Im GesprächJoseph Pinto, M&G Investments

„Unsere Versicherung ist ein Innovationsmotor“

Aktives Management bleibt essenziell: Joseph Pinto spricht über die Strategie von M&G mit Fokus auf aktive ETFs und Private Markets.

„Unsere Versicherung ist ein Innovationsmotor“

Im Gespräch: Joseph Pinto

„Unsere Versicherung ist ein Innovationsmotor“

CEO von M&G Investments: „Wer als aktiver Manager bestehen will, muss überlegene Renditen liefern“

wbr Frankfurt

M&G Investments setzt weiterhin auf aktives Management als zentrale Strategie, trotz des zunehmenden Marktanteils passiver Investments. Unter der Führung von Joseph Pinto verwaltet das Unternehmen 346 Mrd. Pfund und fokussiert sich auf Wachstum in Private Markets und aktiven ETFs.

„Wer als aktiver Manager bestehen will, muss überlegene Renditen liefern. Nicht alle aktiven Manager werden in diesem Markt überleben“, warnt Joseph Pinto, CEO von M&G Investments. Für ihn ist klar: „Passive Investments sind ein bedeutender Trend, aber aktives Management bleibt unverzichtbar.“ Pinto übernahm im März 2023 die Führung von M&G Investments, einer Tochtergesellschaft des britischen Finanzdienstleisters M&G plc.

Zuvor war der Investmentprofi bei Pinto Natixis und Axa Investment Managers, wo er verschiedene Führungspositionen innehatte. M&G ist ein traditionsreiches britisches Unternehmen, das aus der Fusion von M&G Investments mit der europäischen Sparte des ehemaligen Mutterkonzerns Prudential hervorging. Das Unternehmen ist seit 2019 börsennotiert und verwaltet 346 Mrd. Pfund (403 Mrd. Euro) für private und institutionelle Anleger weltweit​.

Der Mutterkonzern M&G plc. legte am Mittwoch Zahlen vor. Das Unternehmen erzielte 2024 ein bereinigtes Betriebsergebnis vor Steuern von 837 Mill. Pfund, ein Anstieg von 5% gegenüber dem Vorjahr. Angesichts der Marktbedingungen sei es zu Nettomittelabflüssen von 1,9 Mrd. Pfund gekommen, während die Assets under Management durch positive Börsenentwicklungen um 2 Mrd. Pfund wuchsen, heißt es in der Mitteilung.

Aktive ETFs als Brücke

Ein besonders dynamisches Feld im Assetmanagement sieht Pinto in der Entwicklung aktiver ETFs. „Wir sehen ein wachsendes Interesse an aktiven ETFs und arbeiten an Lösungen, die eine Brücke zwischen traditionellem aktivem Management und den Vorteilen von ETFs schlagen.“ Diese Produkte müssten eine wettbewerbsfähige Gebührenstruktur mit überzeugender Performance kombinieren.

Nach Pintos Einschätzung sind aktive ETFs besonders in Bereichen wie Fixed Income und quantitativen Strategien gefragt. Auch das Kundenverhalten verändere sich: „Viele Investoren, die aktive ETFs nutzen, sind digital-affin und kaufen über Plattformen. Daher müssen wir nicht nur die richtigen Produkte entwickeln, sondern auch Partnerschaften mit digitalen Vertriebskanälen ausbauen.“

Die Kombination aus Flexibilität, potenzieller Outperformance und den Vorteilen traditioneller ETFs – wie geringeren Kosten und höherer Transparenz – mache das Konzept aus. „Das macht aktive ETFs so zukunftsträchtig“, betont Pinto.

Wachstum durch Private Markets

M&G setzt strategisch stark auf Private Markets, Infrastrukturinvestitionen und alternative Anlageklassen wie Immobilien. Die Nachfrage nach solchen Investments sei insbesondere bei institutionellen Investoren hoch, die Diversifikation und höhere Renditen suchen.

Pinto beschreibt die Wachstumsstrategie als Mischung aus organischem Wachstum und gezielten Übernahmen: „Kürzlich haben wir eine Mehrheitsbeteiligung an PCP erworben, einem führenden europäischen Unternehmen für Private Credit im Non-Sponsor-Sektor", führt der Vorstandschef aus. "Zusätzlich haben wir die Kontrolle über Baumont übernommen, einen Immobilienspezialisten im Value-Add-Bereich.“

Ein weiteres zentrales Thema im Finanzsektor ist der Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI). M&G nutzt KI als Hilfsmittel, um Muster zu erkennen und datengetriebene Entscheidungen zu unterstützen. „KI wird eine immer größere Rolle spielen. Wir nutzen sie als zusätzliches Werkzeug, aber die finale Entscheidung bleibt beim Fondsmanager“, stellt Pinto klar.

Konkurrenz durch Tech-Riesen

Er glaubt nicht, dass große Technologieunternehmen wie Amazon oder Google direkt in das aktive Assetmanagement einsteigen werden: „Amazon oder Google könnten in den Finanzmarkt eintreten, aber eher im Bereich Kundenplattformen und Datenanalyse. Ich glaube nicht, dass sie aktiv Portfolios managen werden.“ Entscheidend sei die Kontrolle über die Kundenbeziehung. „Tech-Firmen haben die Datenhoheit – das ist ein entscheidender Vorteil.“

Tokenisierung der Branche

Langfristig erwartet Pinto eine tiefgreifende Transformation der Branche: „In 20 Jahren könnte die Branche völlig anders aussehen. Tokenisierung, Künstliche Intelligenz und digitale Plattformen werden das Assetmanagement revolutionieren.“

Versicherung als Vorteil

Eine besondere Rolle innerhalb der M&G-Gruppe spielt die Versicherungssparte. Diese biete nicht nur eine stabile Kapitalquelle, sondern auch Innovationspotenzial. „Unsere Versicherungssparte bietet uns langfristiges Kapital, das uns erlaubt, neue Strategien zu entwickeln“, erläutert Pinto. M&G verwaltet 74 Mrd. Pfund (86 Mrd. Euro) in Private Markets – viele dieser Strategien wurden durch das Versicherungsgeschäft ermöglicht. „Wir sehen die Versicherung aber nicht nur als Kapitalquelle, sondern auch als Innovationsmotor.“

Die enge Verbindung zwischen Assetmanagement und Versicherung gebe M&G einen strategischen Vorteil. In einem Marktumfeld, in dem viele Assetmanager mit kurzfristigen Kapitalflüssen kämpfen, sei dies ein wichtiges Differenzierungsmerkmal: „Unsere Stärke liegt in der Kombination aus Assetmanagement und Versicherung. Diese Synergie ermöglicht es uns, langfristig Kapital zu investieren und innovative Produkte zu entwickeln.“

Von Wolf Brandes, Frankfurt
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