlussziele für die Kohlewirtschaft und kündigt für das kommende Jahr die Vorlage einer Strategie zu einem Ausstieg aus der Finanzierung sämtlicher Emissionen der Öl- und Gas-Wertschöpfungskette an. Für die größten Treibhausgasemittenten ist ein „systematisch eskalierendes Engagement“ vorgesehen, Fonds sollen auf ihre Klimawirkung hin beobachtet und gesteuert werden.
Auch will Union Investment weitere Fonds umstellen und neue Vehikel auflegen. Im Vertrieb über die genossenschaftliche Finanzgruppe fällt die Gesellschaft bisher mit einem Fokus auf wenige Produkte auf.
Auf Nachfrage konkretisiert das Unternehmen die Folgen der Schwellenwerte, die in der Kohlewirtschaft greifen: Die Ausschlussgrenze für die Förderung, die von aktuell 5% im Jahr 2025 auf 0% sinken soll, betrifft nach Berechnung aus dem vergangenen Jahr ein Anlagevolumen im dreistelligen Millionenbereich – heute verwaltet die Gesellschaft ein Vermögen von 428 Mrd. Euro. Betroffen sind viele Unternehmen in Schwellenländern, während etwa der Energiekonzern RWE auch nach dieser Regel im Portfolio bleiben darf, weil der Dax-Titel laut Union Investment keinen Umsatz mit der Förderung selbst, sondern nur mit der Verstromung von Kohle macht. Ab 2035 soll der Schwellenwert der Kohleverstromung von 25 auf 0% sinken, so dass sich RWE wandeln müsste.
Die Liste der Fondsadressen, die sich dem Klimaschutz verpflichten, ist mittlerweile lang: Der Initiative „Net Zero Asset Managers“, die das Nettonull-Ziel für das Jahr 2050 vorgibt und einige weitere Grundsätze formuliert, gehören neben der DWS und Allianz Global Investors auch ausländische Häuser an, etwa Amundi, BlackRock, Fidelity International, Franklin Templeton und UBS, die in Deutschland eine stärkere Präsenz haben. Union Investment will sich der Initiative ebenfalls anschließen.
Darüber hinaus haben mehrere Adressen, ähnlich wie einige Banken und Versicherer, konkrete Vorgaben für die Kohlewirtschaft gemacht: Allianz Global Investors setzt einen Schwellenwert von 30% sowohl für den Jahresumsatz beim Abbau als auch für den Kohleanteil an der Verstromung. Die Grenzen gelten ab Dezember 2021 für alle Publikumsfonds sowie – sofern die Investoren zustimmen – auch für Spezialfonds und Mandate. Die DWS beschränkt ihre Angabe auf ESG-Fonds und hat hier die Grenzen der Kohleumsätze zu Jahresbeginn von 25% auf 15% gesenkt. Die DekaBank nennt eine Schwelle für konventionelle Kapitalanlagen und Finanzierungen von 30% für die Förderung und von 40% für die Verstromung von Kohle, für nachhaltige Fonds gelten strengere Werte. An der „Net-Zero“-Initiative ist das Sparkassenhaus nicht beteiligt und verweist auf die Selbstverpflichtung der Sparkassen, die aber für das Emissionsziel in der Kapitalanlage keine genauen Vorgaben macht.
Wertberichtigt Seite 6